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Beim ersten Om wird alles anders

Titel: Beim ersten Om wird alles anders
Autoren: Rainer Dresen
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meinem Umfeld erklären?

Yoga bei Jogi
    Nicht umsonst hat der deutsche Fußballnationaltrainer Jürgen Löw den Spitznamen „Jogi“. Auch unter seiner Ägide wird fortgeführt, was sein Vorgänger Klinsmann auf Vermittlung von Manager Oliver Bierhoff eingeführt hat. Mittlerweile darf bei den vorbereitenden Trainingslagern und den großen Turnieren der Nationalmannschaft der Yoga-Trainer Patrick Broome nicht mehr fehlen.
    Im Umfeld der WM 2006 war zu hören, dass Spieler wie Simon Rolfes, Thomas Hitzlsperger, Per Mertesacker, Bastian Schweinsteiger, Lukas Podolski und Mario Gomez mit großer Begeisterung bei der Sache waren, als Broome ihnen die Grundübungen vorturnte. „Hier und da gab es vielleicht leichte Irritationen, aber alle haben
es ausprobiert und ihr Bestes getan. Schon in der ersten Übungseinheit haben mich Eifer, Disziplin und Konzentration der Spieler beeindruckt und positiv überrascht.“So jedenfalls war Broome damals zu vernehmen.Yoga sollte dazu beitragen, die mentalen und athletischen Voraussetzungen der Spieler zu verbessern. Es wurden vor allem Konzentrations- und Entspannungsübungen angeboten, um, so Broome, „den Spielern den nötigen Abstand zum Rummel um sie herum“zu ermöglichen und das Verletzungsrisiko der Spieler zu minimieren.

    Die Fußballbundesliga hatte Yoga bereits 2005 erreicht, ohne jedoch großes Aufsehen zu erregen. In jenem Jahr war der 1. FC Köln wie so oft in einer sportlichen Krise. Ein örtlicher Yoga-Lehrer war überzeugt, dass man mit ein wenig Yoga auch dieses Problem beheben könnte. Tag für Tag tauchte er beim Mannschaftstraining auf und redete auf den Trainer ein, dass Yoga die Antwort auf alle Fragen wäre. Erst als die sportliche Situation immer hoffnungsloser wurde, war der anfängliche Widerstand des Trainers gebrochen: Der Yoga-Kurs durfte stattfinden. Der Yoga-Lehrer schleppte Yoga-Matten heran und legte sie in einem kalten Kellerraum aus, der für die Stunden zur Verfügung gestellt wurde. Dort praktizierte der Lehrer dann, Fußballer haben ja wenig Zeit, eine verkürzte Übungsreihe, bestehend aus Anfangsentspannung, Atemübungen, Sonnengruß, zwölf kurzen Dehnungsübungen und Tiefenentspannung als Ergänzung zu den Kraft- und Ausdauerübungen des normalen Trainings. „Ich war überrascht, wie diszipliniert die Jungs mitgemacht haben, bis auf Podolski, der hat nur Faxen gemacht“, erinnert sich der Lehrer. Auch beim Om-Singen am Anfang und Ende der Stunde hätten sich doch einige ein Grinsen verdrücken müssen.
    Nur wenige Wochen, nachdem der Yoga-Unterricht begonnen hatte, war er auch schon wieder vorbei: Der Fußballtrainer wurde nach zwölf sieglosen Spielen entlassen. Mit ihm musste auch der Yoga-Lehrer gehen. Ein Fehler war das, so der Kölner Yoga-Experte: „Hätte der Trainer weitergemacht, dann hätten die Spieler mehr Yoga praktiziert, dann wäre der Platzerhalt sicher gelungen.“
    Nicht viel besser endete ein noch bekannteres Yoga-Experiment der Bundesliga. Als Jürgen Klinsmann dort seinen Trainerjob antrat, wurden beim FC Bayern München im Trainingsgelände nicht nur Buddhas aufgestellt, sondern zur Überraschung von Clubverantwortlichen, Spielern und Medien auch flächendeckend Yoga-Matten ausgerollt. Nachdem es aber dann mit dem Fußball wider Erwarten doch nicht so gut lief wie erhofft, gerieten vor allem die Buddhas ins Visier der Medien als Symbol dafür, dass es der neue Trainer übertrieben habe mit der Erneuerung der geliebten bayrischen Fußballmannschaft. Dass der Trainer zur Persönlichkeitsbildung der Spieler Sprachunterricht und Vorträge eingeführt und auch eine Bibliothek und Yoga-Kurse eingerichtet hatte, wurde ihm von den Clubmanagern und der Presse gerade noch nachgesehen. Die Buddhas aber waren zu viel: Schon lange bevor Trainer Klinsmann mitsamt seinem ganzen Trainerstab und auch dem Yoga-Trainer kurz vor Saisonende vorzeitig gehen musste, waren die Buddhas bereits entfernt worden. Von Yoga-Kursen unter dem knorrigen aktuellen Bayerntrainer Louis van Gaal hat man noch nichts gehört.

    Bei der WM 2010 war Patrick Broome dann wie schon 2006 wieder als Yoga-Lehrer der Nationalmannschaft in Aktion. Allerdings konnte man den Eindruck gewinnen, dass Yoga dieses Mal, anders als in den Vorjahren, eher eine
Randbedeutung hatte. Noch 2006 wurden die Spieler von Jürgen Klinsmann mehr oder weniger zur Teilnahme verpflichtet. Seitdem aber ist die Teilnahme freigestellt und steht anscheinend nicht, um einen Löwismus zu
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