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Bedroht

Bedroht

Titel: Bedroht
Autoren: Hans Koppel
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Nacht?«
    »Vielleicht ein Zweig oder so was?«
    »Bitte …«
    Lukas seufzte tief und mühte sich aus dem Bett. Er trat ans Fenster und ließ das Rollo hochschnappen.
    »Nichts«, stellte er fest und zog das Rollo wieder runter.
    Mit schleppenden Schritten kehrte er zum Bett zurück und legte sich schwerfällig wieder hin.
    »Zufrieden?«
    Anna nickte und machte die Lampe wieder aus. Sie streckte den Arm aus und legte ihm die Hand auf die Brust.
    »Mein Held«, sagte sie.

11
    Wo sind bloß die ganzen Männer?
    Diese Frage stellten sich die siebenundsechzigjährige Kathrine Hansson und ihre Freundinnen oft. Männer in ihrem Alter schienen nicht mehr zu reisen und ungern Kulturveranstaltungen oder Volkshochschulkurse zu besuchen.
    Die traurige Wahrheit, vermutete Kathrine, war, dass Männer in ihrem Alter zu Hause vor dem Fernseher saßen und sich über die Jugend von heute vor ihrer Haustür ärgerten.
    Hatten die Männer ihre Lust am Leben aufgegeben, weil sie ohnehin bald sterben würden? Das war ja, als würde man das Bett nicht mehr machen, weil man ohnehin bald wieder darin schlief.
    Kathrine Hansson betrat die Bücherei und warf einen raschen Blick in den Lesesaal. Sieben Männer und keine Frau. Wie immer.
    Kathrine hätte liebend gerne bei diesen Männern Platz genommen, einfach nur, um ihre Anwesenheit zu genießen. Aber was hatte sie für ein Alibi? Sie hatte die Zeitung bereits gelesen und keine Lust, zum Schein darin zu blättern.
    Sie ging weiter in die belletristische Abteilung und suchte nach etwas Vernünftigem zum Ausleihen. Sie fand nichts und kehrte in den Lesesaal zurück. Langsam ging sie an den Zeitungsregalen entlang. Jemand blätterte feierlich eine Seite um. Ansonsten war es still.
    Kathrine betrachtete die Männer aus den Augenwinkeln. Von den sieben waren drei annehmbar, einer sogar mehr als das.
    Sie nahm eine Zeitung, irgendein småländisches Lokalblatt, und setzte sich auf den Stuhl neben ihn. Automatisch rückte er ein Stück beiseite und schnaubte missmutig, weil er sich nun nicht mehr ungeniert ausbreiten konnte.
    »Was lesen Sie?«, fragte Kathrine, als sie ihrer Meinung nach lange genug geschwiegen und geblättert hatte.
    Der Mann sah sie entgeistert an und schien sich unsicher zu sein, ob sie mit ihm redete.
    »Gibt’s was Interessantes?«, fragte sie und lächelte freundlich. »Ich meine, in der Zeitung?«
    »Wieso?«, erwiderte er aggressiv.
    Kathrine schrumpfte.
    »Entschuldigen Sie, ich wollte Sie nicht stören.«
    Sie erhob sich, lief zur Regalwand, legte ihre Zeitung zurück, vermutlich ins falsche Fach, und verließ eilig die Bibliothek.

12
    »Anna Stenberg.«
    »Hallo, Anna. Erik Månsson aus Mölle. Rufe ich zu einem ungünstigen Zeitpunkt an?«
    Sie sah sich um. Trude war in einem Meeting mit Fachjournalisten, Sissela hatte sich in die Layoutabteilung begeben und nahm ein paar Änderungen in letzter Minute vor.
    »Nein, nein, kein Problem.«
    »Ich wollte nur fragen, ob du die Möglichkeit hast, mich zu treffen?«
    Anna schluckte nervös. Schnappschüsse aus der Nacht im Hotel schossen ihr durch den Kopf.
    »Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist …«
    »Nicht, was du denkst«, unterbrach Erik sie. »Es geht um die Arbeit. Ich weiß nicht, ob deine Kolleginnen dich informiert haben, aber sie haben bei uns angefragt, ob wir euch einen Entwurf für eine Abowerbekampagne präsentieren könnten.«
    »Natürlich haben sie mir das erzählt. Aber ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob ich die richtige Ansprechpartnerin dafür bin. Da solltest du dich vielleicht besser an …«
    »Wie wär’s mit einer schnellen, rein geschäftlichen Tasse Kaffee in der Stadt?«
    »Wann?«
    »Wann immer es dir passt. Vorzugsweise so bald wie möglich.«
    »Okay.«
    Anna stand da, den Hörer ans Ohr gepresst.
    »Bist du noch da?«, fragte Erik.
    »Ja, ich bin hier.«
    »Also, was sagst du? Wann passt es?«
    »Warum ausgerechnet ich?«, fragte Anna.
    »Du bist die Redaktionschefin.«
    »Das meinte ich nicht. Das andere.«
    »Darüber sprechen wir dann«, sagte Erik.
    Anna entdeckte Sissela, die vom Layout zurückkam und sich zügig ihrem Schreibtisch näherte.
    »Kann ich zurückrufen?«
    »Natürlich«, sagte Erik. »Tu das.«
    Anna beendete das Gespräch, sah Sissela schuldbewusst an und deutete auf den Hörer.
    »Die Werbeleute.«
    »Okay. Welcher von beiden? Sven oder Olof?«
    »Der Junge.«
    »Der Beau?«, sagte Sissela. »Und was wollte er?«
    »Er hatte ein paar Fragen wegen der
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