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Bedroht

Bedroht

Titel: Bedroht
Autoren: Hans Koppel
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Werbekampagne.«
    Sissela nickte.
    »Okay.«
    »Er wollte mich treffen«, sagte Anna.
    »Du Glückspilz. Viel Spaß.«
    »Ich wusste nicht, dass das ernst gemeint war.«
    »Was? Die Kampagne?«
    Anna nickte. Sissela zuckte mit den Achseln.
    »Meinetwegen dürfen sie es gern versuchen, aber auf eigenes Risiko. Ich zahle nicht, wenn es nichts bringt.«

13
    Kathrine war deprimiert, weil sie sich beim Rentneranbaggern in der Bibliothek einen Korb geholt hatte.
    Rastlos ging sie in ihrer Wohnung auf und ab und blieb am Fenster stehen. Ihr Selbstbewusstsein war angekratzt.
    Im nächsten Moment musste sie kichern. Einer der Vorteile des Älterwerdens war es, dass peinliche Gefühle rasch verflogen. Es gab erfreulichere Dinge, auf die man seine Energie verwenden konnte.
    Telefonieren zum Beispiel, Ditte anrufen und ihr von ihrer Pleite in der Bibliothek erzählen. Und ihrer Tochter Anna. Obwohl Kinder es in der Regel nicht sehr amüsant fanden, von den amourösen Träumen und Hoffnungen ihrer Eltern zu hören.
    Kathrine holte das Telefon.

14
    Erik stellte zwei Teetassen auf den Tisch und nahm Platz.
    Er lächelte. Anna sah sich um. Ihr war unbehaglich zumute. Sich mit einem gut aussehenden und obendrein viel jüngeren Mann im Café zu zeigen bedeutete in einer Kleinstadt wie Helsingborg, das Schicksal herauszufordern. Die soziale Kontrolle war umfassender, als ein George Orwell sie sich jemals hätte ausmalen können. Sie ertappte sich bei dem Gedanken, dass sie stolz darauf war, mit diesem gut aussehenden, jungen Mann intim gewesen zu sein. Er zog alle Blicke auf sich. Erik Månsson hatte sie erwählt, wenn auch nur für eine Nacht. Aber die war fantastisch gewesen.
    »Nett, dich wiederzusehen«, sagte er lächelnd.
    Anna betrachtete ihn und erwiderte das Lächeln.
    »Ganz meinerseits.«
    Erik probierte den Tee.
    »Bist du nervös?«, fragte er.
    »Nein«, sagte Anna. »Oder doch, ein wenig.«
    Sie deutete auf den Tisch.
    »Willst du keine Notizen machen?«
    Erik verstand sie nicht.
    »Brauchst du keinen Notizblock?«
    »Du hast recht«, sagte er und zog einen Spiralblock und einen Stift aus seiner Umhängetasche, einer lässigen Fahrradbotentasche.
    Anna schaute sich um. Alle anderen Gäste befanden sich außer Hörweite.
    »Das neulich …«, sagte sie.
    Erik schob den Kopf vor. »Ja?«
    »Das war eine Dummheit und einmalig.«
    »Natürlich«, erwiderte er.
    »Es wird sich nicht wiederholen.«
    »Sicher.«
    »Wenn wir zusammen arbeiten, muss das ganz klar sein, okay? Keine Komplikationen.«
    »Klar.«
    Er nickte, griff nach seinem Kugelschreiber und drückte die Spitze aufs Papier. Anna holte tief Luft.
    »Mir ist nicht ganz wohl, hier in einem öffentlichen Café mit dir zu sitzen«, sagte sie.
    Erik legte den Stift beiseite.
    »Wenn dir das angenehmer ist, können wir gerne zu mir nach Hause gehen.«
    Anna sah ihn von der Seite an. War das ein Scherz?
    »Ich wohne gleich auf der anderen Straßenseite«, sagte er und deutete mit dem Daumen aus dem Fenster. »Neben dem braunen Haus, die Nummer sechzig.«
    »Meinst du im Ernst, dass ich mit dir nach Hause gehen soll?«
    Sie lachte kurz auf, er zuckte mit den Achseln.
    »Ich habe auch Tee. Vielleicht gibt es sogar noch irgendwo einen trockenen Zwieback.«
    »Und du hältst das für eine gute Idee?«
    »Zwieback? Im Bett nicht unbedingt, da mag ich keine Krümel, aber sonst schon. Ich mag Zwieback.«
    »Du glaubst, dass wir uns bei dir zu Hause besser unterhalten können?«
    »Schlechter wohl kaum. Hier fühlst du dich schließlich nicht wohl. Wir müssen auch nicht zusammen ins Bett gehen. Ich werde versuchen, mich zu beherrschen.«
    Er hatte recht. Sie fühlte sich wirklich unwohl, weil sie fürchtete, jemand könnte sie sehen.
    »Nur reden? Sonst nichts?«
    Erik nickte.
    »Natürlich.«
    Anna betrachtete ihn.
    »Wie ist dein Code?«, sagte sie schließlich.
    Erik verstand sie nicht.
    »Wir gehen nicht zusammen, ich komme in ein paar Minuten nach.«
    »Ah so, der Türcode. 1632. Ich wohne ganz oben. An der Tür steht Månsson. Gib mir ein paar Minuten Vorsprung zum Aufräumen.«
    Er stand auf.
    »Ich kann nichts versprechen«, meinte er. »Dass ich Zwieback habe, meine ich.«

15
    Anna starrte an die Decke und seufzte genüsslich. Erik lag schwer atmend neben ihr.
    »Unglaublich«, sagte sie.
    »Was?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Das hier. Ich begreife es nicht.«
    »Wasser?«
    Er stand auf und ging nackt in die Küche. Sie folgte ihm mit den Augen. Er kehrte mit zwei
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