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Belgarath der Zauberer

Belgarath der Zauberer

Titel: Belgarath der Zauberer
Autoren: David Eddings
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der die ganze Geschichte kennt. Du solltest es wirklich aufschreiben. Erzähl der Welt was tatsächlich geschah.«
    Belgaraths Gesicht schien schmerzerfüllt. »Die Welt schert sich nicht drum, Garion. Ich würde nur eine Menge Leute vor den Kopfstoßen. Sie haben ihre eigene, vorgefaßte Meinung, und sie sind glücklich damit. Ich werde nicht meine nächsten fünfzig Jahre damit zubringen, auf Papier herumzukritzeln, nur damit die Leute von der anderen Seite der Welt ins Aldurtal kommen, um sich mit mir zu streiten. Abgesehen davon, bin ich kein Historiker. Es macht mir nichts aus, Geschichten zu erzählen, aber es liegt mir nicht sie aufzuschreiben. Würde ich eine solche Aufgabe in Angriff nehmen, würde mir nach ein paar Jahren die Hand einschlafen.«
    »Sei nicht zimperlich, Großvater. Durnik und ich wissen, daß du deine Hände nicht gebrauchen mußt. Du kannst die Worte auf das Papier denken, ohne auch nur einen Stift anzufassen.«
    »Vergiß es«, sagte Belgarath kurz angebunden. »Ich werde meine Zeit nicht mit einer solchen Lächerlichkeit vergeuden.«
    »Du bist faul, Belgarath«, klagte Durnik.
    »Das fällt dir erst jetzt auf? Ich hab’ dich für einen besseren Beobachter gehalten.«
    »Du willst es also nicht tun?« wollte Garion wissen.
    »So lange nicht bis jemand bessere Gründe vorbringen kann, als ihr beide es bisher geschafft habt.«
    Die Tür zum Schlafgemach öffnete sich, und Poledra trat in die Küche. »Wollt ihr euch die ganze Nacht unterhalten?« fragte sie mit ruhiger Stimme. »Wenn ja, dann geht woandershin. Wenn ihr die Kleinen weckt…« Sie überließ den Männern, sich das ›wenn‹ auszumalen.
    »Wir dachten gerade daran, zu Bett zu gehen, Liebes«, log Belgarath schmeichelnd.
    »Na, dann tut’s auch. Sitzt nicht hier herum und redet nur davon.«
    Belgarath stand auf und streckte sich – ein wenig zu theatralisch vielleicht. »Sie hat recht«, sagte er zu seinen Freunden. »Bald wird es tagen, und die Zwillinge hatten die ganze Nacht Zeit, sich auszuruhen. Wenn wir schlafen wollen, sollten wir es besser jetzt tun.«
    Später, nachdem die drei auf den Speicher geklettert waren und sich auf dem Stroh, das Durnik dort aufbewahrte, in ihre Decken gerollt hatten, blickte Garion hinunter auf das schwindende Licht des Feuers und die flackernden Schatten. Natürlich dachte er an Ce’Nedra und seine eigenen Kinder; dann aber wanderten seine Gedanken zu den Ereignissen dieser so besonderen Nacht. Tante Pol hatte in seinem Leben immer schon eine zentrale Rolle gespielt, und durch die Geburt ihrer Zwillinge war ihr Leben nun erfüllt.
    Kurz vor dem Einschlafen kehrten die Gedanken des rivanischen Königs zu dem Gespräch zurück, das er mit seinem Großvater geführt hatte. Er war ehrlich genug, zuzugeben, daß sein Interesse an Belgaraths Geschichte nicht rein akademisch war. Der alte Zauberer war ein seltsamer und schwieriger Mann voller Geheimnisse, und seine Geschichte versprach Einblicke in seinen Charakter, die von nirgendwo sonst kommen konnten. Man würde ihn natürlich drängen müssen. Belgarath war äußerst geschickt, wenn es darum ging, jeglicher Arbeit aus dem Weg zu gehen. Doch Garion glaubte einen Weg zu wissen, wie er seinem Großvater die Geschichte entlocken konnte, um herauszufinden, wie alles begann.
    Und dann, weil es ja wirklich schon spät war, schlief Garion ein, und vielleicht lag es an den vertrauten Dingen in Tante Pols Küche, daß er von Faldors Hof träumte, wo seine Geschichte ihren Anfang genommen hatte.

TEIL EINS
DAS TAL

    1. K APITEL
    as Problem bei einer Idee besteht darin: Je mehr darüber gesprochen wird, desto mehr scheint auch die Vorstellung von einer Sache zu einer Zwangsvorstellung zu werden. Was als oberflächliche Betrachtung begonnen hat – zuerst mehr als Selbstgespräch, dann vielleicht als kleine Unterhaltung, um ein paar Stunden vor dem Zubettgehen zu vertreiben –, kann zu einer Art Verpflichtung werden, sobald andere daran teilgehabt haben. Nur weil ich bereit bin, über eine Sache zu sprechen, bin ich nicht unbedingt bereit, sie auch zu tun. Warum können die Leute das nicht verstehen?
    Im vorliegenden Fall begann alles mit Durniks eher alberner Bemerkung, daß er die ganze Geschichte hören wollte. Man weiß ja, wie Durnik ist: Stets nimmt er alles auseinander, um zu sehen, wie und warum es funktioniert. In diesem Fall aber kann ich ihm vergeben. Pol hatte ihm soeben Zwillinge geschenkt, und frischgebackene Väter neigen dazu, ein
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