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Bedroht

Bedroht

Titel: Bedroht
Autoren: Hans Koppel
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Türpfosten. Erik zog sie mühelos über die Schwelle zurück ins Zimmer, zerrte sie an den Haaren hoch und legte ihr dann eine Hand um den Hals und drückte zu. Sie versuchte, ihn anzuflehen, aber es drang nur ein gurgelndes Geräusch aus ihrer Kehle.
    »Schhhh, du weckst ja das Kind. Du musst dich nicht mehr verstellen. Jetzt sind wir beisammen, du brauchst niemandem mehr was vorzuspielen.«
    »Bitte …«
    »Keine Sorge, ich werde dich schon zum Schreien bringen, wie in dem Video.«
    Er schob ihren Oberkörper auf Heddas Bett, blieb stehen und betrachtete ihren von Schluchzern geschüttelten Körper, während er ruhig seinen Gürtel öffnete und aus seiner Hose stieg. Er genoss es maßlos, die Oberhand zu haben.
    Anna richtete sich auf den Ellbogen auf und versuchte, sich aus dem Bett zu winden. Erik packte ihre Fußgelenke und zog sie an sich. Anna versuchte, erneut zu entkommen, und er zog sie wieder an sich. Das Spiel ging weiter, bis sie keine Kraft mehr hatte, und ihre Bewegungen nicht mehr zu überzeugen vermochten. Der Kampf war verloren, und sie wusste es. Trotzdem kämpfte sie weiter.
    Erik schwindelte vor Erregung. Er ließ sie noch etwas weiter von sich wegkriechen, wollte ihre Hoffnung wecken, damit ihre Enttäuschung umso größer wäre. Als sie es fast geschafft hatte, sich zu befreien, beschloss er, dass jetzt genug gespielt worden war. Er konnte sich nicht länger beherrschen.
    »Du weißt, was du willst«, sagte er, packte ihre Fußgelenke und zog sie mit einer raschen Bewegung an sich.
    Anna warf sich mit einer letzten Kraftanstrengung herum und schlug ihm den Stößel, den sie vom Boden aufgehoben hatte, auf den Kopf.
    Er brach über ihr zusammen, und sie schob ihn beiseite. Auf zitternden Beinen stieg sie aus dem Bett. Er versuchte ebenfalls aufzustehen, schwankte kurz und brach wie ein Boxer nach dem K.-o.-Schlag zusammen.
    Anna lief in die Küche und sah Lukas leblos auf dem Fußboden liegen. Sie beugte sich über ihn, strich ihm über das blutige Haar, küsste seine Wange und tastete nach seinem Puls.
    Sein Herz schlug noch. Sie sah sich nach dem Telefon um. Es lag auf der Arbeitsplatte. Sie wählte die Notrufnummer mit zitternden Fingern.
    »Er ist hier«, schrie sie, als endlich jemand antwortete. »Erik Månsson ist hier. Er hat meinen Mann niedergeschlagen. Er blutet am Kopf. Sie müssen kommen.«
    »Würden Sie das bitte wiederholen?«
    »Er hatte ein Seil. Karlsson, verständigen Sie Karlsson.«
    »Was ist passiert?«
    »Ich brauche einen Krankenwagen für meinen Mann, schnell. Er blutet am Kopf.«
    »Ist er bei Bewusstsein?«
    »Sie müssen sofort kommen.«
    »An welche Adresse?«
    Anna hörte ein Geräusch aus der Diele, dann schrie ihre Tochter.
    »Jetzt!«, schrie sie und warf den Hörer beiseite.
    Sie schwankte auf die Diele und machte Licht. Erik hielt Hedda vor sich.

102
    »Mit wem hast du gesprochen?«
    Erik blinzelte ins Licht der Deckenlampe. Er trug nur eine Unterhose und einen Pullover und hielt Hedda an sich gepresst, die ihre Mutter voller Entsetzen anstarrte.
    »Lass sie los, Erik, ich bitte dich.«
    »Ich habe Stimmen gehört. Mit wem hast du gesprochen?«
    »Ich habe die Polizei angerufen. Sie sind gleich hier. Du hast keine Chance. Lass sie los, solange du noch kannst.«
    Erik war immer noch von dem Schlag benommen. Er wich auf der Diele zurück und zog Hedda mit sich. Anna ging langsam auf sie zu.
    »Warum machst du alles kaputt?«, fragte er. »Weißt du eigentlich, wie sehr ich mich für uns abgerackert habe? Welche Risiken ich eingegangen bin? Wie sehr ich gekämpft habe, damit wir eine Chance haben, du und ich? Warum willst du nicht mit mir zusammen sein?«
    »Lass sie los. Bitte, Erik. Ich bitte dich.«
    Anna ging auf ihn zu und vermied es, Hedda anzusehen.
    »Ich tu, was du willst, wenn du nur meine Tochter loslässt.«
    »Wir fahren weg«, sagte Erik. »Du und ich …«
    Er schloss einen Moment fest die Augen und schluckte angestrengt.
    »Du und ich«, sagte er. »Wir fangen von vorne an.«
    Er war am Ende der Diele angelangt und kam nicht weiter. Er stand mit dem Rücken zur Garagentür. Neben ihm führte die Treppe in den Keller. Anna war zwei Meter vor ihm.
    »Ich komme mit«, sagte sie. »Lass Hedda los, dann komme ich mit.«
    Erik wurde unsicher.
    »Du brauchst deine Hose«, sagte Anna. »Ohne Hose kannst du da nicht raus.«
    Sie nickte in Richtung von Heddas Zimmer, wo seine Kleider lagen.
    »Ich muss auch was anziehen«, sagte sie.
    Erik
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