Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Beiss nicht in die Sonne

Beiss nicht in die Sonne

Titel: Beiss nicht in die Sonne
Autoren: Tanith Lee
Vom Netzwerk:
verschwand ich.
     
    Draußen war einer dieser bedrückenden Blauer-Kristall-und-Goldenes-Sonnenlicht-Nachmittage. Das Wetter in Vier BEE ist immer perfekt, aber hin und wieder gelingt es den Jang, etwas zu sabotieren, und dann gibt es einen groshing , einen heulenden Sandsturm, der durch die Abschirmschilde pfeift und allen Spaß macht. Niemals werde ich die Zeit vergessen, als Danor und ich – beide weiblich damals, sollte ich vielleicht hinzufügen – die Robotkontrolle am Aussichtspunkt 9 A außer Kraft setzten und ein Regen vulkanischer Asche von einem der großen, schwarzen Berge draußen hereinströmte, wahre Fluten, Einheit um Einheit, es war völlig zaradann . Lebensmittel mußten von Flugkörpern abgeworfen werden, die Straßen waren voller Roboter, die versuchten uns auszugraben. Einmal haben wir sogar ein Erdbeben zustande gebracht. Natürlich brach nichts zusammen, obwohl wir alle hofften, das Robot-Museum würde einstürzen. Zu diesem Zeitpunkt saßen Hergal und ich in einem großen Kristallturm und versuchten nicht sonderlich erfolgreich, uns telepathisch zu lieben, und der Turm zitterte wie Gelee, jedenfalls mehr als wir.
    Ich ging zu einer Sendesäule und ließ meinen neuen Körper überall ausstrahlen, so daß meine Freunde (?) mich erkennen konnten. Ich richtete eine Antenne auf das Zeefahr und wartete eine geraume Weile, um zu sehen, ob Hergal vom Himmel herab darauf niederstürzen würde, aber das tat er nicht. Deshalb signalisierte ich an Thinta.
    „Attlevey“, begrüßte ich sie, als ihr dreidimensionales Bild vor mir erschien. Sie sah nett aus, hübsch mollig, mit großen, grünen Augen und einer Art von pelzigem Haar. Sie hatte seit Ewigkeiten nicht mehr gewechselt. Es gab also doch noch Stabilität.
    „Oh, Attlevey, Ooma , ich mache gerade ein Wasserkleid.“
    Sie hielt es hoch, es war grünlich opalisierend und tropfte leicht.
    „Thinta“, sagte ich, „ich bin gerade ertrunken und so zurückgekommen, und ich bin absolut droad .“
    „Oh, ich habe nicht bemerkt, daß du es bist“, antwortete Thinta. Sie hatte die Sendung offenbar noch nicht gesehen. „Schön, Ooma, warum gehst du nicht in eins der Traumzimmer? Warte einen Augenblick, dann komme ich mit.“ Sie verschwand.
    Thinta mochte die Traumzimmer, obwohl sie als ziemlich anti-jang galten. Man trifft immer viele Ältere Personen mit ‚gesetzten Vorstellungen’, die einem erzählen, daß man nicht dort sein sollte, sondern draußen, um Liebe zu machen, in Ekstase zu sein, einen Geschlechtswechsel zu vollziehen oder einer Sinnesverwirrung zu erliegen, wie es von jungen Leuten normalerweise unbeugsam erwartet wird. Ich ging in den Jade-Turm, um etwas Schmuck zu stehlen, während ich auf Thinta wartete, wie sie in ihrem rosafarbenen, sicheren Miniaturflugzeug angesaust kam.
    Sterilen ist eine wirkliche Kunst und eine meiner wenigen einfachen Vergnügungen.
    Im Jade-Turm gibt es einen großen Drachen, der auf einer Farm in der Nähe von Vier BAA gezüchtet wurde. Er klappert mit seinen jadebesetzten Schuppen und spuckt grünes Feuer, das einem eine wirklich belebende, pinienduftende Ganzdusche gibt. Er rührt mich auf eine komische, romantische Weise. Einmal habe ich sehr lange in seinem Maul gesessen und versucht, Kley zu erreichen, damit er mich rettete, aber er hat einfach eine Ekstasepille geschluckt und ist ziemlich plump zusammengebrochen. Ich glaube, ich habe ihn aufgeregt.
    „ Attlevey , Drache“, sagte ich.
    Ich kroch für eine Weile in sein rechtes Ohr – innen sieht es aus wie eine Muschel – und überlegte, was ich stehlen könnte, während der Drache röhrte und jeden besprühte.
     
2
     
    Meine Bee, die mein weißes, pelziges, gestohlenes Tierchen umklammert hielt, folgte mir, als ich ganz unschuldig durch den Jade-Turm schlenderte. Ich wartete unbewußt darauf, daß mir beide auf den Kopf fielen. Die Bees anderer Leute schwirrten herum, ganz Effizienz und programmiert zum Dienen. Ich hatte das Gefühl aufzufallen – durchsichtige Kleider, Ketten aus goldenen Anemonen, Zehenringe, Fingernägel, so lang wie meine Finger – ausgesprochen Jang. Ehrlich, ich habe das alles nie besonders gemocht. Man fühlt sich so nackt, wenn man vergißt, ein Flitterblümchen in den Bauchnabel zu stecken, und fingerlange Nägel sind gefährlich.
    Alle Älteren Personen nickten mir beifällig zu. Ich war genauso, wie eine junge Person sein sollte, schillernd, fast nackt, meine einfarbigen Augen noch dunkel umschattet von
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher