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Belgarath der Zauberer

Belgarath der Zauberer

Titel: Belgarath der Zauberer
Autoren: David Eddings
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dorthin, um zu schmollen. Die Luft war kühl und trocken, und die Wolken jagten über den Himmel, getrieben von einem frischen jungen Wind. Ich saß dort sehr lange und dachte über meine Lage nach. Endlich kam ich zu dem Ergebnis, daß meine Möglichkeiten, in Gara weiterzukommen, erschöpft waren. Meine Nachbarn betrachteten mich – nicht ganz ohne Grund – mit mißtrauischen Augen, und der Vorfall im Heuschober würde sicher mehr Aufsehen erregen, als die ganze Sache wert war. Eine gewisse kühle Logik sagte mir, daß es nicht mehr lange dauern würde, bis man mir nahelegte, den Ort für immer zu verlassen.
    Nun, dieses Vergnügen wollte ich ihnen nicht gönnen. Ich blickte hinunter auf die kleine Gruppe von graubraunen Häusern neben einem Fluß, der an diesem Tag, unter den dahinjagenden Frühlingswolken, nicht glitzerte. Dann wandte ich mich um und schaute nach Westen, über ein weites Grasland hinweg und auf die Berge mit den weißen Gipfeln dahinter und die Wolken, die über den grauen Himmel wallten, und ich verspürte das überwältigende Verlangen aufzubrechen. Es gab mehr auf dieser Welt als nur das Dorf Gara, und plötzlich wollte ich mir diese Welt ansehen.
    Hier gab es nichts, das mich hielt, und der Vater meiner kleinen Gespielin würde mir gewiß auflauern – mit einer Keule in der Hand
    – jedesmal, wenn ich nicht aufpaßte. Ich beschloß, das Dorf zu verlassen.
    Ein letztes Mal stattete ich Gara einen Besuch ab, kurz nach Mitternacht. Ich hatte keineswegs vor, mit leeren Händen aufzubrechen. Ein Lagerschuppen versorgte mich mit so viel Nahrungsmitteln, wie ich bequem tragen konnte, und da es nicht klug ist unbewaffnet zu reisen, nahm ich auch noch ein großes Messer mit. Etwa ein Jahr zuvor hatte ich mir eine Schleuder gebastelt, und die langweiligen Stunden, da ich auf das Rindvieh anderer Leute aufpaßte, hatten mir genug Gelegenheit zum Üben gegeben. Ich frage mich, was aus dieser Schleuder geworden ist.
    Ich sah mich in dem Schuppen um und stellte fest daß ich alles hatte, was ich brauchte. Dann schlich ich wieder vorsichtig über die staubige Straße, watete durch den Fluß und verließ den Ort für immer.
    Wenn ich daran zurückdenke, erkenne ich, daß ich dem Vater des Mädchens, diesem plumpen Dorfbewohner, sehr viel Dank schulde. Wäre er an dem Tag, als ich mit seiner Tochter turtelte, nicht in den Schober gekommen, und wäre ich nicht Hals über Kopf davongerannt um den Hügel zu erklimmen und Richtung Westen zu blicken, hätte ich vielleicht mein ganzes Leben in Gara verbracht und wäre sogar dort gestorben. Ist es nicht seltsam, wie sehr kleine Dinge das ganze Leben eines Mannes verändern können?
    Das Land der Tolnedrer lag im Westen, und am Morgen hatte ich die Grenze schon weit hinter mir gelassen. Ein Ziel hatte ich nicht vor Augen, aber dieses seltsame Verlangen ließ mich stets in westlicher Richtung weiterziehen. Ich kam an ein paar Ortschaften vorbei, sah aber keinen Grund, dort anzuhalten.
    Zwei, vielleicht auch drei Tage, nachdem ich Gara verlassen hatte, traf ich einen humorvollen, gutherzigen alten Mann, der auf einem klapprigen Karren reiste. »Wohin führt dich dein Weg, Junge?« fragte er mich in einem, wie mir damals schien, fremden Dialekt.
    »Oh«, erwiderte ich und deutete vage in westliche Richtung. »Dorthin, glaub’ ich.«
    »Du scheinst dir nicht sicher zu sein.«
    Ich lächelte ihn an. »Das stimmt«, gab ich zu. »Aber ich habe das starke Verlangen, herauszufinden, was auf der anderen Seite des Hügels liegt.«
    Er nahm mich beim Wort. Damals dachte ich, er wäre ein Tolnedrer, denn ich hatte beobachtet daß es zu ihren Eigenschaften zählte, alles ziemlich wörtlich zu nehmen. »Dort auf der anderen Seite gibt es nicht viel zu sehen, nur Tol Malin«, berichtete er.
    »Tol Malin?«
    »Eine recht große Siedlung. Die Leute, die dort leben, sind ziemlich eingebildet und herablassend. Ich fahre dorthin, und wenn es dir gefallt kannst du mitkommen. Spring auf, Junge. Es ist ein langer Weg zu Fuß.«
    Zuerst glaubte ich, alle Tolnedrer würden so wie der Mann sprechen, doch ich fand bald heraus, daß ich mich irrte. Ich blieb ein paar Wochen in Tol Malin, und dort lernte ich zum erstenmal die Bedeutung von Geld kennen. Es ist typisch für die Tolnedrer, daß gerade sie es waren, die das Geld erfanden. Mich faszinierte die Sache mit dem Geld: Münzen waren so klein, daß man sie ganz leicht tragen konnte, hatten aber dennoch einen großen Wert Hatte jemand
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