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Belsazars Ende

Titel: Belsazars Ende
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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über van Veldens literarische Vorlieben unterhalten.«
    »Oft? Hätte einmal nicht gereicht?«
    Sie lachte. »Da haben Sie wahrscheinlich recht. Aber der nimmt es wohl ziemlich genau mit seiner Arbeit. Der wollte sich die Bücher, die Herr van Velden zurückgebracht hatte, immer angucken.«
    »Seit wann hatte Rambach diese Angewohnheit?«
    »Och, schon ziemlich lange, sicher schon zwei Jahre.«
    »Haben Sie sich darüber nicht gewundert?«
    »Nein«, sagte sie und sah ihn unsicher an, »eigentlich nicht. Habe ich etwas falsch gemacht?«
    »Nein, nein«, beruhigte Toppe sie. Was hatten die Leute heute bloß alle? Sah er denn so bedrohlich aus?
    Er bedankte sich besonders freundlich und ging dann hinunter zum Königsgarten, wo er mit Mühe noch eine Parklücke gefunden hatte.
    Bedrohlich! Ziemlich mickrig fühlte er sich nach der letzten Nacht, und er war ganz froh, daß ihm keine Zeit blieb, seinen Gedanken nachzuhängen.
    Siegfried Rambach, mein Gott! S. Rambach, S. Ra, mehr S. Ro!

    Am Amphitheater war kaum noch was los.
    Die Schaulustigen hatten sich verzogen, nur ein paar Fotojournalisten lungerten noch herum und knipsten jeden Gegenstand, den der ED nach oben brachte.
    »Wissen Sie, wo Herr Rambach ist?« fragte Toppe in die Runde.
    Achselzucken, fragende Gesichter, »Keine Ahnung«.
    Van Gemmern lud eine braune Kiste in den Transit.
    »Wie lange brauchen Sie wohl noch?«
    »Wir sind fast durch. Halbe Stunde vielleicht.«
    »Meinen Sie, Sie können schon was sagen im Team, gleich um vier?«
    »Mal gucken«, antwortete van Gemmern nicht unfreundlich und verschwand wieder in der Tiefe.
    Flintrop freute sich; er hatte offensichtlich Spaß an Festnahmen.
    »Nur vorläufig«, rief ihm Toppe hinterher. »Ich will ihn zur erkennungsdienstlichen Behandlung. Sagen Sie ihm das.«
    Flintrop drehte sich nicht mehr um, hob aber zackig die Hand – er hatte ihn gehört.
    Toppe sah ihm nach und überlegte, an wen ihn der Gang erinnerte.
    Im Büro warteten schon alle auf ihn; auch Siegelkötter, der Staatsanwalt und der ED waren da.
    »Ich lasse gerade Rambach verhaften!«
    Sie fingen alle gleichzeitig an zu reden, am durchdringendsten Siegelkötter: »Den Journalisten? Mein Gott, wenn Sie da einen Fehler machen!«
    Keiner ging darauf ein, nur Dr. Stein sah ihn lange an und schüttelte dann ebenso lange ungläubig den Kopf.
    »Meine Fresse, Chef, meine Fresse!« brüllte Ackermann, und Berns kollerte was von,Irrenhaus’.
    Es dauerte eine Zeit, bis Toppe mit seinen Erklärungen durchkam.
    »Wenn’s schlecht läuft, Herr Stein, brauchte ich dann wohl eine richterliche Verfügung.«
    Stein lächelte. »Da sehe ich kein Problem.«
    »Hab’ ich das richtig mitgekriegt, Toppe?« fragte Berns. »Sagten Sie eben erkennungsdienstliche Behandlung?«
    »Ja«
    »Sie meinen, jetzt sofort?«
    »Sobald Rambach hier ist.«
    »Ach ja? Wissen Sie, wieviele Sachen noch für heute auf meiner Liste stehen?«
    »Ich habe Zeit«, schob sich van Gemmern vor Toppes Wutausbruch. Er hatte schon den Telefonhörer in der Hand. »Ich rufe schon mal den Arzt wegen der Blutprobe.«
    Ein kurzes Bollern an der Tür, dann flog sie auf, und Flintrop stieß Rambach ins Zimmer. Mitten im zweiten Schubs entdeckte er Siegelkötter, erstarrte und schaute belämmert auf seine Füße.
    Rambach tobte wie einstudiert irgendwas von »Mißbrauch« und »Nachspiel haben«.
    Van Appeldorn wechselte einen raschen Blick mit Toppe, ging dann zu Rambach und packte ihn am Ellbogen.
    »Guten Tag, Herr Rambach. Kommen Sie, wir gehen gleich rüber ins Vernehmungszimmer.« Damit hatte er ihn schon wieder auf den Flur hinausgeschoben.
    Toppe folgte ihnen und war froh, das ganze Gerüsel hinter sich zu lassen.
    Das Vernehmungszimmer war ein unfreundlicher Raum am Ende des Ganges, in dem es bis auf einen Schreibtisch und ein paar Holzstühle keine weiteren Möbel gab.
    »Nehmen Sie Platz«, sagte Toppe.
    Rambach hockte sich widerstrebend auf die Stuhlkante. »Ich weiß überhaupt nicht, was ich hier soll.«
    »Eins nach dem anderen«, erwiderte Toppe ruhig und wartete, bis van Appeldorn das Tonband eingestellt und das Mikro gerichtet hatte.
    »Montag, 6.11.91, 16.22 Uhr«, sagte er. »Vernehmung: Siegfried Rambach. Geboren?«
    »22.6.1963.«
    »In?«
    »Kleve.«
    »Prima, geht doch«, lächelte van Appeldorn freundlich.
    »Sind Sie mit einer erkennungsdienstlichen Behandlung einverstanden?« fragte Toppe.
    »Nein!« fuhr Rambach ihn an. »Warum sollte ich? Ich will endlich wissen,
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