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Belladonna

Belladonna

Titel: Belladonna
Autoren: Karin Slaughter
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habe.»
    «Nein», sagte sie und wies ihn zurück. «Wir werden nicht immer wieder diese selbe Diskussion führen. Und deswegen kündige ich. Ich kann mir das nicht länger antun. Ich kann dich nicht länger im Dunstkreis meines Lebens ertragen. Ich muss mein eigenes Leben weiterleben.»
    «Ich liebe dich», sagte er, als sei das von Bedeutung. «Ich weiß, dass ich für dich nicht gut genug bin. Ich weiß, dass ich dich nie verstehen werde und dass ich immer das Falsche tue
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    und die falschen Dinge sage und dass ich hier bei dir hätte sein sollen, statt nach Atlanta zu fahren, nachdem du mir erzählt hattest - nachdem ich gelesen hatte -, was geschehen war.»
    Nach einer Pause fügte er hinzu: «All das weiß ich. Aber ich kann nicht aufhören, dich zu lieben.» Sie antwortete nicht, und deshalb beschwor er sie: «Sara, ich kann ohne dich nicht sein.
    Ich brauche dich.»
    «Welche Sara brauchst du?», fragte sie. «Die von früher oder die, die vergewaltigt wurde?»
    «Beide sind dieselbe Person», entgegnete er. «Ich brauche sie beide. Ich liebe sie beide.» Er starrte sie an, suchte nach den richtigen Worten. «Ich will nicht ohne dich leben.»
    «Da hast du aber keine Wahl.»
    «Doch, habe ich», antwortete er. «Was auch immer du sagst, Sara, es ist mir egal. Mir ist egal, ob du kündigst oder in eine andere Stadt ziehst oder deinen Namen änderst, ich werde dich trotzdem immer finden.»
    «So wie Jeb?»
    Diese Worte trafen ihn sehr. Von allen, die sie hätte wählen können, waren diese die grausamsten. Das schien sie auch zu merken, denn sie entschuldigte sich sofort. «Das war nicht fair», sagte sie. «Entschuldigung.»
    «Denkst du das etwa? Dass ich bin wie er?»
    «Nein.» Sie schüttelte den Kopf. «Ich weiß, dass du nicht wie er bist.»
    Er blickte zu Boden, fühlte sich noch immer tief verletzt von ihren Worten. Hätte sie ihn angeschrien, dass sie ihn hasse, er hätte das leichter ertragen.
    «Jeff», sagte sie und ging zu ihm. Sie legte ihm die Hand auf die Wange. Er nahm sie und küsste die Handfläche.
    Er sagte: «Ich will dich nicht verlieren, Sara.»
    «Das hast du schon.»
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    «Nein», sagte er, weil er es nicht akzeptieren konnte. «Das habe ich nicht. Ich weiß, dass es nicht so ist, denn sonst würdest du nicht hier bei mir stehen. Du würdest da drüben sein und mich auffordern zu gehen.»
    Sara widersprach ihm nicht, aber sie ging zum Spülstein zurück. «Ich hab hier Arbeit», sagte sie leise und nahm die Rohrzange zur Hand.
    «Ziehst du um?»
    «Ich mache sauber», sagte sie. «Gestern Abend habe ich angefangen. Ich weiß schon gar nicht mehr, wo was ist. Ich musste auf dem Sofa schlafen, weil so viel Kram auf meinem Bett liegt.»
    Er wollte die Stimmung auflockern. «Na, jedenfalls machst du deine Mama glücklich.»
    Sie lachte eher widerwillig, kniete sich dann vor den Spülstein. Sie deckte das Rohr mit einem Handtuch ab und packte dann mit der Zange zu. Aus der Schulter heraus drückte sie auf die Zange. Jeffrey konnte sehen, dass sich die Verbindung nicht aufdrehen ließ.
    «Lass mich dir helfen», bot er an und zog seine Jacke aus.
    Bevor sie ihn zurückhalten konnte, kniete er schon neben ihr und drückte gegen die Zange. Das Rohr war alt, und die Verbindung wollte nicht nachgeben. Er gab auf und sagte: «Du musst es wahrscheinlich durchsägen.»
    «Nein, muss ich nicht», entgegnete sie und schob ihn sanft zur Seite. Sie stemmte einen Fuß gegen den Schrank hinter sich und drückte mit aller Kraft. Die Zange drehte sich langsam vorwärts und Sara mit ihr.
    Sie lächelte stolz, weil sie es geschafft hatte. «Siehst du?»
    «Du bist erstaunlich», sagte Jeffrey und meinte es auch. Er blieb hocken und schaute zu, wie sie das Rohr auseinander nahm. «Gibt es etwas, das du nicht kannst?»
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    «Eine lange Liste», murmelte sie.
    Ohne darauf einzugehen, fragte er: «War das Rohr verstopft?»
    «Ich hab was reinfallen lassen», antwortete sie und stocherte mit dem Finger im Knie des Rohrs herum. Sie holte etwas hervor, verbarg es aber in ihrer Faust, bevor er es sehen konnte.
    «Was?», fragte er und wollte nach ihrer Hand greifen.
    Sie schüttelte den Kopf und öffnete die Faust nicht.
    Er lächelte und wurde immer neugieriger. «Was ist das?», wiederholte er.
    Sie saß auf den Knien und richtete sich auf. Die Hände hielt sie hinter dem Rücken. Einen Augenblick lang runzelte sie die Stirn, schien sich zu konzentrieren und streckte dann beide Hände vor sich aus,
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