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Beichte eines Verfuehrers

Beichte eines Verfuehrers

Titel: Beichte eines Verfuehrers
Autoren: Hart Megan
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hergerissen. Einerseits bin ich froh, dass er mich nicht bedrängt, aber andererseits bin ich verzweifelt, weil er nicht besorgter ist.
    „Ja, ich bin sicher.“
    „Okay“, sagt er und steigt in die Dusche. „Pass auf dich auf.“
    Ich stoße einen leisen Schrei aus und greife nach meiner Handtasche, die auf dem Waschtisch liegt. Das war’s also?
    Joe dreht sich zu mir um und mustert mich über die Schulter hinweg mit hochgezogenen Augenbrauen.
    „Und du bist sicher, dass alles in Ordnung ist?“
    „Ja, verdammt!“, schreie ich, obwohl nichts in Ordnung ist. Meine Stimme klingt schrill und ich bin den Tränen nahe. Ich presse die Handtasche an meine Brust. „Vielen Dank, dass du dich mit mir abgegeben hast!“
    Nun dreht er sich ganz zu mir um, die Hände in die Hüften gestemmt. Ich möchte im Boden versinken oder ihm ein Handtuch reichen, damit er nicht nackt vor mir steht …
    „Hör mal, ich weiß echt nicht, was dein Problem ist …“
    „Natürlich weißt du das nicht!“ Aber ich will es auch nicht erklären.
    „Mary.“ Joe spricht mit ruhiger Stimme. „Du bist im ’Slaughtered Lamb’ auf mich zugekommen und hast mir ins Ohr geflüstert, dass du ein Kondom hättest, auf dem mein Name steht. Das war ja wohl mehr als eindeutig. Also was ist dein Problem?“
    Dieser Spruch mit dem Kondom war die Idee meiner besten Freundin Beth gewesen. Okay, es hatte funktioniert, aber …
    „Hey.“ Er steigt aus der Dusche, reißt ein Handtuch vom Halter und schlingt es um seine Hüften, bevor er die zwei Schritte auf mich zu macht. Einen Moment sieht es aus, als wolle er mir die Haare aus dem Gesicht streichen, doch er zögert.
    „Ich habe gedacht, du wolltest es. Jedenfalls hast du das gesagt …“
    Das kann ich kaum bestreiten. Am liebsten würde ich ihm die Schuld in die Schuhe schieben, aber mir ist schon klar, dass es so nicht läuft. Ich bin keine Jungfrau mehr, und es war nun wirklich kein großer Akt. Aber ich habe mir einfach mehr davon versprochen. Wie dumm von mir!
    „Ich wollte es, ja.“ Ich spüre einen dicken Kloß in meinem Hals.
    „Du hast gewusst, was du wolltest, und du hast es bekommen“, sagt Joe. „Was ist daran jetzt falsch?“
    „Nichts.“
    „Hm. Und du bist sicher, dass du nicht mit mir duschen willst?“ Er steigt wieder in die Dusche und wirft das Handtuch auf den Boden. Obwohl er mich verführerisch anlächelt, schüttele ich den Kopf.
    „Na gut. Und es ist alles in Ordnung mit dir?“
    „Ja, alles bestens. Ich geh dann mal …“
    „Fahr vorsichtig“, sagt er.
    Als Joe den Duschvorhang schließt, bin ich kurz davor, meine Meinung zu ändern. Aber dann ziehe ich mich fertig an und verlasse fluchtartig das Hotelzimmer. Ich lasse den Fremden zurück, der mich in dieser Nacht zur Frau gemacht hat.
    „Das ist eine hübsche Geschichte“, sagte ich. „Ich mag vor allem die Stelle am Schluss – dass du sie zur Frau gemacht hast.“
    „Hab ich doch, oder nicht?“ Joe griff nach dem Pappbecher mit Limonade und trank einen langen Zug. Vom Reden war er offenbar ziemlich durstig geworden.
    „Ich finde nur diesen Gedanken interessant, dass eine Frau Sex haben muss, um eine Frau zu werden.“
    Achselzuckend riss er das Einwickelpapier von seinem Sandwich. Er wartete immer mit dem Essen, bis er mir seine Geschichte des Monats erzählt hatte. Dann aß er mit sichtlichem Appetit, als hätte ihn die eigene Erzählung hungrig gemacht. Diesmal lagen auf dem Weizenbrot mit Truthahn, das er wie immer bestellt hatte, Tomaten. Joe hasste Tomaten. Ich beobachtete ihn, während er die Tomatenscheiben einzeln herunterpickte.
    „Ist das nicht so?“, kam er auf unser Thema zurück.
    Ich schwieg und beobachtete ihn beim Essen. Mein Körper musste sich erst wieder beruhigen und in die reale Welt zurückfinden. Mein Herzschlag verlangsamte sich und mein Atem ging ruhiger. Fröstelnd zog ich den Pullover enger um meinen Körper, weil ich vor Joe verbergen wollte, dass meine Nippel während seiner Erzählung hart geworden waren. Später würde ich mir zu Hause seine Geschichte ins Gedächtnis rufen. Ich würde mich an jedes kleine, schmutzige Detail erinnern und mich berühren, bis ich kam. Aber jetzt spielte ich die Unnahbare, wie ich es jeden Monat tat, wenn wir uns in der hohen Halle mit der Glaskuppel oder draußen im Park auf einer Bank trafen.
    „Ich hab echt keine Ahnung, was für ein Problem sie plötzlich hatte.“ Ein Mayonnaisespritzer hing in Joes Mundwinkel, er kaute und
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