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Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition)

Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition)

Titel: Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition)
Autoren: Paul Walz
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er hierher zurück auf den Hof der Familie und hat als einer der Ersten erkannt, dass die Welt so nicht weitermachen kann. Er hat trotz allem Widerstand den Biohof aufgezogen und Erfolg gehabt.« Görgen schluckte hörbar. »Verstehen Sie? Niemals hätte ich dem Alten etwas angetan. Niemals. Er wollte jetzt nur einfach die Zeichen der Zeit nicht mehr erkennen, das war unser Problem.«
    »Er war Ihnen also im Weg.«
    Görgen richtete sich auf und strich sich die struppigen Haare aus der Stirn. »Sie kapieren gar nichts. Wenn Sie mich brauchen, finden Sie mich irgendwo auf dem Hof.« Er stand auf und ging zur Tür.
    Lichthaus’ Stimme wurde laut und schneidend. »Ich bin noch nicht fertig. Wer könnte denn Ihren Vater so hassen, dass er ihn derart quält?«
    »Mamas Liebling vielleicht. Mein Bruder Alexander. Der Alte hat ihn vor Jahren rausgeworfen.« Wut blitzte in den Augen.
    »Warum?«
    »Fragen Sie ihn doch selbst.«
    »Ich frage aber Sie.«
    »Weil er den Alten hasst wie die Pest. Hat immer auf Mutters Seite gestanden.«
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    Görgen warf den Kopf zurück und blickte aus dem Fenster. »Sie säuft seit Jahren. Massiv. Jeder weiß Bescheid und ignoriert es. Sie hat Vater laufend vorgeworfen, er habe ihre Vorstellungen vom Leben zerstört, sei egoistisch gewesen und habe sie überredet, mit den Kindern weg aus der Stadt hierherzuziehen, sie gezwungen, ihren Beruf zu schmeißen. Dabei hat sie ja nicht einmal zu Ende studiert. Er würde sie betrügen, kommt dann noch, bevor sie ins Delirium fällt. Dummes Geschwätz, wenn Sie mich fragen. Alles Selbstschutzbehauptungen, damit sie sich nicht eingestehen muss, dass sie es ist, die die Flasche aufschraubt.« Görgen schüttelte leicht den Kopf. »Sie ekelt mich seit jeher mit ihrer Sauferei an. Doch Alexander hat immer zu ihr gehalten und sich mit Vater angelegt. Eines Abends haben sich die beiden wegen ihr geprügelt, woraufhin der Alte ihn aus dem Haus geworfen hat.«
    »Wo ist Alexander?«
    »Lebt in Koblenz mit seiner Frau und einem Kind. Ich habe den Kontakt zu ihm verloren. Er telefoniert oft mit Mutter. Fragen Sie bei ihr nach, wenn es möglich ist.«
    »Ihre Mutter, wann kann ich sie ...?«
    Görgen schnitt Lichthaus das Wort ab: »Vergessen Sie’s. Die Schnapsdrossel ist nicht ansprechbar. Lallt nur rum und ist kaum in der Lage zu kapieren, dass ihr Mann tot im Stall hängt. Dieses Wrack hat mit der Mutter, die ich in Erinnerung habe, nichts mehr zu tun. Sie könnte ihn niemals auf diese Weise umbringen …«, er zögerte, »… auf keine Weise. So gegen Mittag wird sie wohl wieder ein bisschen klar denken können. Versuchen Sie es dann.«
    »Was glauben Sie, wer kommt als Täter infrage? Wo sitzen die Feinde Ihres Vater?«
    »Er hatte keine Feinde.« Schuldbewusst wichen seine Augen Lichthaus’ bohrendem Blick aus und schauten ins Leere. Barsch versuchte Roland Görgen seine Unsicherheit zu übertünchen: »Aber das rauszufinden, ist Ihr Job. Ich habe ganz andere Probleme. Kommende Woche wird der Alleenhof eine Auszeichnung bekommen. Von unseren politischen Freunden arrangiert.«
    Er machte eine kleine Pause um die zaghafte Drohung deutlich werden zu lassen. »Tolle Werbung. Der Landwirtschaftsminister aus Berlin hat sich sogar angesagt, und jetzt dieser Mist. Ich muss unbedingt mit den Zuständigen aus dem Ministerium telefonieren. Wenn Sie noch etwas wissen wollen, rufen Sie mich an.«
    »Wann soll der Besuch stattfinden?«
    »Freitag.«
    »Ich ...«
    Die Tür krachte ins Schloss, und weg war er. Einige Sekunden später hörte man ihn mit den Mitarbeitern brüllen. Lichthaus beherrschte seinen Ärger und sah sich einen Augenblick um. Er hatte das Büro neben dem Hofladen besetzt, um die Leute zu befragen, doch Görgen war so schnell hereingekommen, dass es ihm nicht möglich gewesen war, sich ein Bild zu machen. Der Raum war eng, aber sauber und durch die hohen Fenster fiel ausreichend Licht herein. Siran hatte alle Schränke und Schubladen ordentlich versiegelt. Auf den Regalen herrschte penible Ordnung. Die Rückenschilder auf den Ordnern, die in langen Reihen nebeneinanderstanden, zeugten von einer gut organisierten Buchhaltung. Gelb für die Rinderhaltung nach Jahren geordnet, rot für die Schweine und blau die Hühner, pflanzliche Erzeugnisse in grün. Nur in den Ecken drückten sich ein paar Wollmäuse.
    Auf einem Board eine Kaffeemaschine der Art, die Lichthaus so hasste. Daneben drei Tassen. Die eine mit Smiley, die
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