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Baustelle Baby (German Edition)

Baustelle Baby (German Edition)

Titel: Baustelle Baby (German Edition)
Autoren: Sonya Kraus
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dass es den Weihnachtsmann nicht wirklich gibt, brachte gerade noch ein gequältes »Ehhh ... ja, eh, klar!« heraus, drehte sich um und war verschwunden.
    Der Weg war frei, und ich sauste los.
    Die Privatsphäre der Behindertentoilette empfing mich wie eine liebevolle Umarmung, und ich atmete tief durch ... was keine gute Idee war. Wer erzählt eigentlich immer, dass Baby-Po nicht stinkt?
    Ich klappte den Wickeltisch runter, bedeckte die Unterlage mit Papierhandtüchern und legte den Hosenscheißer darauf. Der schien gut gelaunt und sichtlich befreit von großem Druck.
    Zuerst entkleidete ich mein Baby, dann mich. Dem Kleinen konnte ich ja mühelos ein kleines Sitzbad im Waschbecken ermöglichen, bei mir wurde es da schon schwieriger.
    Nach zehn Minuten lag der Gülle-Produzent frisch gebadet, gepampert und gedressed auf dem desinfizierten Wickeltisch, während ich immer noch in BH und Höschen dastand. Es gab nämlich ein winziges Problem: Mein Söhnchen verfügte natürlich über zwei Sätze Wechselklamotten, die Muddi hatte die Wahl zwischen »verschissen« und »ehemals verschissen, jetzt klatschnass, aber frisch provisorisch im Waschbecken mit Handseife ausgewaschen«. Beide Möglichkeiten hörten sich wenig verlockend an. Ich beschloss, mich von Unterziehleggings, Top, dicken Socken und Slip zu trennen. Meine Jeans versuchte ich vorsichtig an der Hüfte und am Oberschenkel zu reinigen, was sich schwierig gestaltete, da die ockerfarbene Soße auch in die Hose gesickert war. Meinen neuen Pulli konnte ich einfach nicht wegwerfen. Ich verstopfte den Abfluss, ließ das Waschbecken volllaufen und tauchte mein Weihnachtsgeschenk ein. Mhmm, lecker! Nach dem vierten Waschgang, die Brühe wurde langsam klarer, klopfte es zaghaft an der Toilettentür. »Sonya?«
    Vorsichtig öffnete ich einen Spalt breit, drückte dem unbefleckten Papa das saubere Kind in die Hand und kommandierte: »Ich brauch dein Unterhemd, deine Flugzeughose und meine Lederjacke!« Diese hatte sich zum Zeitpunkt des »Vulkanausbruchs« glücklicherweise außerhalb der Gefahrenzone in meiner Tasche befunden. Außerdem bestritt mein Freund ohne seineLieblingsjogginghose keinen Flug, der länger als zwei Stunden dauerte. Zuerst guckte er daher leicht säuerlich, überlegte es sich dann aber schnell anders, als er meinen Blick bemerkte. Das Baby jonglierend fing er mitten auf dem Gang des belebten Frankfurter Flughafens an zu strippen, zog sich das Unterhemd vom Leib, kramte kurz in seiner, dann in meiner Tasche und übergab mir dann mein neues Outfit. Ich schloss mich wieder ein, wusch meinen Pulli ein letztes Mal aus, hängte ihn fünf Minuten unter den ohrenbetäubend brummenden Handtrockner und verfrachtete das immer noch klatschnasse Ding zusammen mit meiner ebenso feuchten Jeans in eine Plastiktüte, die mein Freund zwischenzeitlich im Duty Free geschnorrt hatte. Auch ich hatte mich nun einer recht unbefriedigenden Reinigung unterzogen und duftete immer noch irgendwie ... apart?
    Ich hielt kurz inne und betrachtete mich im grellen Neonlicht im Spiegel. Da stand ich nackig, stinkend, blass, mit Ringen unter den Augen, frisch angekackt auf einer öffentlichen Behindertentoilette. Das sollten also die berühmten Mutterfreuden sein?
    Dann dachte ich an das glücklich glühende Gesichtchen meines Babys, weil es endlich gefühlte drei Liter Darminhalt losgeworden war, und musste schon wieder lachen. Das Leben mit ein paar Monaten war so herrlich simpel: essen, schlafen, schmusen, schreien und eben ... Irgendwie war es schön, in dieser komplizierten, hektischen Welt genau das mitzuerleben. Ich grinste den Schatten meiner selbst im Spiegel an und streckte mir die Zunge raus.
    Frisch geerdet hüpfte ich mit nacktem Poppes in die Jogginghose, dankte dem lieben Gott kurz für die schmalen Hüften meines Freundes, schlüpfte barfuß in meine Chucks, presste das Unterhemd über meinen Busen und zog die Lederjacke drüber.Wow! Das war doch mal ein Imagewechsel, noch ein Cap und 'ne Ladung Goldschmuck, und ich wäre die Queen des Gangsta-Raps. Höchste Zeit, sich in meinem Faschingskostüm zum Gate zu bewegen.
    Der Weg zum Flugzeug hielt – wider Erwarten – keine weiteren Überraschungen bereit, dafür war unser Auftritt an Bord filmreif. Wir wollten uns als frischgebackene, gestresste Eltern mal was gönnen, hatten unsere Meilenkonten geplündert und ein Upgrade in die Businessclass ergattert.
    Tja, das Erscheinen einer Mutter in meinem Aufzug mit Baby in
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