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Belsazars Ende

Titel: Belsazars Ende
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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riß Toppe die Hutschnur. »Es reicht, Berns«, zischte er leise, und zum Arzt: »Ich denke, am besten erzählen Sie von Anfang an.«
    Der Arzt rieb sich geräuschvoll die blonden Bartstoppeln. »So gegen zehn nach elf war der Anruf. Wir kamen ganz gut durch und waren um 23.19 Uhr hier. Die Haustür war verschlossen. Ich habe geklingelt, und als keiner öffnete, sind wir hintenrum zur Werkstatt gegangen. Man konnte sehen, daß dort Licht brannte. Und hier war gottlob die Tür offen.«
    »Was heißt offen?«
    »Nun, der eine Türflügel stand auf. Van Velden saß mit dem Rücken zu uns zusammengesunken hier am Schreibtisch.«
    »Wie genau zusammengesunken?«
    Der Arzt runzelte ungeduldig die Stirn. »Ich denke, er hat auf dem Stuhl gesessen und einen Schlag auf den Hinterkopf gekriegt. Dadurch ist er wohl nach vorne gekippt. Jedenfalls lag er mit dem Oberkörper auf der Schreibplatte, das Gesicht nach unten.«
    »Und die Blutlache hier auf dem Boden?«
    »Wir mußten reanimieren«, antwortete der Arzt knapp.
    »Mitten in der Schnapspfütze?« fragte van Appeldorn.
    »Nein, nein, das ist hinterher passiert. Die Flasche stand auf dem Schreibtisch. Als wir van Velden auf die Trage hoben, habe ich sie im Umdrehen vom Tisch gewischt.«
    »Das ist doch wohl das Unglaublichste, was ich je gehört habe!« kam Berns angeschossen. »Wie dumm darf man eigentlich sein? Und diese Trampelpfade hier auf dem Boden und das Geschleife, das stammt wohl auch alles von Ihnen!«
    »Berns! Wenn du nicht sofort deine Klappe hältst«, pfiff ihn van Appeldorn scharf an, aber auch dem Arzt reichte es jetzt.
    »Ich bin Arzt«, meinte er mühsam beherrscht. »Und ich hab’s verdammt nicht nötig..«, aber dann besann er sich. »Der Mann war praktisch tot«, sagte er zu Toppe. »Ich habe meine Arbeit zu tun, und alles andere interessiert mich in dem Moment überhaupt nicht.«
    »Wie sah die Schädelwunde aus?« fragte van Appeldorn. »Könnte sie von der Wodkaflasche stammen?«
    »Möglich.«
    »Darf ich mal ebkes stören?« Flintrop stand im Türrahmen. »Ich muß den Herrn Doktor noch was fragen für mein Protokoll.« Er wedelte mit einem Blatt Papier.
    Van Appeldorn gähnte laut.
    »Ja also, Herr Doktor, welche Verletzungen hatte der Mann genau?«
    »Schädelimpressionsfraktur.«
    »Aha.« Flintrop legte das Formular an den Türrahmen und schrieb, langsam vor sich hin buchstabierend.
    »So. Gut. Besteht Lebensgefahr? Und muß der Patient stationär bleiben?«
    Der Arzt rieb sich mit beiden Händen die Augen und schüttelte fassungslos den Kopf. »Das kann man so sagen«, murmelte er schließlich.
    »Na prima, das war’s schon«, rief Flintrop aufgeräumt. »Schönen Dank auch und nix für ungut, Herr Doktor.«
    »Hören Sie«, der Arzt sah Toppe ernst an. »Wir haben van Velden mit Mühe und Not lebend nach Nimwegen bringen können. Ich glaube aber nicht, daß er durchkommt.«
    Toppe nickte. »Der Schreibtischstuhl ist umgefallen, als Sie van Velden reanimiert haben?«
    »Muß wohl.«
    »Die Papiere hier unterm Ateliertisch, der Rollwagen, die ganzen Werkzeuge..«
    »Das waren wir nicht, wenn Sie das meinen. Mir ist nur die Flasche runtergefallen, und vielleicht sind noch ein paar Zettel hier vom Schreibtisch gerutscht, als wir ihn auf den Boden gelegt haben, aber sonst? Nein. Warten Sie, doch, ich erinnere mich. Wir mußten mit der Trage um den umgekippten Rollwagen rum, als wir reinkamen; und über diese Papierrollen bin ich auch gestiegen.«
    »Ist Ihnen jemand entgegengekommen, als Sie ankamen?« fragte van Appeldorn. »Oder haben Sie vielleicht jemanden weglaufen sehen?«
    »Nein, keins von beidem. Als wir zum Wagen zurückkamen, standen ein paar Nachbarn herum. Das war alles. Van Velden war auch allein hier drin. Aber, meine Güte, glauben Sie, ich hatte Zeit, auf so was zu achten? Wir haben versucht, van Velden einigermaßen stabil zu kriegen, ihn auf die Trage gelegt und sind auf dem schnellsten Weg wieder raus.« Er ließ die Arme hängen.
    »Ich kann Ihnen wirklich nicht mehr sagen. Hören Sie, ich bin jetzt seit dreißig Stunden im Dienst. Ich weiß kaum noch, wie ich heiße.«
    »Natürlich«, sagte Toppe. »Wir haben auch im Augenblick keine weiteren Fragen mehr. Und wenn sich noch was ergibt, wissen wir ja, wo wir Sie erreichen können.«
    Er hielt dem Mann seine Hand hin, aber der Arzt nahm das gar nicht mehr wahr. Er beeilte sich, raus und vielleicht endlich ins Bett zu kommen.
    Van Appeldorn reckte sich. »Arme Socke. Sein
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