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Barrayar

Barrayar

Titel: Barrayar
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Gelegenheit.«
    »Bothari?« Kareen setzte sich in ihrer Überraschung kerzengerade auf. »Bothari, das Monster? Bothari, Vorrutyers verrückter Offiziersbursche?«
    »Es macht mir nichts aus, wenn ich an seiner Stelle dafür verantwortlich gehalten werde, Madame, denn wenn es öffentlich bekannt geworden wäre, so wäre man gezwungen gewesen, ihn wegen Mord und Meuterei hinzurichten, und auf diese Weise kommt er ungeschoren davon. Aber ich … aber ich sollte ihm nicht seinen Ruhm wegnehmen. Ich überlasse ihn ihm, wenn Sie es wünschen, aber ich bin nicht sicher, ob er sich an den Vorfall erinnert. Er hat nach dem Krieg eine ziemlich drakonische Bewusstseinstherapie durchgemacht, bevor sie ihn entlassen haben – was Ihr Barrayaraner so Therapie nennt …« – auf gleichem Niveau mit ihrer Neurochirurgie, so argwöhnte sie – »und soviel ich weiß, war er vorher auch nicht gerade … hm … normal.«
    »Nein«, sagte Kareen, »das war er nicht. Ich dachte, er war Vorrutyers Kreatur.«
    »Er entschied … er entschied sich, anders zu sein. Ich glaube, das war die heldenhafteste Tat, die ich je gesehen habe. Mitten aus jenem Sumpf von Bosheit und Verrücktheit, zu greifen nach …« Cordelia brach ab, es war ihr zu peinlich zu sagen: zu greifen nach Erlösung. Nach einer Pause fragte sie: »Geben Sie Admiral Vorrutyer die Schuld dafür, dass Prinz Serg … hm … verdorben wurde?« Solange sie die Atmosphäre reinigten …
    Niemand erwähnt Prinz Serg. Er dachte, eine blutige Abkürzung zur Kaiserherrschaft zu nehmen, und jetzt ist er einfach … verschwunden.
    »Ges Vorrutyer …« – Kareens Hand zuckte – »fand in Serg einen gleichgesinnten Freund. Einen schöpferischen Gefolgsmann in seinen schändlichen Vergnügungen. Vielleicht war nicht … alles Vorrutyers Schuld. Ich weiß es nicht.«
    Cordelia spürte, dass dies eine ehrliche Antwort war. Kareen fügte leise hinzu: »Ezar hat mich vor Serg beschützt, nachdem ich schwanger geworden war. Ich hatte meinen Mann sogar mehr als ein Jahr lang nicht gesehen, als er in Escobar getötet wurde.«
    Vielleicht werde ich auch Prinz Serg nicht wieder erwähnen. »Ezar war ein machtvoller Beschützer. Ich hoffe, dass Aral es ebenso gut macht«, bot Cordelia an. Sollte sie von Kaiser Ezar schon in der Vergangenheitsform sprechen? Jeder andere schien das zu tun.
    Kareen kehrte wieder in die Gegenwart zurück und schüttelte sich wach.
    »Tee, Lady Vorkosigan?« Sie lächelte und berührte ein Komm-Link, ein winziges Funksprechgerät, das in einer juwelenbesetzten Nadel auf ihrer Schulter verborgen war, und gab Befehle an das Haushaltspersonal.
    Offensichtlich war der private Teil des Gesprächs vorüber. Captain Naismith musste nun herausfinden, wie Lady Vorkosigan zusammen mit einer Prinzessin Tee trinken sollte.
    Gregor und die Leibwächterin kamen etwa zur gleichen Zeit zurück, als die Cremetorten serviert wurden, und Gregor machte sich erfolgreich daran, den Damen ein zweites Stück abzuschmeicheln. Beim dritten Stück jedoch sagte Kareen unnachgiebig nein. Prinz Sergs Sohn schien ein völlig normaler Junge zu sein, wenn auch etwas scheu in Gegenwart von Fremden. Cordelia beobachtete ihn und Kareen mit tiefer persönlicher Anteilnahme.
    Mutterschaft, jede Frau erlebte sie. Wie schwer konnte das sein?
    »Wie gefällt Ihnen Ihr neues Zuhause bisher, Lady Vorkosigan?«, fragte die Prinzessin, um höfliche Konversation bemüht. Jetzt ging es nur um Plauderei am Teetisch, nicht um nackte Wahrheiten. Nicht vor den Kindern.
    Cordelia überlegte. »Der Wohnsitz auf dem Land, im Süden in Vorkosigan Surleau, ist einfach schön. Dieser wundervolle See – er ist größer als jedes offene Gewässer auf ganz Kolonie Beta, aber für Aral ist das einfach selbstverständlich. Ihr Planet ist unvergleichlich schön.« Ihr Planet. Nicht mein Planet? Bei einem Test freier Assoziationen löste das Wort ›Zuhause‹ in Cordelias Bewusstsein immer noch die Vorstellung ›Kolonie Beta‹ aus. Aber sie könnte für immer an diesem See in Vorkosigans Armen ruhen.
    »Die Hauptstadt hier – nun, sie ist sicherlich vielfältiger als alles, was wir zu Hau … – auf Kolonie Beta haben. Obwohl«, sie lachte befangen, »hier scheinen so viele Soldaten zu sein. Das letzte Mal, wo ich von so vielen grünen Uniformen umgeben war, da befand ich mich in einem Kriegsgefangenenlager.«
    »Sehen Sie in uns immer noch den Feind?«, fragte die Prinzessin neugierig.
    »Oh – ich hatte schon
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