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Bell ist der Nächste

Bell ist der Nächste

Titel: Bell ist der Nächste
Autoren: Harry Dolan
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Fußboden, wo er hingefallen war, mit dem Rücken gegen das Schränkchen unter dem Waschbecken gelehnt, und hielt das Rasiermesser in der linken Hand. Seine rechte Hand, die immer noch mit einem Taschentuch umwickelt war, hob sich, um das Blut abzuwischen, das ihm über seine Oberlippe lief.
    »Ihre Nase ist gebrochen«, sagte Lark.
    »Nicht das erste Mal«, sagte der alte Mann, dessen Sprache ein wenig verzerrt klang, wie bei jemandem, der durch dickes Glas hindurch sprach.
    »Eis könnte vielleicht helfen.«
    »Leck mich am Arsch.«
    »Lassen Sie das Rasiermesser liegen und kommen Sie raus«, sagte Lark. »Ich werde Ihnen etwas Eis holen.«
    Er ging rückwärts aus der Tür und sah zu, wie der alte Mann das Rasiermesser auf den Boden legte und sich am Waschbecken hochzog. Der Mann schlug die Hand weg, die Lark ihm anbot, und begab sich zum Sofa, wo er sich in die Kissen fallen ließ und seine linke Hand vorsichtig gegen seine Nasenlöcher presste.
    Lark behielt ihn von der Küche aus im Auge. Er legte den Montierhebel auf einen Küchenstuhl und holte aus dem Kühlschrank eine Schale mit Eiswürfeln und aus einer Schublade zwei Geschirrtücher. Er stapelte das alles auf dem Stuhl und trug diesen ins Wohnzimmer.
    Er wickelte ein paar Eiswürfel in ein Geschirrtuch. Der alte Mann nahm das Päckchen wortlos in Empfang und hielt es sich an die Nase. Lark füllte auch das zweite Geschirrtuch mit Eiswürfeln und presste es sich an die eigene Stirn.
    »Was haben Sie denn?«, fragte der Mann.
    »Kopfschmerzen.«
    Das Lachen des Alten klang halbwegs wie ein Stöhnen. »Das tut mir aber verdammt leid.«
    »Es ist ein Symptom«, sagte Lark geistesabwesend, und dann kam ihm ein Gedanke. Er hatte sich auf den Stuhl gesetzt, den Montierhebel im Schoß, aber jetzt stand er auf, legte den Hebel und das Geschirrtuch auf den Fußboden und fischte sein Notizbuch aus der Tasche.
    Er fand die Seite, die er suchte, und hielt sie dem Mann in einem gewissen Abstand vor die Augen. »Sagen Sie mir, was Sie da sehen«, sagte er.
    Verfilzte Strähnen seines bleigrauen Haars hingen dem Alten in die Stirn. Er blinzelte. »Da steht mein Name.«
    »Ist irgendetwas komisch daran?«
    »Was meinen Sie?«
    »Bewegt er sich irgendwie?«
    »Ich verstehe nicht?«
    »In welcher Farbe steht er da, was würden Sie sagen?«
    »Soll das ein Witz sein? Der ist in Schwarz geschrieben.«
    Lark drehte das Notizbuch herum und las den Namen. Charlie Dawtrey. »Ja, die Tinte ist schwarz. Das weiß ich. Theoretisch. Aber für mich sehen die Worte rot aus. Sie kommen Ihnen nicht rot vor?«
    Die Lider des alten Mannes flatterten. »Gott im Himmel.«
    »Die kräuseln sich nicht, als trieben sie auf dem Wasser? Sie dehnen sich nicht aus und ziehen sich wieder zusammen, als würden sie atmen?«
    »Gott im Himmel. Ich rede mit einem Verrückten.«
    »Ich bin nicht verrückt«, sagte Lark und blätterte um. »Was ist mit diesen Namen?«
    Er sah, wie sich der Blick des Mannes die Liste hinunterbewegte. Henry Kormoran. Sutton Bell. Terry Dawtrey.
    »Das ist mein Sohn. Mein Sohn und zwei seiner nichtsnutzigen Freunde.«
    »Aber Sie sehen nicht, wie die Buchstaben atmen?«
    »Geht es hier um meinen Sohn?«
    Lark klappte das Notizbuch zu und schob es sich in die Tasche. »Stehen Sie Ihrem Sohn nahe?«
    »Schon lange nicht mehr.«
    »Wenn Ihnen etwas widerfahren würde, hätte das eine Bedeutung für ihn?«
    »Was soll das alles?«
    »Würde er um Sie trauern, wenn Sie nicht mehr sind?«
    »Was wollen Sie eigentlich?«
    Ein dumpfer Schmerz verdrehte sich hinter Larks Stirn zu einem Knoten. Er kehrte zum Stuhl zurück und griff nach dem Geschirrtuch mit dem Eis.
    »Ich will, dass Sie meine Frage beantworten«, sagte er. »Ich glaube, wenn Sie tot wären, würde ihn das schon berühren. Er würde um Sie trauern.«
    Der alte Mann rutschte langsam vor. Sein Eispäckchen lag unbeachtet auf dem Sofakissen neben ihm. Seine Nase hatte aufgehört zu bluten.
    »Mister«, sagte er, »wenn Sie glauben, Sie kommen an meinen Sohn heran, indem Sie mir etwas antun, dann sind Sie völlig neben der Spur. Wenn ich tot bin, wird das niemanden besonders berühren, am allerwenigsten aber Terry.«
    »Sie sind nicht mit ihm in Kontakt?«
    »Er ist seit sechzehn Jahren im Gefängnis. Ich habe ihn aufgegeben und er mich, und das schon vor langer Zeit.«
    »Sie fahren ihn nie besuchen?«
    »Nicht mehr. Also ziehen Sie Leine, und was immer Sie für einen Groll hegen, nehmen Sie ihn wieder mit.«
    »Ich hege
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