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Belsazars Ende

Titel: Belsazars Ende
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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Blick.
    »Wohnen Sie nebenan?« begann Toppe.
    »Ja.« Der Mann kam heran. »Berghaus, mein Name.«
    »Können Sie uns Näheres erzählen?«
    »Ja, Gott, wir hören den Krankenwagen, meine Frau und ich. Und ich sag’, laß uns doch mal gucken, was da los ist. Aber da ist erst mal gar nichts zu gucken. Die Haustür ist zu, und kein Mensch ist zu sehen, bloß der Krankenwagen. Aber dann kommen die Sanitäter und der Doktor von hinten mit der Trage gelaufen. Die waren so schnell im Wagen, ich könnt’ gar nicht so genau sehen, wer da drauf lag. Muß aber Herr van Velden gewesen sein, so von der Statur her, und außerdem wohnt ja auch kein anderer hier im Haus.« Er holte kurz Luft. »Der Doktor sagt mir dann, er müßte die Polizei anrufen, der Mann war’ niedergeschlagen worden, und ob ich hier warten könnte, bis die Polizei da ist. Mehr weiß ich auch nicht.«
    »is’ doch genau, wat ich sach«, mischte sich Flintrop ein. »Ihr könnt hier vorne übrigens nicht ins Haus. Die Tür ist zu, und et scheint wirklich keiner da zu sein sonst. Aber hinten die Werkstatt steht los. Da isset wohl auch passiert. Wir haben bloß ebkes durch die Tür gespinxt. Dat sieht vielleicht aus da drin! Wenn ihr mich fragt, ihr kriegt gut wat zu tun«, freute er sich.
    Der linke Flügel der eisernen Doppeltür stand weit offen. Es war die Werkstatt des Bildhauers, ein quadratischer, hoher Atelierraum. In der Mitte ein monumentaler Tisch, an der gegenüberliegenden Wand links ein Schreibtisch, daneben ein hoher Rollschrank, rechts davon eine Tür. An der rechten Wand ein Durchgang, mit einem Vorhang abgetrennt. Große Steinblöcke standen herum, teils roh, teils bearbeitet, an den Wänden offene Regale, eine Staffelei. Über allem lag eine feine, helle Staubschicht.
    Es herrschte ein unbeschreibliches Durcheinander. Ein schwerer Rollwagen war mitten im Raum umgekippt und hatte seinen Inhalt, Fräsen, Hämmer, Meißel, auf dem Fußboden verteilt. Papiere, Plakate und Rollen, Stifte, Lineale, ein Storchenschnabel, alles war vom Ateliertisch heruntergewischt worden. Nur eine einsame Sektflasche stand wie ein Ausrufezeichen auf der leergefegten Tischplatte.
    Der Schreibtischstuhl war umgefallen.
    In der Staubschicht am Boden erkannte man eine Unzahl von Schuhspuren.
    Vorsichtig traten die beiden Kripoleute ein.
    »Das sieht ja schwer nach einem Kampf aus«, meinte van Appeldorn.
    »Mmh.« Toppe ging hinüber zum umgekippten Stuhl. Auf der Rückenlehne sah er frische Blutspuren, auch auf dem Schreibtisch und dem Wust der darauf verteilten Papiere und Bücher. Zwei Gläser standen an der rechten Kante, in einem war ein kleiner Rest einer klaren Flüssigkeit. Auf dem Boden, gleich am Schreibtisch, lag neben verstreuten Stiften und Papierkram eine zerbrochene Wodkaflasche. Die Schnapspfütze hatte sich mit einer größeren Menge Blut vermischt.
    Van Appeldorn sah sich die Scherben genauer an. »Ob das wohl die Tatwaffe war?«
    Toppe schnupperte an dem Glas. »Noch ganz frisch, der Wodka. Steht sicher noch nicht lange hier.«
    »Na, dann wollen wir mal.« Van Appeldorn ging zum Telefon hinüber, holte ein Taschentuch aus der Hosentasche und nahm damit vorsichtig den Hörer ab. »Wer hat denn heute Bereitschaft beim ED?«
    »Berns.«
    Van Appeldorn grinste. »Wird mir ein ganz besonderes Vergnügen sein«. Und dann, nach ein paar Sekunden, mit süßem Flöten in der Stimme: »Bernsilein, schmeiß doch bitte den Transit an. Wir haben ein wenig Arbeit für dich.«
    Toppe konnte Berns’ vertrautes Gepolter hören, aber er achtete nicht weiter darauf.
    Jemand hatte versucht, den Rollschrank neben dem Schreibtisch aufzubrechen. Das Schloß war nur teilweise herausgehebelt, ein dünner Meißel steckte.
    »Sieht nach einem Einbruch aus, was meinst du?«
    »Und mit dem Einbrecher zusammen hat van Velden dann Wodka getrunken«, feixte van Appeldorn.
    Mit der Rückseite seines Zeigefingers befühlte er vorsichtig den heilgebliebenen Flaschenhals.
    »Kalt«, sagte er. »Die ist noch nicht lange aus dem Eisfach.«
    Toppe ging zur Hintertür.
    »An dieser Tür ist das Schloß in Ordnung«, rief er van Appeldorn hinterher, der die gegenüberliegende Tür geöffnet hatte. Als der dort den Lichtschalter fand, konnte Toppe einen Blick in einen langen Flur werfen.
    Er ging zum Vorhang an der rechten Wand, schob ihn zur Seite und stand in einem kleinen, gemütlichen Raum, der vom schummrigen Licht einer Stehlampe erhellt wurde. An der linken Seite war eine Art
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