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Belles Lettres

Belles Lettres

Titel: Belles Lettres
Autoren: Charles Simmons
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zu rezensieren», sagte Barry lauter.
    «Gut, dann nehmen wir sie eben nicht», sagte Virginia.
    «Weitere Vorschläge?» sagte Mr. Margin und öffnete das Thema damit für eine breitere Debatte.
    Es war schwierig zu verstehen, wer genau was sagte, aber einige der Vorschläge klangen so:
    «Wie wär's mit einer dieser Trochäen von der Columbia, zum Beispiel Morris Dickstein?»
    «Schwammig», sagte jemand.
    «Vielleicht jemand mit mehr. Format», sagte Mr. Margin.
    «Stephen Marcus?» sagte jemand. «Schwammig», tönte es erneut. «V. S. Pritchett», sagte jemand. «Der würde das nicht machen.»
    «Aber klar doch. Es geht immerhin um Norman Mailer.»
    «Ich finde, wir sollten in Amerika bleiben», sagte Mr. Margin.
    «Wie wär's mit einem anderen Romancier, Vonnegut etwa?»
    «Wie stehen die beiden zueinander? Liegen sie im Clinch?»
    «Vonnegut schreibt nicht mehr für uns, seit wir diesen Verriß über ihn gebracht haben.»
    «Ben DeMott würde sich darum reißen, und er hat auch so eine freundliche Art.»
    «Wir sind nicht an einer freundlichen Art › interessiert, wir sind an einem klaren Urteil interessiert», sagte Mr. Margin und wandte sich an mich: «Frank, haben Sie vielleicht eine Idee?»
    «Könnten wir uns John Simon vorstellen?» sagte ich.
    «Barbarei unterstütze ich nicht», sagte Mr. Margin.
    «Dann wüßte ich jemanden», sagte ich. «Einen anerkannten Autor mit internationaler Reputation, der literarisch selbst experimentierfreudig ist, frei von Eifersucht und von vielen für ein Genie gehalten...»
    «Goethe ist tot», sagte Ed Princeps.
    «Aber Anthony Burgess lebt noch», sagte ich.
    Im Raum herrschte Schweigen. Ich beobachtete Mr. Margins Gesicht, um herauszufinden, ob er sich an unser früheres Gespräch erinnerte. Ich glaube nicht, daß dem so war, weil er schließlich sagte: «Das ist eine gute Idee, Frank, eine verdammt gute Idee. Sind wir alle einverstanden?»
    Wir waren alle einverstanden.
    «Dann also Burgess... für eine große Kritik! Claire», sagte Mr. Margin zu Claire Tippin, seiner Sekretärin, die während der Konferenz Protokoll geführt hatte, «schicken Sie Tony schleunigst ein Telegramm.»
    Nach der Konferenz fragte ich Claire unter vier Augen, warum Mr. Margin so freundlich mit Mailer umsprang.
    «Ich glaube», sagte sie, «weil Mailer sich bereit erklärt hat, die neue Biographie zu rezensieren, die Mr. Margin geschrieben hat. Das dürfte eine ziemlich geschwätzige Angelegenheit werden, das müssen Sie zugeben.»
    «Und als Gegenleistung...» sagte ich.
    «Schriftlich gibt's da nichts», sagte sie, «aber man ist sich einig.»
     
    Und so ging es mehr oder weniger immer bei Belles Lettres zu. Ich muß noch berichten, daß Barry bei der nächsten Konferenz mit seiner Bodley-Head-Ausgabe des «Ulysses» erschien und uns Seite 877 vorlas, die zu Molly Blooms Bewußtseinsstrom gehört und entgegen Eds Vermutung wohl auch schon 1921 gut angekommen wäre:
    «weil er doch glatt seine drei- oder viermal mal gekommen sein muß mit diesem gräßlich großen roten Vieh von einem Ding was er hat ich dachte doch glatt ihm platzt die Ader oder wie zum Teufel sie das nennen obwohl seine Nase an sich gar nicht so groß ist nachdem daß ich meine ganzen Sachen ausgezogen hatte bei runtergelassenen Jalousien und das nach dem stundenlangen Anziehn und Parfümieren und Kämmen also wie aus Eisen oder wie eine dicke Brechstange stand ihm die ganze Zeit er muß Austern gegessen haben glaub ich ein paar Dutzend er war ganz groß bei Stimme nein so einen hab ich mein Lebtag noch nicht gefühlt einen von dem Format daß man das Gefühl hatte er füllt einen total aus.»
    Drei- oder viermal bat Virginia Wrappers Barry, lauter zu sprechen.

III   K eine Sau kennt Harold Brodkey
    Mr. Margin rief mich in sein Büro und forderte mich auf, Platz zu nehmen. Er zitierte Redaktionsmitglieder in sein Büro, wenn das Gespräch unter vier Augen stattfinden sollte. Wenn er einen allerdings bat, Platz zu nehmen, hatte jemand ein echtes Problem. Diesmal hatte Mr. Margin selbst eins.
    «Ich weiß nicht, Frank, ob Sie es wissen, aber Tool kann mich nicht leiden.»
    «Nein, wußte ich nicht», sagte ich, was nicht ganz der Wahrheit entsprach. Mir war zu Ohren gekommen, daß Mr. Margin vor dem Rauswurf stand, zumindest aber auf eine untergeordnete Position bei Mer et Terre, dem Reisemagazin von Protean, degradiert werden sollte.
    «Ja, sie kann mich überhaupt nicht leiden.»
    Tool war Mary Tooling, die Frau von
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