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Beautiful Losers

Beautiful Losers

Titel: Beautiful Losers
Autoren: Leonard Cohen
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an meinem Schreibtisch, wenn draußen der Flieder blüht? Und F., was würde der dazu sagen? Mit sechzehn, hat er gemeint, hat er aufgehört, nach dem Aussehen zu ficken. Edith war wirklich hübsch, als ich sie damals im Hotel kennenlernte, wo sie mit Maniküre ihr Geld verdiente, sie hatte langes, schwarzes Haar, nicht seidig, aber glatt und baumwollweich, dazu schwarze, undurchdringliche Augen – nur ein oder zwei Mal haben sie etwas verraten. Ihre Pupillen waren wie diese verspiegelten Sonnenbrillen, die sie tatsächlich gern trug. Sie hatte sehr weiche, nicht ganz volle Lippen, ihre Küsse waren irgendwie schlaff, es war, als könnte sich ihr Mund nicht recht entscheiden, wo er sich festhalten sollte. Wie ein Junge, der zum ersten Mal auf Rollschuhen steht, schlitterte er auf meinem Körper herum. Ich gab die Hoffnung nicht auf, dass er sich auf eine bestimmte, perfekte Stelle festlegen würde, dass er eine Heimat in meiner Ekstase fände, doch er hielt sich immer nur ganz kurz dort auf, rutschte gleich wieder ab bei dem Versuch, ein Gleichgewicht zu finden. Jedes Mal, wenn ich glaubte, sie hätte den Weg der Leidenschaft entdeckt, rutschte sie auf einer Bananenschale aus. Wer weiß, was der verdammte F. zu all dem gesagt hätte. Die Vorstellung, dass er sie zum Verweilen überredet hatte, ist mir unerträglich. Bleib hier, bleib hier, hätte ich ihr in unserem stickigen Souterrain zurufen sollen, komm zurück, komm her, siehst du denn nicht, wohin es geht auf meiner Haut? Aber nein, sie rutschte schon wieder ab, krabbelte über die Leiter meiner gierigen Zehen, sprang zu meinem Ohr, während sich mein Geschlecht schmerzhaft reckte, komm her, komm her zu mir, funkte ich von meinem Sendemast, aber sie schlabberte an meinem Auge (und mir kam ihre Vorliebe für Hirn in den Sinn), nein, nicht da, nicht da, sie strich über mein Brusthaar wie eine Möwe über die Brandung, und der Schwanz sang Komm zurück nach Capistrano, da, jetzt, aber sie landete wieder nur auf meiner Kniescheibe, einer Wüste der Empfindsamkeit, die sie unbedingt untersuchen musste, als sei dort irgendwo ein Kettenschloss versteckt, das sie mit der Zunge öffnen könnte, welch eine Verschwendung von Zungenenergie, da – mir rutscht ein nasser Lappen über die Rippen, sie will, dass ich mich umdrehe, sie will auf meinem Rückgrat Achterbahn fahren, was für ein Unsinn, nein, das mache ich nicht, ich bin nicht bereit, meine Hoffnung zu begraben, tiefer, tiefer, komm doch wieder, komm wieder, ich werde die Hoffnung nicht an meinem Bauch verstecken wie ein Klappbett, Edith, Edith, können die Dinge im Himmel nicht einfach so passieren? Muss ich dir das etwa erklären …? Ich hätte nicht gedacht, dass sich diese Erinnerungen in meiner Vorbereitung breitmachen würden, Catherine Tekakwitha, es ist gar nicht so leicht, dir den Hof zu machen, denn dein Gesicht ist voller Narben und deine Neugierde unersättlich. Ein, zwei Mal schleckt sie, setzt mir eine warme Krone auf, verhe ißt mir Pracht und Herrlichkeit, sogar einen Hermelinkragen legt sie mir um mit ihren Zähnen – und schon ist es vorbei! Was bleibt, ist Schande, als hätte der Erzbischof den falschen Sohn gekrönt, ihr Abgang hinterlässt eine eiskalte Spur an meinem Glied, das hart und aufrecht dasteht wie ein Torpfosten, trocknet ihr Speichel, es ist hoffnungslos, eine Salzsäule inmitten der Zerstörung. Edith, muss ich mich auf eine einsame Nacht einrichten, auf den Trost meiner eigenen Hand? Ich wandte mich mit meinem Problem an F.
    – Ich bin neidisch, wenn ich das höre, sagte F. Merkst du denn nicht, dass sie dich liebt?
    – Ich will, dass sie mich auf meine Weise liebt.
    – Du musst lernen …
    – Nein, ich muss gar nichts lernen. Ich lasse mich nicht mit einer Belehrung abspeisen, diesmal nicht. Sie ist meine Frau, es passiert in meinem Bett, ich habe doch gewisse Rechte.
    – Dann sag ihr das.
    – Was soll ich denn sagen?
    – Liebe Edith, bitte mach’s mir mit dem Mund, bis ich komme.
    – Du bist eine Sau, F. Wie kannst du es wagen, so über Edith zu sprechen? Ich habe dir nicht davon erzählt, damit du unsere intime Beziehung in den Dreck ziehst.
    – Tut mir leid.
    – Natürlich könnte ich sie bitten, das ist doch klar. Aber dann stünde sie unter Druck, vielleicht würde sie es aus Pflichtgefühl machen, das wäre ganz schlimm. Ich will ihr nichts vorschreiben, verstehst du?
    – Doch, das willst du.
    – Ich warne dich, F., diese feige Guruscheiße lasse ich mir
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