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Beautiful Americans 03 - Leben á la carte

Beautiful Americans 03 - Leben á la carte

Titel: Beautiful Americans 03 - Leben á la carte
Autoren: Lucy Silag
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Schönling?«
    Ich räuspere mich. »Das ist Bobby. Bobby, das ist meine Freundin Alex Nguyen.«
    »Hi, Alex«, sagt Bobby mit einem breiten Lächeln. »Ich habe schon viel von dir gehört. Ich freue mich, dass Zack wieder mit dir spricht!«
    »Ja, er ist ganz schön launisch, was?«, sagt sie. Ich erwarte halb, dass sie sich eine Zigarette anzündet, sodass sie etwas mit den Händen tun kann, während sie redet. Als Bobby mal kurz wegsieht, schaut sie mich grinsend an und hält den Daumen nach oben. »Habt ihr Lust auf ein Eis?«
    Wir schlendern zu Berthillon, der Eisdiele, in der ich schon mal mit Bobby war und wo es ihm so gefallen hat. »Das geht auf mich!«, verkündet Alex und gibt uns beiden je eine Waffel mit zwei Kugeln aus.
    »Das ist echt so seltsam«, verkündet Bobby. »Mein Eis schmeckt total nach Banane.«
    »Ich dachte, du hättest Vanille und Schokolade«, sage ich und lecke an meinem Mandarineneis.
    »Ganz im Ernst«, entgegnet Bobby. »Riechst du's nicht?« Er hält mir sein Eis direkt vor die Nase. Ich beuge mich ganz dicht darüber. Aber es riecht überhaupt nicht nach Banane.
    Bevor ich mein Gesicht wieder heben kann, schmiert mir Bobby das Vanilleeis direkt auf Mund und Nase. Alex und er brüllen vor Lachen, während ich schockiert das kalte Eis in meiner Nase registriere. »Hey!«, schreie ich. »Das ist gar nicht lustig.«
    »Oh, ich denke, das ist genauso lustig, wie im Januar in eine Gracht zu fallen«, sagt Bobby. »Jetzt hab ich's dir heimgezahlt.«
    Alex schaut mich fragend an.
    »Das erzähle ich dir später«, erwidere ich. Alex reicht mir ihr seidenes Taschentuch, damit ich mir das Eis vom Gesicht wischen kann. Überall auf dem blauen Stoff sind nun Streifen mit klebrigem Vanilleeis zu sehen. Aber Alex scheint das überhaupt nichts auszumachen.
    Sie kann nicht aufhören zu lachen. »Bobby, du bist mein Held. Das war echt obercool!«
    Danach bringen wir Alex zu Fuß zurück zu ihrer Wohnung. Wir haben einen ziemlichen Bogen durch Paris gemacht. Bis wir bei Alex sind, ist sie ganz hin und weg von Bobby. Sie hat sich bei ihm eingehakt und küsst ihn mehrmals auf die Wangen, ehe sie in ihre Wohnung hinaufgeht.
    Als wir an Bobbys Hotel ankommen, ist es schon ziemlich spät. Wenn im 16. Arrondissement auch sonst schon nicht viele Leute auf den Straßen unterwegs sind, ist es hier nachts wie ausgestorben.
    »Jetzt sind wir also endlich quitt«, sagt Bobby. »Nicht schlecht, wenn ich das so sagen darf.«
    »Nein, sind wir nicht. Noch nicht ganz.« Ich sammle meinen ganzen Mut und beuge mich zu ihm. Dann küsse ich ihn, drücke meine Lippen ganz sanft auf seine.
    Wie nicht anders zu erwarten, ist Bobby ein irrer Küsser.
    »Hmm«, sagt er, als wir uns voneinander lösen. »Du schmeckst nach Vanille.«
    »Oh, gar nicht nach Banane?«
    »Nö, kein bisschen, um genau zu sein. Lustig, wie das so ist, was?«
    »Lass von dir hören, Bobby«, sage ich.
    »Mach ich«, antwortet Bobby. »Und hey, Zack?«
    »Ja?«
    »Ich freue mich, dass du und Alex euch wieder vertragt.«
    »Ach, Alex.« Ich zucke mit den Schultern. »Wie könnte ich ihr widerstehen?«
    Bobby nickt. »Wir sehen uns.« Er geht ins Hotel zurück, und fast hätte ich ihm nachgerufen, dass er noch nicht gehen soll. Aber nur fast.
    * * *
    In dieser Nacht bleibe ich noch lange wach und entwerfe einen Brief nach dem anderen an meine Eltern. Ich weiß nicht, wie viel ich ihnen erzählen soll. Soll ich bei dem Moment anfangen, als ich mich seltsam gefühlt habe, weil ich in der Schulpause Fußball spielen sollte? Wie weit soll ich in die Vergangenheit zurückgehen?
    Zu guter Letzt nehme ich ein frisches Blatt Papier und schreibe: Ich bin schwul. Ich liebe Euch. Ich hoffe, Ihr liebt mich auch noch. Bis Ende Mai.
    Ich falte es zusammen und stecke es in einen vorfrankierten internationalen Umschlag, den ich mal im Kassenbereich eines Lebensmittelladens mitgenommen habe, noch bevor mir richtig klar wurde, dass ich ja eigentlich fast nie Briefe schreibe.
    * * *
    Am nächsten Morgen ruft Bobby mich an und fragt, ob ich noch Zeit für einen Brunch hätte, bevor er abfliegt. Sein Flug geht in ein paar Stunden.
    »Ich kann leider nicht«, erkläre ich ihm. »Ich hab schon was vor. Vielleicht beim nächsten Mal?«
    »Cool, Alter«, sagt Bobby. »Wir sehen uns, Zack.«
    Heute ist es kühler als gestern. Ich schnappe mir eine Jacke und stecke mir den Brief, den ich vergangene Nacht geschrieben habe, in die Tasche.
    Dann fahre ich mit der Metro nach
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