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Baustelle Baby (German Edition)

Baustelle Baby (German Edition)

Titel: Baustelle Baby (German Edition)
Autoren: Sonya Kraus
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Tisch flatterte:
    □
Ja
    □
Nein
    □
Vielleicht ...
    Aber Vorsicht! Im Fall von Guido (oder Michael oder Tom) war die Sache einfach: Den Typen kannten wir schließlich. In der Regel wussten wir auch, ob wir ihn mögen oder nicht. Und selbst, wenn wir unser spontanes »Ja« hinterher bereuten, es war von vornherein klar: Aus der Nummer kommen wir ganz einfach wieder raus. Im Notfall genügt ein Anruf oder eine SMS mit dem Hinweis »Es ist aus«. Bei der Bestellung »Baby« hingegen haben wir nicht nur keinen Schimmer, was uns da nach einer unverschämt langen Lieferzeit von gut neun Monaten ins Haus schneit (so was kann sich nur eine Monopolistin wie »Mutter Natur« leisten); wir unterschreiben auch noch einen Vertrag ohne Rückgaberecht, in dem dreist verschwiegen wird, dass das Produkt zwar ohne Zubehör geliefert wird, aber nicht ohne Zubehör auskommt. Vom Brei bis zur Windel müssen wir alles dazukaufen. So was gibt es sonst nur bei Billigfliegern, und da dauert die Reise bloß wenige Stunden.
    Darum kann ich nur raten: Falls Sie Ihr Kreuzchen noch nicht bei »Ja« gemacht haben und sich noch nicht sicher sind: Überlegen Sie gut, solange Sie noch Gelegenheit dazu haben.
    Denn rein rational gesehen ist ein Kind eine Entscheidung, von der Ihnen jeder logisch denkende Mensch dringend abraten muss. Es wäre arglistige Täuschung, Ihnen etwas anderes zu erzählen. Lassen Sie sich das von einer Mama gesagt sein!
    Wo soll ich bloß anfangen? Ein Baby bedeutet (fürs Erste) eine endlose Liste von Bye-byes. Zur Einstimmung eine kleine Auswahl:
Bye-bye kuschlige Sonntage im Bett
Bye-bye hemmungslose Vögelnachmittage in der ganzen Wohnung
Bye-bye ausschlafen und ausgeschlafen sein
Bye-bye Spontantrips übers Wochenende
Bye-bye Gorilla-Trekking in Ruanda
Bye-bye aufregende Partys und romantische Candle-Light-Dinner
Bye-bye unifarbene Etuikleider zu High Heels
Bye-bye Intimsphäre, Duschorgien und ungestörte Klositzungen
Bye-bye Nachtleben
Bye-bye Schöner-Wohnen -tauglich eingerichtete Designerbutze
Bye-bye Inselhopping mit nur ein, zwei Sommerkleidchen und Flip-Flops im Gepäck
    Stattdessen begrüßen wir mit frenetischem Applaus:
Hello Augenringe und schlaflose Nächte
Hello eingeschissene Windeln, Bäuerchen und Babybrei
Hello vollgestrulltes Babyschwimmbecken
Hello Übergepäck und rausgesprungene Bandscheiben
Hello fleckenkaschierende große Blumenmuster
Hello größtmögliches Chaos in kürzestmöglicher Zeit
Hello Kohlblätter im BH gegen Brustwarzenentzündungen
    und als Special Guests:
Hello liebe entfernte Verwandtschaft, die selbst aus entlegensten Winkeln wie Timbuktu oder Erwitte-Anröchte anreist, um in unserer wenigen freien Zeit (in der wir eigentlich endlich mal wieder schlafen wollten) das Kind zu besichtigen und mitihrer Besserwisserei zielsicher unseren letzten noch intakten Nerv zu töten.
    Das hat Sie noch nicht abgeschreckt? Keine Sorge, ich bin auch noch nicht fertig! Neben unserem bisherigen Leben lassen wir Mädels uns auch noch die Figur ruinieren – vom Model zur Matrone. Wir lassen uns aufschlitzen, abmelken, mit Schmerzen malträtieren, gegen die jede Wurzelbehandlung ohne Betäubung pillepalle ist. Und wofür? Um uns zur Leibeigenen eines zunächst nur etwa fünfzig Zentimeter großen Wesens zu machen. Selbstbestimmung? Vergessen Sie's!
    Nicht vergessen sollten Sie dagegen: So ein Kind kostet. Uiuiui! Das Statistische Bundesamt hat Zahlen veröffentlicht, nach denen Eltern für ein Kind 550 Euro löhnen müssen. Natürlich nicht bei der Anschaffung – die kostet im Normalfall nix, von Sonderfällen wie künstlicher Befruchtung mal abgesehen –, aber im Unterhalt, pro Monat und im Durchschnitt. Das macht, hochgerechnet bis zum 18. Lebensjahr, 120.000 Euro. In Worten: einhundertzwanzigtausend!!! Gern auch mal deutlich mehr. Schließlich gibt sich so ein durchschnittlicher Pubertierender bzw. eine Pubertierende – und früher oder später kommen alle ehemaligen Babys dahin – heutzutage nicht mit No-Name-Jeans, Billo-Computer und gebrauchtem Handy zufrieden. Nein:
    „ Die Jugend liebt heute den Luxus.
Sie hat schlechte Manieren,verachtet die Autorität,
hat keinen Respekt mehr vor älteren Leuten
und diskutiert, wo sie arbeiten sollte.
Sie widerspricht den Eltern und tyrannisiert die Lehrer.
    (Sokrates zugeschrieben)
    Versicherungen und Vorsorge wie Bausparverträge sind in der Rechnung des Statistischen Bundesamtes übrigens noch nicht mit berücksichtigt.
    Überlegen wir doch mal
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