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Belsazars Ende

Titel: Belsazars Ende
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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glaube. Sie sind hier der einzige, der sich um Arbeit reißt.«
    »Tu ich gar nicht! Bloß bei manchen Sachen. Hauptsache spannend. So wie Mord zum Beispiel.«
    »Aber das hier sieht eher nach Totschlag aus; vielleicht sogar nur schwere Körperverletzung, wer weiß.«
    »Is’ doch ganz egal. Bis jetzt war et jedenfalls klasse.«

    Sie erkundigten sich beim Pförtner nach dem Weg und fuhren dann im Schrittempo bis zur forensischen Sucht.
    Auf ihr Klingeln kam ein Pfleger herangeschlurft und schloß die Tür auf. Er sagte nichts, sah sie nur abwartend an.
    Van Appeldorn zog seinen Dienstausweis. »Tach, van Appeldorn«, stellte er sich vor.
    »Ou, bent U ok nederlands?« fragte der Pfleger.
    »Nein«, stöhnte van Appeldorn, »ich heiße bloß so.«
    »Wir wollen Heinz Mülders vernehmen«, sagte Toppe.
    »Der sitzt im KiB. Kommen Sie mit auf Station, dann erwischen Sie noch den Doktor. Der macht gerade Visite.«
    Sie trafen den Arzt auf dem Flur: ein schlanker, durchtrainierter Mann in den Vierzigern. Etwas steif stellte er sich vor: »Jean Nagel«, und fragte, zu wem sie wollten und warum. Er sprach korrektes Deutsch, allerdings mit sehr starkem Akzent.
    »Sie sind Franzose«, stellte van Appeldorn fest.
    Nagel zog die Brauen zusammen. »Nein, Belgier! Ja, also, Mülders ist am Samstag schwer intoxikiert hier angekommen. Im Moment hat er noch leichte Entzugserscheinungen, aber Sie können ihn wohl vernehmen. Ich habe ein wenig Zeit, ich werde Sie begleiten.«
    Sie mußten über die ganze Station, auf der wohl hauptsächlich Junkies untergebracht waren.
    »Hier stinkt’s auf einmal so«, hörten sie die Kommentare, »die starken Jungs sind da.«
    Aus einem voll aufgedrehten Recorder auf einem Tisch in der Ecke dröhnten die »Böhsen Onkelz«. Zwei Männer, der eine ein schlanker Bruder von Qualtinger mit Irokesenschnitt, der andere dürr, bleich und tätowiert, saßen direkt daneben und tranken Kaffee. Qualtinger spuckte auf den Boden, als sie vorbeikamen.
    »Die neue Herrenrasse«, sagte van Appeldorn laut. »Da kommt Hoffnung auf.«
    Sie gingen durch eine Tür und standen im KiB. Alles hier war eng und düster. Rechts eine Theke, hinter der zwei Pfleger saßen und guckten. Geradeaus in dem Zimmer sei Mülders, meinte der Arzt.
    ,Zimmer’ war geschmeichelt; ein karger Raum, zwei Metallbetten mit Fixiergurten, ein Spind, ein Stahlwaschbecken, Gitterfenster mit Milchglas und, als Tribut an die Gemütlichkeit, zwei braune Sitzwürfel.
    Heinz Mülders saß auf einem der beiden Betten. Sein grauer Trainingsanzug harmonierte perfekt mit seiner Gesichtsfarbe. Es ging ihm noch nicht allzu gut; er schwitzte und zitterte leicht.
    Der Arzt wollte sich verabschieden. »Er kriegt noch Distra«, erinnerte er sie.
    »Einen Augenblick«, hielt ihn van Appeldorn zurück. »Wo bewahrt ihr denn seine Privatklamotten auf?«
    »Im Spind. Soll ich den aufschließen lassen?«
    Toppe hatte sich inzwischen mit Mülders bekannt gemacht. Van Appeldorn stürzte grußlos ins Zimmer, knallte die Schreibmaschine auf einen der Sitzwürfel und wartete, bis der Pfleger den Spind aufgeschlossen, den Plastiksack mit der Kleidung herausgeholt hatte und gegangen war. Er durchwühlte naserümpfend den Sack und fischte schließlich befriedigt ein Paar ehemals weißer, abgetragener 42er Puma Schuhe heraus.
    »Wat habbich mit Mordkommission am Hut?« fragte Mülders verwirrt. »Ich dacht’, ihr kommt von Einbruch.«
    Toppe setzte sich auf das freie Bett. »Es geht um Montag, den 30.10. also Montag vor einer Woche. Was haben Sie an dem Tag gemacht?«
    »Herr Kommissar, wie soll ich dat denn wissen? Habbich mit die Kumpels ein’ gesoffen, unten anne Torte.«
    Van Appeldorn ließ sich auf einem der beiden Sitzwürfel nieder und stellte Mülders’ Schuhe neben sich.
    »Den ganzen Tag gesoffen?« hakte Toppe nach.
    »Ja! Wat sons?«
    »Und wo haben Sie gewohnt?«
    »Ich hab’ Platte gemacht.«
    »Bei dem Sauwetter haben Sie Platte gemacht?« meinte Toppe zweifelnd. »Wo denn?«
    Mülders zitterte jetzt stärker. »Scheiße! Weiß ich do’ nich’. Ir’ndwo auf ’m Neubau.«
    Van Appeldorn sprang auf und pflanzte sich direkt vor Mülders’ Füße. »Jetzt paß mal auf, Jung. Ich habe keine Zeit, mir solchen Mist anzuhören. Du bist am Montag abend auf der Tiergartenstraße gesehen worden. Wo kamst du her? Wo gingst du hin?«
    Mülders sah langsam an van Appeldorn hoch. »Weiß ich ni’ mehr.« Er zitterte wie verrückt.
    »Erzähl keinen Quatsch«,
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