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Barrayar

Barrayar

Titel: Barrayar
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Cordelia fragte sich, ob die bunt gemischte Einrichtung aus unbezahlbaren antiken Stücken oder nur aus schäbigen Möbeln zweiter Wahl bestand. Sie konnte es nicht erkennen. Eine Frau saß wartend auf einem kleinen gelben Sofa am anderen Ende des Raumes und blickte ihnen ernst entgegen, während sie zusammen auf sie zugingen.
    Prinzessin-Witwe Kareen war eine schmächtige, angespannt aussehende Frau von dreißig, ihr schönes dunkles Haar war kunstvoll frisiert, ihr graues Kleid jedoch von einfachem Schnitt. Einfach, aber vollkommen.
    Ein dunkelhaariger Junge von etwa vier Jahren lag bäuchlings ausgestreckt auf dem Boden und hielt gemurmelte Zwiesprache mit seinem Spielzeugstegosaurus in der Größe einer Katze. Sie hieß ihn aufstehen, den Spielroboter ausschalten und sich neben sie setzen, dabei hielten seine Hände das lederne ausgestopfte Tier in seinem Schoß fest umklammert. Cordelia war erleichtert zu sehen, dass der kleine Prinz seinem Alter entsprechend vernünftige, bequeme Spielkleidung trug.
    Mit formellen Worten stellte Negri Cordelia der Prinzessin und Prinz Gregor vor. Cordelia war nicht sicher, ob sie sich verbeugen, einen Hofknicks machen oder salutieren sollte, und schließlich verneigte sie sich flüchtig wie zuvor Droushnakovi. Gregor blickte sie ernst und zweifelnd an, und sie lächelte ihm auf – wie sie hoffte – beruhigende Weise zu.
    Vorkosigan ließ sich auf einem Knie vor dem Jungen nieder – nur Cordelia sah, wie Aral dabei schluckte – und sagte: »Weißt du, wer ich bin, Prinz Gregor?«
    Gregor wich ein wenig zurück, schmiegte sich an seine Mutter und blickte zu ihr empor. Sie nickte ihm ermutigend zu. »Lord Aral Vorkosigan«, sagte Gregor mit zarter Stimme.
    Vorkosigan lockerte seine Hände, versuchte befangen seine übliche Intensität zu dämpfen und sprach in freundlichem Ton: »Dein Großvater hat mich gebeten, dein Regent zu sein. Hat dir schon jemand erklärt, was das bedeutet?«
    Gregor schüttelte stumm den Kopf. Vorkosigan zuckte, auf Negri blickend, mit den Brauen – eine Andeutung von Tadel. Negris Gesichtsausdruck änderte sich nicht.
    »Das bedeutet, dass ich die Aufgaben deines Großvaters erfüllen werde, bis du alt genug bist, sie selbst zu erfüllen, wenn du zwanzig Jahre alt wirst.
    Die nächsten sechzehn Jahre werde ich mich an deines Großvaters Stelle um dich und deine Mutter kümmern, und ich werde dafür sorgen, dass du die Erziehung und die Ausbildung bekommst, um gute Arbeit zu leisten, wie es dein Großvater tat. Eine gute Regierung.«
    Wusste das Kind überhaupt schon, was eine Regierung war? Vorkosigan war umsichtig genug gewesen, nicht zu sagen, an deines Vaters Stelle, bemerkte Cordelia nüchtern. Umsichtig genug, Kronprinz Serg überhaupt nicht zu erwähnen. Serg war drauf und dran, aus der Geschichte von Barrayar zu verschwinden, schien es, so gründlich, wie er im Kampf im Weltraum ausgelöscht worden war.
    »Für jetzt«, fuhr Vorkosigan fort, »ist deine Aufgabe, eifrig mit deinen Lehrern zu lernen und das zu tun, was deine Mutter dir sagt. Bringst du das fertig?«
    Gregor schluckte und nickte dann.
    »Ich glaube, du machst das gut.« Vorkosigan nickte ihm kräftig zu, so wie er seinen Stabsoffizieren zunickte, und erhob sich.
    Ich glaube, du machst das gut, Aral, dachte Cordelia.
    »Während Sie noch hier sind, Sir«, begann Negri, nachdem er kurz gewartet hatte, um sicherzugehen, dass er Vorkosigan nicht ins Wort fiel, »bitte ich Sie, hinabzukommen ins Lagezentrum. Das gibt es zwei oder drei Berichte, die ich Ihnen gerne vorlegen würde. Der letzte aus Darkoi scheint anzudeuten, dass Graf Vorlakil tot war, bevor seine Residenz niedergebrannt wurde, was ein neues Licht – oder einen neuen Schatten – auf diese Sache wirft. Und dann ist da noch das Problem der Reform des Ministeriums für Politische Bildung …«
    »Das Problem der Auflösung, sicherlich«, murmelte Vorkosigan.
    »Mag sein. Und, wie immer, die neueste Sabotage von Komarr.«
    »Ich kann es mir vorstellen. Lasst uns gehen. Cordelia, ach …«
    »Vielleicht möchte Lady Vorkosigan noch bleiben und für eine Weile unser Besuch sein«, murmelte Prinzessin Kareen wie auf ein Stichwort hin, mit nur einem feinen Anflug von Ironie.
    Vorkosigan warf ihr einen dankbaren Blick zu: »Danke, Mylady.«
    Sie strich zerstreut mit einem Finger über ihre zarten Lippen, während die Männer den Raum verließen, und sie entspannte sich leicht, als sie draußen waren. »Gut. Ich hatte gehofft,
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