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Belgarath der Zauberer

Belgarath der Zauberer

Titel: Belgarath der Zauberer
Autoren: David Eddings
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wenig unvernünftig zu sein. Garion, andererseits, hätte genug Verstand haben müssen, die ganze Sache auf sich beruhen zu lassen. Ich verfluche den Tag, als ich den Jungen ermutigte, stets allen Dingen auf den Grund zu gehen. Er kann in mancher Hinsicht sehr ermüdend sein. Hätte er nicht weitergebohrt, wäre mir die Bürde dieser elenden Aufgabe erspart geblieben.
    Aber nein. Die beiden hörten gar nicht mehr auf, mich zu bedrängen, als würde das Schicksal der Welt davon abhängen. Ich versuchte, mich mit ein paar vagen Versprechungen herauszureden – nichts Genaues, nein –, und hoffte inbrünstig, sie würden die ganze alberne Angelegenheit vergessen.
    Dann tat Garion etwas so Skrupelloses, etwas derart Hinterlistiges, daß es mich tief im Innersten erschütterte. Zuerst erzählte er Polgara von dieser dummen Idee und, als er zurück nach Riva ging, auch Ce’Nedra. Das allein wäre schlimm genug gewesen. Aber dann – man faßt es kaum - ermutigte er die beiden, Poledra in diese Angelegenheit einzubeziehen.
    An dieser Stelle gebe ich zu, daß es meine eigene Schuld war. Meine einzige Rechtfertigung besteht darin, daß ich in jener Nacht wohl ein wenig müde gewesen war. Ich hatte versehentlich etwas preisgegeben, das drei Äonen lang in meinem Herzen begraben lag. Als Poledra schwanger war, zog ich in den Kampf und überließ sie sich selbst und ihrem Schicksal. Mein halbes Leben trage ich nun diese Schuld mit mir herum. Sie ist wie ein Messer, das sich in meinem Fleisch dreht und wendet. Garion wußte das, und kaltblütig nutzte er dieses Wissen, um mir diese lächerliche Aufgabe aufzubürden. Er weiß, daß ich meiner Frau unter diesen Umständen einfach nichts abschlagen kann.
    Poledra hat mich natürlich keineswegs unter Druck gesetzt. Das war auch gar nicht nötig. Sie brauchte mir nur vorzuschlagen, daß sie es gern sähe, wenn ich über die Idee nachdächte. Unter diesen Umständen blieb mir keine Wahl. Hoffentlich ist der rivanische König zufrieden mit dem, was er angerichtet hat.
    Das kann nicht gutgehen. Mein Verstand sagt mir, daß es viel besser wäre, die Dinge auf sich beruhen zu lassen und den Staub der vergangenen Jahre von den Ereignissen und ihren Ursachen nicht fortzuwischen. Wenn es an mir läge, ich würde nicht in der Vergangenheit graben. Die Wahrheit wird vielen Leuten nicht gefallen.
    Nur wenige werden verstehen, was ich hier berichten werde, und noch weniger werden es hinnehmen wollen. Aber worauf mein Enkel und mein Schwiegersohn schon so betont hinwiesen, wird die Geschichte erzählt werden, und wenn ich es nicht tue, findet sich jemand anderes. Aber da ich allein den Anfang, die Mitte und das Ende kenne, obliegt es mir, dem vergänglichen Pergament mit Tinte, die verblaßt, noch ehe sie trocknet, die kurzlebige Schilderung dessen anzuvertrauen, was wirklich geschehen ist – und warum.
    Deshalb werde ich nun die Geschichte beginnen, dort, wo alle Geschichten ihren Anfang nehmen – am Ursprung des Lebens und der Zeit.
    Ich wurde im Dorf Gara geboren, das es schon lange nicht mehr gibt. Wenn ich mich recht entsinne, lag es an dem schönen grünen Ufer eines kleinen Flusses, der in der Sommersonne dermaßen glitzerte und schimmerte, als wäre seine Oberfläche mit Juwelen übersät – ich tauschte gern alle Edelsteine, die ich je besessen oder gesehen habe, dafür ein, noch einmal neben diesem namenlosen Fluß sitzen zu können.
    Unser Dorf war nicht wohlhabend, aber damals gab es auch keine wohlhabenden Dörfer. Frieden herrschte auf der Welt; unsere Götter waren in unserer Mitte und uns wohlgesonnen. Es gab genug zu essen, und wir wohnten in Hütten, die uns Schutz vor dem Wetter boten. Ich erinnere mich nicht mehr daran, wer unser Gott war, noch wie er war, und auch nicht mehr an sein Bildnis. Ich war damals noch sehr jung, und schließlich liegt das alles lange zurück.
    Ich spielte mit den anderen Kindern in den warmen, staubigen Straßen, rannte durch das hohe Gras und die wild wachsenden Blumen auf den Wiesen und paddelte in dem glitzernden Fluß, der vor so langer Zeit von der See des Ostens verschlungen worden war, daß man aufgehört hatte, die Jahre zu zählen.
    Meine Mutter starb, als ich sehr jung war. Ich weiß noch, daß ich lange Zeit weinte, doch ich muß ehrlicherweise gestehen, daß meinem Gedächtnis entschwunden ist, wie sie aussah. Ich kann mich noch ihrer Hände entsinnen, wie zart sie mich berührten, und an den Duft von frisch gebackenem Brot, der
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