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Beobachter

Beobachter

Titel: Beobachter
Autoren: C Link
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schlau. Allein der Austausch hier auf dieser nächtlichen Straße barg für sie viel zu viele Risiken. Auch konnte sie Gillian weit besser kontrollieren. John war einen Kopf größer als sie, er war ausgebildeter Polizist und zudem ein gut trainierter Sportler. Er war nicht einmal halb so erschöpft und verängstigt wie Gillian. Er war ein weit gefährlicherer Gegner, und Tara wusste das.
    »Ihr Handy«, sagte sie anstelle einer Antwort. »Und den Schlüssel!«
    Er zog sein Handy aus der Hosentasche, kauerte sich nieder und schubste es auf der Straße zu den beiden Frauen hinüber. Es schlitterte über die flache, gefrorene Schneedecke und blieb direkt vor Taras rechtem Fuß liegen.
    »Sehr schön. Den Schlüssel!«
    John richtete sich wieder auf. »Den habe ich stecken lassen.«
    »Dann holen Sie ihn. Ich steige nicht in das verdammte Auto, um dann festzustellen, dass Sie mich belogen haben. Ich will den Schlüssel haben !«
    Rückwärts ging er zu seinem Auto zurück.
    Sie hat noch nicht bemerkt, dass ich einen Beifahrer habe, dachte er, sonst hätte sie ihn bereits aussteigen oder ihn den Schlüssel bringen lassen. Klar, die Scheinwerfer blenden sie. Sie kann nichts dahinter erkennen.
    Er überlegte, ob sich daraus ein Vorteil schlagen ließ. Die Tatsache, dass Tara Caine glaubte, nur einen Gegner zu haben, während es in Wahrheit zwei waren, hätte ein Ass im Ärmel sein können. Wenn das Ass nicht ausgerechnet Samson Segal gewesen wäre.
    Erst neben seinem Wagen drehte er sich um und öffnete die Fahrertür. Es gelang ihm nur in letzter Sekunde, einen Laut der Überraschung zurückzuhalten: Der Beifahrersitz war leer.
    Der Rücksitz auch, wie er mit einem raschen Blick feststellte, ebenso der Kofferraum.
    Samson Segal hatte das Auto verlassen. Zweifellos durch die Heckklappe. Das hätte John ihm absolut nicht zugetraut. Er musste den Schalter für die Entriegelung neben dem Lenkrad entdeckt und betätigt haben, hatte sich dann nach hinten geschlängelt und durch eine nur einen Spalt breit geöffnete Heckklappe auf die Straße gerollt.
    Und dann? Was hatte er vor?
    John fühlte sich tief beunruhigt. Es gab ein paar Büsche rechts und links, kahl zwar um diese Jahreszeit, aber vom Schnee in dicke, große Schneebälle verwandelt. Irgendwo dahinter musste er sich herumdrücken, etwas anderes war nach menschlichem Ermessen nicht denkbar.
    Das konnte verdammt in die Hose gehen.
    Ich hatte ihm gesagt, er soll sich nicht bewegen, dachte er wütend. Der kann was erleben, wenn ich ihn erwische.
    »Wird’s bald?«, rief Tara.
    Er zog den Schlüssel ab.
    Er hoffte, dass Samson nicht irgendetwas Verrücktes vorhatte. Es war ein denkbar ungünstiger Moment, sich zum Helden aufzuschwingen. Er war hoffnungslos verliebt in Gillian und sicher wild darauf, sich zu ihrem Retter zu machen, aber das konnte eigentlich nur in einem Fiasko enden.
    Ich hätte ihn nicht mitnehmen sollen. Es war von Anfang an keine gute Idee.
    Mit dem Schlüssel in der Hand näherte er sich langsam den beiden Frauen. Gern hätte er mit den Augen das Gelände rechts und links der Straße abgesucht, um Samson zu erspähen und sich eine Vorstellung davon zu machen, was dieser plante, aber er wagte es nicht. Tara hätte bemerkt, dass er nach irgendetwas oder irgendjemandem Ausschau hielt. Wenn er einen Fehler keinesfalls machen durfte, dann den, Tara Caine zu unterschätzen.
    »Alles klar«, sagte er, »ich habe jetzt hier den Schlüssel.«
    »Her damit. Auf demselben Weg wie das Handy!«
    Er ließ den Schlüssel über den Schnee rutschen. Er zielte dabei so, dass er ein gutes Stück von dem Handy entfernt landete. Er brauchte Tara die Situation nicht zu erleichtern.
    »Eine Knarre haben Sie nicht zufällig, Exbulle?«, fragte Tara.
    »Nein.«
    »Ziehen Sie Ihre Jacke aus und werfen Sie sie schön weit von sich!«
    Er tat, wie ihm geheißen. Mit den Augen tastete sie seinen Pullover ab, konnte jedoch nirgends die verräterische Ausbuchtung eines Pistolenhalfters erkennen. Damit musste sie sich zufriedengeben, eine genauere Untersuchung ließen die Umstände nicht zu.
    John sah, dass Tara ganz langsam in die Hocke ging. Mit der Drahtschlinge zwang sie Gillian, jede ihrer Bewegungen mitzumachen. Das Messer blieb direkt an Gillians Hals. Dennoch würde es gleich einen kritischen Moment geben – kritisch für Tara. Sie hatte nur zwei Hände. Mit der einen musste sie die Drahtschlinge halten. Mit der anderen musste sie zunächst das Handy greifen und in die
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