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Belladonna

Belladonna

Titel: Belladonna
Autoren: Karin Slaughter
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hörte, wie
    Wandschränke durchsucht wurden. Die gedämpften Stimmen klangen in ihren Ohren völlig disharmonisch. Sie lächelte und dachte, die beiden hörten sich so an, als schlügen sie Töpfe und Pfannen aneinander. In einer Küche hätte Jeb sie jedenfalls nicht verstecken können.
    Diesen Gedanken fand sie komisch. Ein Lachen brach aus ihr heraus, eine unwillkürliche Reaktion, die ihren Oberkörper schüttelte und einen Hustenanfall zur Folge hatte. Bald lachte sie so sehr, dass ihr Tränen in die Augen schossen. Dann begann sie zu schluchzen, und vor Schmerzen schnürte es ihr die Brust zusammen, als sie wieder alles vor Augen hatte, was ihr in der vergangenen Woche passiert war. Sie sah Sibyl auf dem Tisch im Leichenschauhaus. Sie sah Hank um seine Nichte trauern.
    Sie sah Nan Thomas, verzweifelt und mit rot geränderten Augen. Sie sah Jeb auf sich, wie er mit ihr Liebe machte.
    Ihre Finger krümmten sich um die langen Nägel, die sie an den Fußboden fesselten, und bei dem Wissen um die
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    Misshandlungen, die sie hatte erleiden müssen, bäumte sich ihr Körper auf.
    «Lena?», rief Jeffrey. Seine Stimme klang lauter als zuvor.
    «Lena?»
    Sie hörte ihn näher kommen, hörte ein Stakkatoklopfen, gefolgt von einer Pause und neuerlichem Klopfen.
    Sara sagte: «Die Wandverkleidung is t vorgetäuscht.»
    Wieder wurde geklopft, und dann waren ihre Schritte auf der Bodentreppe zu hören. Die Tür sprang auf, Licht explodierte in die Dunkelheit. Lena schloss die Augen so fest es ging, denn die Lichtstrahlen schmerzten wie Nadeln, die in ihre Augäpfel drangen.
    «O mein Gott», stieß Sara hervor. «Hol ein paar Handtücher.
    Laken. Was du finden kannst.»
    Lena öffnete ihre Augen zu schmalen Schlitzen, als sich Sara vor sie kniete. Ihr Körper brachte Kälte mit, und obendrein war sie nass.
    «Ist ja alles in Ordnung», flüsterte Sara. Ihre Hand lag auf Lenas Stirn. «Es wird dir wieder gut gehen.»
    Lena öffnete die Augen noch weiter, damit sich ihre Pupillen an das Licht gewöhnten. Dann sah sie zur Tür, hielt Ausschau nach Jeb.
    «Er ist tot», sagte Sara. «Wehtun kann er dir -» Sie hielt inne, aber Lena wusste, was sie sagen wollte. Den Schluss von Saras Satz hörte sie aber nur im Geist. Wehtun kann er dir nie mehr, hatte sie sagen wollen.
    Lena sah zu Sara auf. Deren Augen signalisierten etwas, und Lena wusste, dass Sara sie irgendwie verstand. Jeb war jetzt ein Teil von Lena. Er würde ihr an jedem Tag ihres restlichen Lebens von neuem wehtun.

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    SONNTAG

    DREISSIG

    Auf der Rückfahrt vom Krankenhaus in Augusta fühlte sich Jeffrey wie ein Soldat, der aus dem Krieg heimkehrt. Physisch würde sich Lena von ihren Verletzungen erholen, aber er hatte nicht die geringste Ahnung, ob sie je über den emotionalen Schaden hinwegkommen würde, den Jeb McGuire angerichtet hatte. Wie Julia Matthews wollte auch Lena mit niemandem sprechen, nicht einmal mit ihrem Onkel Hank. Jeffrey wusste nicht, was er für sie tun sollte. Außer ihr Zeit lassen.
    Mary Ann Moon hatte ihn exakt eine Stunde und zwanzig Minuten nach ihrem Gespräch angerufen. Der Name von Saras Patientin war Sally Lee McGuire gewesen. Moon hatte sich die Zeit genommen, den Computer unter der Gesamtbelegschaft des Krankenhauses nach diesem Nachnamen suchen zu lassen. Es dauerte nur wenige Sekunden, bis Jeremy ‹Jeb› McGuires Name auf dem Monitor erschien. Er machte sein Praktikum in der Apotheke des Grady im dritten Stock, und zwar zu der Zeit, als auch Sara in dem Krankenhaus arbeitete. Sara hätte wohl keinen Grund gehabt, mit ihm zusammenzukommen, aber Jeb hätte es sicherlich darauf anlegen können, ihr zu begegnen.
    Jeffrey würde niemals Lenas Gesichtsausdruck vergessen, als er die Tür zum Bodenraum eingetreten hatte. Vor seinem geistigen Auge sah er immer die Fotos von Sara, wenn er an Lena dachte, wie sie dort lag, angenagelt an den Fußboden von Jebs Dachboden. Der Raum war eine stockdunkle Höhle.
    Mattschwarze Farbe bedeckte alles, einschließlich der
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    Sperrholzplatten, die man vor die Fenster genagelt hatte.
    Schrauben mit Ösen, durch die Ketten liefen, waren in den Fußboden gedreht, und zwei Reihen von Nagellöchern, eine oben, die andere unten, zeugten davon, dass die Opfer hier gekreuzigt worden waren.
    Im Auto rieb Jeffrey sich die Augen und versuchte, nicht mehr an all das zu denken, was er gesehen hatte, seit Sibyl Adams ermordet worden war. Als er die Bezirksgrenze von Grant County überquerte, konnte er
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