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BattleTech 08: Woelfe an der Grenze

BattleTech 08: Woelfe an der Grenze

Titel: BattleTech 08: Woelfe an der Grenze
Autoren: Robert Charette
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Stehen und befahl seiner Lanze Halt.
»Zur Hölle mit Ihrem närrischen Codex!« fauchte MechKrieger Jerry Akumas Stimme wütend über Takkomm. »Er ist leichte Beute, Tai-i.«
»Einen Schritt an mir vorbei oder einen Schuss, Akuma, und die Beute sind Sie«, schnauzte ihn Minobu an. Er hatte mit so einem Ausbruch seines Stellvertreters gerechnet, war aber dennoch enttäuscht, als er tatsächlich kam.
In seinem Cockpit bei abgeschaltetem Sender fluchte Akuma. Die eisige Ruhe in Minobus Stimme ließ die Drohung in den Augen des stürmischen MechKriegers nur allzu realistisch erscheinen. Durch diesen übel zugerichteten Koloss und seinen Piloten war das Ehrgefühl des Tai-is angesprochen worden. Akuma nahm den Finger vom Feuerknopf und brachte seinen Mech zum Stillstand. »Er ist ein Teki, Tai-i. Ein Feind, dem wir keinen Pardon geben dürfen. Ein schwerer BattleMech, den wir wegen seiner Schwäche vernichten können, ohne selbst Schaden zu nehmen.«
»Ohne selbst Schaden zu nehmen? Sie entehren Ihre Vorfahren. Dieser Pilot ist ein Krieger, aber sein Mech reagiert nicht auf seine Befehle. Bushido gebietet, dass wir seine Schwäche jetzt nicht ausnutzen, so dass er später als Krieger kämpfen und sterben kann. Wir werden das Tal jetzt verlassen.«
»Verlassen?« Akumas Stimme wurde lauter. »Sie drehen einem Feind den Rücken zu. Sie sind ...«
»Stellen Sie meine Autorität in Frage, MechKrieger Akuma?« unterbrach ihn Minobu.
Akuma wusste, dass die anderen Mitglieder der Lanze über Takkomm genau zuhörten. Alle wussten, dass eine Befehlsverweigerung einem Todesurteil gleichkam. Die speichelleckerischen Muttersöhnchen, die er als Lanzenkameraden hatte, würden auch im Licht seines wesentlich praktischeren Vorschlags noch für Tetsuhara eintreten. Angesichts der bereits geöffneten Klappe vor Kemsais Raketenwerfer kam Akuma zu dem Schluss, dass Kapitulation nicht gleichbedeutend mit endgültiger Niederlage war.
»Nein, Tai-i Tetsuhara. Ich stelle Ihre Autorität nicht in Frage. Ich sterbe auf Ihren Befehl.« Die formellen Phrasen kamen ihm glatt über die Lippen. Akuma schaltete seinen Sender ab. »Deine Autorität, nein. Deine Zurechnungsfähigkeit, ja. Dein kostbarer Bushido- Codex war schon tot, bevor die Menschheit die alte Erde verlassen hatte. Hier ist kein Platz dafür. Hier ist das wirkliche Leben, und wir befinden uns im Krieg.
Ich vergesse nichts. Du hast mich einmal zu oft beschämt.«
Minobu beobachtete Akumas Panther auf weitere Reaktionen. Er kannte schon seit langem die abfällige Meinung, die der ignorante Akuma über den Codex hegte, und hatte mit Spott und Beschwerden nach dem Kampf gerechnet. Allerdings hatte er nicht einkalkuliert, dass Akuma bis an die Grenze zur Befehlsverweigerung gehen würde, obwohl jener Befehl auf dem Codex beruhte. Dennoch, letztlich hatte sich der MechKrieger Minobus Autorität gebeugt. Der kritische Punkt war überwunden, und Akumas Blut würde sich abkühlen.
Minobu wandte seinen Mech wieder dem Schütze zu und schaltete die Außenlautsprecher ein. Der Pilot des gegnerischen Mechs hatte seine Cockpithaube geöffnet und sich auf den Sitz gestellt, so dass sein Oberkörper sichtbar war. Ein klobiger Neurohelm verbarg seine Gesichtszüge.
»Krieger«, sagte Minobu. »Ich, Minobu Tetsuhara, kommandierender Tai-i der Scoutkompanie Gold im Zweiten Regiment des Schwert des Lichts, Samurai des Hauses Kurita und Soldat des Draconis-Kombinats, verbeuge mich vor deinem Mut und deinem Können. Wir werden dich jetzt nicht töten. Kehre zu deinen Truppen zurück, wenn du kannst. Stirb im Kampf als wahrer Krieger.«
Damit wendete Minobu seinen Mech und führte seine Lanze aus dem Tal heraus.
Die Grenze zwischen dem
DRACONIS KOMBINAT
und den
VEREINIGTEN SONNEN

ERSTES BUCH
EHRE
1
    Familiensitz der Tetsuhara, Awano
Militärdistrikt Benjamin, Draconis-Kombinat
     
    9. März 3023
    Das Licht von Awanos Sonne blitzte auf dem Metall und blendete ihn. Minobu blinzelte, aber der grelle Glanz trieb ihm die Tränen in die Augen und trübte ihm die Sicht. Er durfte nicht zulassen, dass er sich davon ablenken ließ, weil Präzision jetzt von allergrößter Wichtigkeit war. Wenn er es verdarb, würde dies ein großes Unglück sein. Er wartete. Seine Sicht klärte sich nur minimal, aber er war ruhig. Der Augenblick war gekommen. Zwischen den Schlägen seines Herzens senkte er die Hand. Sie war sicher.
    »Bruder!«
Der unerwartete Ruf von der Lichtung neben dem Haus unterbrach seine Konzentration.
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