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Belsazars Ende

Titel: Belsazars Ende
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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Rachen und spuckte ihn an die Schaufensterscheibe.
    Wenn sich nix Neues auftat, mußt’ er wohl ma’ wieder auf Alki machen un’ in Entzuch gehen. Scheiß-Klapse.
    ’n halben Liter Roten hatt’ er noch; würd’ grad ma’ genucht sein bis morgen. Aber dann mußt’ ihm wat einfallen, sons’ war Asche, ’n Bruch war au’ Kacke, diesma’ würden se ’n echt verknacken. Oder ’ne Handtasche?
    An der Tankstelle kam ihm einer entgegen, aber der hatte es so eilig, daß er ihn nicht nach Feuer fragen konnte.
    Mülders taperte weiter die Tiergartenstraße entlang.
    Hee! Wat war dat denn? Er pfiff leise durch seine Zahnstummel. Da stand doch echt die Türe los – sperrangelweit.
    Verstohlen sah er sich um, während er ganz langsam weiterging. Kein Mensch zu sehen.
    ’ne große Villa, stockdunkel, überhaupt kein Licht an – doch, da hinten im Garten; mußte ’ne Werkstatt sein oder so wat. Ja, kla’, ej, da wohnte doch so’n Maler, oder wat dat war.
    Er kehrte um und ging langsam zurück. Wen’stens ma’ kucken. Ers’ ma’ hinten, ob da einer is’.
    Scheiß-Kies! Knirscht wie Harry. Aber wenn er langsam, immer im Schatten am Haus …
    Unter dem Fenster, aus dem das Licht auf die breite Einfahrt fiel, duckte er sich und verschnaufte. Dann kam er vorsichtig hoch und lugte durch die Scheibe. Nix – kein Arsch zu sehen. Er richtete sich auf und sah jetzt ungeniert hinein. Wie ausgestorben.
    Flink, aber immer noch darauf bedacht, möglichst wenig Lärm zu machen, huschte er zur offenen Haustür zurück, schlüpfte in den dunklen Flur und schloß die Tür hinter sich.
    Totale Finsternis! Un’ er hatte nich’ ma’ ’n Streichholz.
    Sich vorsichtig vortastend, immer eine Hand an der Wand, schlich er auf die Tür am Ende des Flurs zu, unter der er einen feinen Lichtstreifen erkennen konnte. Mußte die Werkstatt sein.
    Seine rechte Hand griff ins Leere – eine offene Tür.
    Er trat ein.

2
    Kommissar Norbert van Appeldorn wanderte ungeduldig vor dem Denkmal des Großen Kurfürsten auf und ab. Als der Anruf kam, war er gleich hinausgegangen, damit Helmut erst gar nicht klingelte.
    Die Kleine zahnte, und wenn sie geweckt wurde, war’s mit der Nachtruhe meistens endgültig vorbei.
    Die Straßen hier an der Burg waren völlig ausgestorben. An Wochentagen wurden in dieser Stadt immer noch spätestens um zehn die Bürgersteige hochgeklappt.
    Endlich hörte er das ungesunde Tuckern von Toppes altem Passat.
    »Du hast dir aber ganz schön Zeit gelassen«, muckerte van Appeldorn seinen Chef an, als er in den Wagen stieg.
    »Ach, diese blöde Kiste«, knurrte Toppe, »erst will sie nicht anspringen, und dann geht sie mir unterwegs noch dreimal aus, ’n Abend erst mal.«
    Van Appeldorn suchte eine bequeme Stellung für seine langen, dünnen Beine. »Abend? Guten Morgen, würd’ ich sagen. Was gibt’s denn eigentlich?«
    Toppe hatte inzwischen gewendet und fuhr den Kirchberg hinauf. »Weiß ich auch nicht so genau. Der diensthabende Notarzt rief über Funk an. Er hat in der Tiergartenstraße einen Herrn van Velden abgeholt, mit schweren Schädelverletzungen. Äußere Gewalteinwirkung, sagt er.«
    »Van Velden? Der Bildhauer?«
    »Keine Ahnung.«

    Vor der alten Villa warteten die Kollegen von der Schutzpolizei. Eine Handvoll Schaulustiger stand herum; die meisten hatten sich nur rasch eine Jacke oder einen Mantel über den Schlafanzug geworfen.
    Toppe parkte in der Kieseinfahrt.
    »Schönes Anwesen.«
    »Das soll wohl. Van Velden ist schließlich ein großer Sohn unserer Stadt«, antwortete van Appeldorn.
    »Ist er?«
    »Na, frag mal den Bürgermeister.«
    Kollege Flintrop schlenderte lässig auf sie zu.
    Er war einer der wenigen, mit dem es hin und wieder Ärger gab, weil er seine Abneigung gegen die Kripo wie ein Banner vor sich her trug und immer mal wieder gern seine Kompetenzen überschritt.
    »’n Abend Flintrop. Wissen Sie, warum man uns rausgerufen hat?«
    »Tjaa«, Flintrop ließ sich Zeit, »da hat wohl einer einem eins über die Rübe gegeben.«
    »Äußerst gelungene Formulierung, Flintrop«, bemerkte van Appeldorn. »Muß wohl an mir liegen, daß ich’s nicht ganz verstehe. Vielleicht könntest du’s ein bißchen genauer machen für mich.«
    »Das war der Herr van Velden«, ließ sich ein älterer Mann in einem gestreiften Bademantel vernehmen. »Ich mein’, genau gesehen hab’ ich’s ja nicht, aber es wohnt ja keiner hier sonst.«
    Toppe und van Appeldorn wechselten einen verwirrten
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