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Beichte eines Verfuehrers

Beichte eines Verfuehrers

Titel: Beichte eines Verfuehrers
Autoren: Hart Megan
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schluckte. Ich reichte ihm wortlos eine Serviette.
    „Stimmt, sie hat ja nur ihre Jungfräulichkeit an einen Fremden verloren. Vielleicht war es ihr peinlich?“, fragte ich.
    Natürlich konnte ich nicht wissen, wie Mary sich gefühlt hat. Ich wusste ja nie, wie sich die Frauen von Joe fühlten oder was sie dachten. Ich wusste nur, was Joe mir erzählte, und in Gedanken ergänzte ich seine Erzählungen. Ich schmückte die Geschichten aus, stellte mir vor, wie es wohl für sie war. Wie es wohl wäre, wenn ich an ihrer Stelle wäre – all das erregte mich.
    „Sie war so anschmiegsam und willig, wie hätte ich auf die Idee kommen sollen, dass sie Jungfrau war? Jedenfalls hat sie sich nicht wie eine Jungfrau verhalten.“
    „Wie verhält sich denn deiner Meinung nach eine Jungfrau?“, fragte ich herausfordernd.
    Joe zuckte erneut mit den Achseln. „Was weiß ich, aber sie verhielt sich, als wüsste sie genau, was sie wollte. Warum war sie danach so aufgebracht?“
    Ich überlegte einen Moment. „Vielleicht war sie enttäuscht.“
    Wissend grinste er mich an. „Sadie, ich habe sie nicht enttäuscht.“
    „Ach klar, stimmt ja. Du hast sie zur Frau gemacht.“
    Er runzelte die Stirn. „Du hast meine Frage nicht beantwortet.“
    „Stimmt. Aber ich finde nicht, dass ich erst zur Frau wurde, nachdem ich das erste Mal Sex hatte. Wie war das bei dir: Hat es dich zum Mann gemacht?“
    Joe warf mir einen knappen Seitenblick zu, dem er mit einem jungenhaften Lächeln die Schärfe nahm. „Ich wurde von Marcia Adams entjungfert. Sie war die beste Freundin meiner Mutter. Ich musste verdammt schnell erwachsen werden, sonst hätte ich das nicht überlebt.“
    Davon hatte Joe mir noch nie etwas erzählt, und er sah mir meine Überraschung wohl an. Joe lachte herzlich, legte den Kopf in den Nacken und blickte hinauf in den gläsernen Himmel des Atriums.
    „Willst du mir mehr darüber erzählen?“, fragte ich.
    Einen kurzen Moment zögerte Joe. Er wirkte schüchtern, dabei hatte ich immer geglaubt, dieser Mann wäre nicht fähig, schüchtern zu sein. Unruhig rutschte er auf der Bank herum, und für einen Augenblick war ich mir sicher, dass er mir diesmal nicht alles erzählen würde.
    „Ich war damals siebzehn, es war Sommer, und sie bot mir Geld dafür an, ihren Garten zu pflegen. Fürs College konnte ich etwas Taschengeld gut gebrauchen. Außerdem hat sie mir erlaubt, nach dem Rasenmähen ihren Pool zu benutzen.“
    „Das klingt, als hättest du nicht nur ihren Rasen gemäht.“
    Verlegen rieb er sich mit der Handfläche über den Nacken. „Hm, ja.“
    „Und du glaubst ernsthaft, das hat dich zum Mann gemacht?“ Ich sah ihn neugierig an.
    Er erwiderte meinen Blick und nickte mit feierlichem Gesichtsausdruck. „Ja, sie hat mir auf jeden Fall gezeigt, was mich erwarten wird.“
    „Ich finde nicht, dass es dasselbe ist wie bei Mary.“
    „Dann sag mir doch, was dich zur Frau gemacht hat, wenn es nicht die Entjungferung war“, sagte er herausfordernd. „Was war es dann?“
    Ich ging auf seine Frage nicht ein. Nachdem ich einen Moment verbissen geschwiegen hatte, zuckte er mit den Schultern. „Mary hat sich jedenfalls verhalten, als würde ich ihr zwanzig Dollar in die Hand drücken und sie danach rauswerfen.“
    „Wahrscheinlich hat sie angenommen, dass du einer von diesen Typen bist, die Frauen in der Bar aufreißen und einmal mit ihnen schlafen. Diese Typen erwarten, dass die Frau danach verschwindet.“
    „Ich hätte sie zuerst duschen lassen!“, rief er entrüstet. „Komm schon, ich bin kein Mistkerl.“
    Ich wusste es besser. Obwohl Joe es vehement bestritt, machte er genau das: Frauen aufreißen, eine Nacht mit ihnen verbringen und sich danach nie wieder bei ihnen melden.
    Statt einer Antwort nippte ich an meiner Limonade. Joe ließ sein Sandwich sinken, als überlegte er. Über unseren Köpfen ragte ein riesiger Farn auf, durch den nur vereinzelte Sonnenstrahlen drangen, die auf Joes dunkelblonden Haaren tanzten. Sein Blick verfinsterte sich und er presste die vollen Lippen zusammen.
    „Sag es schon“, sagte er schließlich.
    Ich tat so, als wüsste ich nicht, was er hören wollte.
    „Sag schon“, wiederholte er. „Ich seh’s dir an der Nasenspitze an, dass du etwas sagen willst.“
    „Was soll ich sagen?“, fragte ich unbarmherzig. „Dass du genau der Typ Mann bist, der Frauen nach der ersten Nacht fortschickt?“
    „Ja, genau. Nur weiter so.“ Er lehnte sich auf der Bank zurück und
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