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Begegnung in Tiflis

Begegnung in Tiflis

Titel: Begegnung in Tiflis
Autoren: Heinz G. Konsalik
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zeigen. Tiflis ist doch noch von keiner europäischen Gesellschaft angeflogen worden. Aber keine Sorge, Paul … wir schaffen es, und wenn's auf dem Bauch ist.«
    4 Uhr 42 Minuten.
    Die Scheinwerfer hatten die Maschine voll im Licht. General Oronitse, der gerade in seinen Wagen steigen wollte, um noch ein paar Stunden zu schlafen, denn ein übernächtigter General ist so etwas wie eine Naturkatastrophe, stieg wieder aus, stellte sich auf die Straße und hob das Nachtglas an die Augen.
    »Keine Positionslichter, alles dunkel … Genossen, da kann eine große Schweinerei herunterkommen! Fahren wir zurück zur Flugleitung!«
    Über das Flugfeld rasten bereits sowjetische Feuerwehren und Krankenwagen. Im Hauptgebäude wurden die ersten auf den Morgenflug wartenden Passagiere in eine Nebenhalle geführt, deren Türen man einfach abschloß. Man gibt da keine langen Erklärungen. Gehorchen und Vertrauen ist alles, Genossen! Im nahe gelegenen Grusinischen Krankenhaus Nummer I sprangen die diensthabenden Ärzte aus den Betten und es wurden drei OPs vorbereitet. Dabei kam heraus, daß der junge Arzt Dr. Woroneff bei der Schwester Darja geschlafen hatte; ein fataler Fall, denn Oberarzt Dr. Scheslew war mit Schwester Darja offiziell verlobt.
    »Wir reden noch darüber, Brüderchen«, sagte Scheslew zu Woroneff. »Auch Freiheiten im Arbeiterparadies haben doch gewisse Grenzen.«
    »Tiflis«, sagte in diesem Augenblick Pohlmann und sah hinunter. Zwischen den Bergen des Kaukasus leuchtete auf einer Hochebene die Stadt auf. An den Hängen roter Hügel, die tagsüber wie in Glut erstarrte Lava aussehen, steigt sie empor über den Fluß Kura, ein orientalisches Märchen mit gewundenen, steilen, in sich verschlungenen Straßen und Gassen der Altstadt und breiten Alleen und Prachtstraßen der Neustadt, gesäumt von kaukasischen Platanen und gebaut auf einem Boden, aus dem die heißen Schwefelquellen sprudeln, die der Stadt ihren Namen gaben. Tbilisi … die Stadt des warmen Wassers.
    Jetzt, in der Nacht, flimmerten Tausende von Lichtern über Ebene und Hänge, über den Mtatsminda-Hügel mit dem Pantheon und den Sololaki-Hügel. Pohlmann hatte die Maschine tief heruntergezogen und die Motoren gedrosselt. Vor ihm her flog noch die kleine, schnelle, silbern blitzende Mig und leitete ihn zum Flughafen.
    Im Passagierraum hatten die Stewardeß Irene und Chefsteward Uwe Peters die Reisenden geweckt und dreisprachig die immer wiederkehrende Bitte ausgerufen: »Bitte anschnallen! Ganz ruhig bleiben. Wir müssen in Tiflis zwischenlanden. Eine kleine Störung an der elektrischen Anlage. Bitte anschnallen! Es ist völlig ungefährlich. Behalten Sie bitte Ruhe, meine Herrschaften …«
    Bettina Wolter ging mit einer Taschenlampe von Sitz zu Sitz und verteilte Orangeade. Sie sah in schreckensweite Augen und bemerkte zitternde Hände, die das Glas annahmen und an die Lippen führten.
    »Keine Angst, Madame«, sagte sie zu einer jungen Französin, die leise vor sich hin weinte. »Es ist wirklich nur ein kleiner Schaden an der Elektroleitung.«
    »Merci, Mademoiselle.« Die Französin nickte Bettina zu. Sie flog zum erstenmal, und sie bekam Mut, als sie die Ruhe der Stewardeß sah.
    »Der Flugplatz!«
    Pohlmann und Andresen starrten hinunter. Die Landebahn war hell erleuchtet, am Rand der Betonpiste glühten die Grenzlichter. Ein starker Scheinwerfer vom Hauptturm erleuchtete zusätzlich das Feld. Vor ihnen drehte der kleine sowjetische Jäger ab, stieß steil in den Himmel und verschwand. Er konnte nun nicht mehr helfen …
    Pohlmann zog in einer weiten Schleife über den Flugplatz hin, um die Maße abzuschätzen. Der erste Anflug war mißglückt.
    »Wir sind zu spät herunter«, sagte Pohlmann mit völlig ruhiger Stimme. »Wir müssen steiler aufsetzen.« Sein Blick überflog noch einmal die Meßinstrumente. Alle Zeiger auf Null. Das Höhenruder, die Kontrolle für das Räderausfahren – nichts.
    »Räder raus!« sagte Pohlmann gepreßt. Paul Andresen drückte die nötigen Hebel. Die Kontrolluhren schwiegen. Es war nicht festzustellen, ob das Bugrad und die Haupträder überhaupt aus den Klappen ausfuhren, ob die Landeklappen reagierten. Nur die Motoren gehorchten … Pohlmann drosselte sie und schaltete dann auf Bremswirkung.
    Elegant schwebte die schwere Maschine herein, aus der Nacht, von den Bergen des Kaukasus kommend, steil auf die erleuchtete Landebahn zu.
    Wladimir Mironowitsch Bubnow in seinem Radarturm blieb der Sonnenblumenkern in der
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