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Belgarath der Zauberer

Belgarath der Zauberer

Titel: Belgarath der Zauberer
Autoren: David Eddings
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als wir zum Ende des Sommers wieder ein Dorf verließen.
    Der alte Mann zuckte mit den Schultern. »Warum machst du dir Gedanken darüber?«
    »Ich mag es nicht, wenn die Leute mich wie Dreck behandeln.«
    »Ist dir wirklich wichtig, was sie denken?«
    »Nicht im geringsten.«
    »Warum willst du dann deine Kraft vergeuden? Du mußt lernen, über solche Dinge zu lachen, Junge. Diese selbstgefälligen Dörfler sind doch lächerlich, oder?«
    »Natürlich sind sie das.«
    »Würdest du dich nicht ebenso lächerlich machen, wenn du einem von ihnen ins Gesicht schlägst – oder sogar noch lächerlicher? Solange du weißt, wer du wirklich bist ist es doch gar nicht wichtig, was andere Leute über dich denken, oder?«
    »Na ja… nein, aber…« Ich suchte nach einer Rechtfertigung, konnte aber keine finden. Schließlich lachte ich ein wenig einfältig. Er klopfte mir voller Zuneigung auf die Schulter. »Ich dachte mir, daß du es früher oder später so sehen würdest.«
    Das mag eine der wichtigeren Lektionen gewesen sein, die ich im Laufe der Jahre gelernt hatte. Im stillen über alberne Leute zu lachen ist auf lange Sicht viel befriedigender, als sich mitten auf einer staubigen Straße mit ihnen zu wälzen und zu versuchen, ihnen die Zähne auszuschlagen. Abgesehen davon, ist es besser für die Kleidung.
    Es schien, als habe der alte Mann kein bestimmtes Ziel. Er besaß einen Karren, aber er transportierte nichts von Wichtigkeit – nur einige Säcke und eine Handvoll Getreide für sein stämmiges Pferdchen, einen Krug Wasser, ein paar Lebensmittel und einige abgewetzte alte Decken, die er gern mit mir zu teilen schien. Je näher wir einander kennenlernten, desto mehr mochte ich ihn. Er schien immer genau den Kern einer Sache zu erkennen, und für gewöhnlich fand er in allen Dingen, die er sah, irgend etwas, worüber er lachen konnte. Mit der Zeit begann auch ich zu lachen, und ich erkannte, daß er für mich so etwas wie ein Freund geworden war.
    Er vertrieb uns die Zeit, indem er über die Leute sprach, die auf dieser weiten Ebene lebten. Ich gewann den Eindruck, daß er viel Zeit mit Reisen verbrachte. Trotz der humorvollen Art, mit der er sich ausdrückte – oder vielleicht gerade deswegen –, fand ich seine Ausführungen über die unterschiedlichen Rassen ziemlich zutreffend. Ich verbrachte Tausende von Jahren mit diesen Leuten, und mehr als einmal mußte ich feststellen, daß diese Eindrücke falsch gewesen waren. Er erzählte mir, daß die Alorner Rabauken waren, die Tolnedrer habgierig und die Arender nicht sonderlich intelligent. Die Marager waren gefühlsbetont und großzügig bis zur Selbstaufgabe. Die Nyissaner waren schwerfällig und verschlagen und die Angarakaner besessen von Religion und alten Bräuchen. Er empfand nur Mitleid mit den Morindim und den Karandesern und, da er bodenständig veranlagt war, eine seltsame Art von Respekt gegenüber den mystischen Dalasern. Ein seltsamer Schmerz und das Gefühl tiefster Verlorenheit bemächtigte sich meiner, als er an einem anderen dieser kühlen, wolkenverhangenen Tage sein Pferd anhalten ließ und die folgenschweren Worte sprach: »Weiter fahre ich nicht Junge. Spring ab.«
    Es kam so plötzlich, daß es mich aus der Fassung brachte. »In welche Richtung fahrt Ihr weiter?« fragte ich ihn.
    »Das ist doch nicht von Bedeutung, Junge. Du ziehst nach Westen und ich nicht. Wir werden uns wieder treffen, aber zunächst trennen sich unsere Wege. Du mußt noch mehr kennenlernen, und ich weiß schon, was in dieser Richtung liegt. Wir können uns darüber unterhalten, wenn wir uns das nächstemal sehen. Ich hoffe, du findest, wonach du suchst, aber jetzt steig erst mal ab.«
    Ich fühlte mich mehr als nur ein wenig gekränkt über diese rücksichtslose Entlassung; deshalb war ich auch nicht sehr freundlich, als ich meine Sachen zusammensuchte, vom Wagen stieg und mich in Richtung Westen auf den Weg machte. Ich sah mich nicht um; deshalb weiß ich auch nicht, in welche Richtung der alte Mann fuhr. Und als ich mich schließlich doch umsah, war er verschwunden.
    Er hatte mir die ungefähre Richtung gewiesen, und der Sommer war fast vorüber; deshalb schien es mir keine gute Idee, ins Gebirge zu ziehen. Der alte Mann hatte mir gesagt daß vor mir ein großer Wald läge, den ein Fluß durchtrennte, der von Süden nach Norden floß, im Gegensatz zu anderen Flüssen. Aus seinen Beschreibungen wußte ich, daß das Land vor mir dünn besiedelt war. Ich würde mich wohl auf
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