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Belladonna

Belladonna

Titel: Belladonna
Autoren: Karin Slaughter
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dann vor den Spülstein. Sie deckte das Rohr mit einem Handtuch ab und packte dann mit der Zange zu. Aus der Schulter heraus drückte sie auf die Zange. Jeffrey konnte sehen, dass sich die Verbindung nicht aufdrehen ließ.
    «Lass mich dir helfen», bot er an und zog seine Jacke aus. Bevor sie ihn zurückhalten konnte, kniete er schon neben ihr und drückte gegen die Zange. Das Rohr war alt, und die Verbindung wollte nicht nachgeben. Er gab auf und sagte: «Du musst es wahrscheinlich durchsägen.»
    «Nein, muss ich nicht», entgegnete sie und schob ihn sanft zur Seite. Sie stemmte einen Fuß gegen den Schrank hinter sich und drückte mit aller Kraft. Die Zange drehte sich langsam vorwärts und Sara mit ihr.
    Sie lächelte stolz, weil sie es geschafft hatte. «Siehst du?»
    «Du bist erstaunlich», sagte Jeffrey und meinte es auch. Er blieb hocken und schaute zu, wie sie das Rohr auseinander nahm. «Gibt es etwas, das du nicht kannst?»
    «Eine lange Liste», murmelte sie.
    Ohne darauf einzugehen, fragte er: «War das Rohr verstopft?»
    «Ich hab was reinfallen lassen», antwortete sie und stocherte mit dem Finger im Knie des Rohrs herum. Sie holte etwas hervor, verbarg es aber in ihrer Faust, bevor er es sehen konnte.
    «Was?», fragte er und wollte nach ihrer Hand greifen. Sie schüttelte den Kopf und öffnete die Faust nicht. Er lächelte und wurde immer neugieriger. «Was ist das?», wiederholte er.
    Sie saß auf den Knien und richtete sich auf. Die Hände hielt sie hinter dem Rücken. Einen Augenblick lang runzelte sie die Stirn, schien sich zu konzentrieren und streckte dann beide Hände vor sich aus, zu Fäusten geballt.
    Sie sagte: «Such dir eine aus.»
    Er kam der Aufforderung nach und berührte ihre rechte Hand.
    Sie sagte: «Such dir eine andere aus.»
    Er lachte und berührte ihre linke Hand.
    Sara drehte ihr Handgelenk und öffnete die Faust. Ein kleiner goldener Ring lag in ihrer Hand. Das letzte Mal gesehen hatte er diesen Ring, als Sara ihn sich vom Finger gezerrt hatte, um ihn ihm ins Gesicht zu werfen.
    Jeffrey war so verblüfft, den Ring zu sehen, dass er nicht wusste, was er sagen sollte. «Mir hast du erzählt, du hättest ihn weggeworfen.»
    «Ich kann eben besser lügen, als du denkst.»
    Er schaute sie wissend an und nahm ihr den Ehering aus der Hand. «Was machst du denn noch immer damit?»
    «Der ist wie Falschgeld», sagte sie. «Taucht immer wieder auf.»
    Er sah darin eine Einladung und fragte: «Was machst du morgen Abend?»
    Sie seufzte: «Weiß ich noch nicht. Wahrscheinlich aufarbeiten, was liegen geblieben ist.»
    «Und danach?»
    «Bin ich zu Hause, nehm ich an. Wieso?» Er ließ den Ring in seine Tasche gleiten. «Ich könnte mit Abendessen vorbeikommen.»
    Sie schüttelte den Kopf. «Jeffrey -»
    «Vom Tasty Pig», lockte er, denn er wusste, dass es eines von Saras Lieblingsrestaurants war. Er nahm ihre Hände und pries an: «Brunswick-Eintopf, gegrillte Rippchen, Sandwiches mit Schweinebraten, mit Bier abgelöschte gebackene Bohnen.»
    Sie schaute ihn fassungslos an, ohne zu antworten. Schließlich sagte sie dann: «Du weißt doch, dass es so nicht geht.»
    «Was haben wir zu verlieren?»
    Sie schien darüber nachzudenken. Er wartete, gab sich große Mühe, Geduld zu bewahren. Sara ließ seine Hände los und stützte sich an seiner Schulter ab, um aufzustehen.
    Jeffrey stand ebenfalls auf und sah zu, wie sie in einer von ihren vielen Schubladen mit Krimskrams räumte. Er wollte schon den Mund öffnen, um noch etwas zu sagen, besann sich aber eines Besseren. Er wusste nur zu gut, dass Sara Linton niemals einen Rückzieher machte, wenn sie sich einmal entschieden hatte.
    Er trat hinter sie und küsste ihre bloße Schulter. Es musste doch eigentlich eine bessere Art geben, voneinander Abschied zu nehmen, aber ihm fiel keine ein. Jeffrey hatte sich nie besonders gut aufs Reden verstanden. Er verstand sich besser aufs Handeln. Zumindest meistens.
    Er ging die Diele entlang, als Sara ihm etwas nachrief.
    «Bring Bestecke mit», sagte sie.
    Er drehte sich um, war sicher, dass er sich verhört hatte.
    Sie beugte sich noch immer über die Schublade, in der sie stöberte. «Ich rede von morgen Abend», klärte sie ihn auf. «Ich kann mich nämlich nicht erinnern, wo ich die Gabeln gelassen hab.»

DANKSAGUNGEN
    Victoria Sanders, meine Agentin, erwies sich während der Fertigstellung des Manuskripts immer wieder als Rettungsanker. Ich weiß nicht, wie ich das hier ohne sie hätte schaffen
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