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Barrayar

Barrayar

Titel: Barrayar
Autoren: Lois McMaster Bujold
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die Regierung im besten Sinne dem Militär angleichen, wo Begabungen ungeachtet ihrer Herkunft gefördert werden. Kaiser Ezar hat etwas ähnliches versucht, als er die Ministerien auf Kosten der Grafen stärkte, aber das ging zu weit. Die Grafen sind bedeutungslos geworden, und die Ministerien sind korrupt. Es muss einen Weg geben, zwischen beiden ein Gleichgewicht herzustellen.«
    Cordelia seufzte: »Ich nehme an, wir müssen uns einfach einigen, dass wir uns nicht einig sind, über Verfassungen. Niemand hat mich zur Regentin von Barrayar ernannt. Ich warne dich trotzdem: ich werde weiterhin versuchen, deine Meinung zu ändern.«
    Bei diesen Worten hob Illyan seine Augenbrauen. Cordelia lehnte sich zurück und betrachtete durch das Verdeck die Hauptstadt von Barrayar, Vorbarr Sultana, die draußen vorüberzog. Sie hatte vor vier Monaten nicht den Regenten von Barrayar geheiratet. Sie hatte einen Soldaten außer Dienst geheiratet. Nun ja, Männer sollten sich ja angeblich nach der Heirat verändern, für gewöhnlich zum Schlechteren, aber – so sehr? So schnell? Das ist nicht die Aufgabe, zu der ich mich verpflichtet habe, Sir.
    »Das ist doch eine Geste von beträchtlichem Vertrauen, die Kaiser Ezar dir gestern erwiesen hat, indem er dich zum Regenten ernannte. Ich denke nicht, dass er ein so skrupelloser Pragmatiker ist, wie du mich glauben machen möchtest«, bemerkte sie.
    »Ja gut, es ist eine Geste des Vertrauens, aber er wurde von der Notwendigkeit dazu getrieben. Du verstehst wohl nicht die Bedeutung der Versetzung von Oberst Negri an den Hof der Prinzessin?«
    »Nein. Hatte das eine Bedeutung?«
    »O ja, eine sehr deutliche Botschaft. Negri soll seine alte Aufgabe als Chef der Kaiserlichen Sicherheitspolizei weiterführen. Er wird natürlich seine Berichte nicht einem vierjährigen Knaben erstatten, sondern mir.
    Oberstleutnant Illyan wird tatsächlich nur sein Assistent sein.« Vorkosigan und Illyan nickten sich in sanfter Ironie zu. »Aber es steht außer Frage, wem Negris Loyalität gilt, falls ich, na ja, durchdrehen und nach der kaiserlichen Macht greifen sollte, sei es nominell oder wirklich. Er hat zweifellos den geheimen Befehl, in einem solchen Fall mich aus dem Weg zu schaffen.«
    »Oh, gut, ich garantiere, dass ich keinerlei Verlangen hege, Kaiserin von Barrayar zu werden. Nur falls du dich dies fragen solltest.«
    »Das habe ich nicht gedacht.«
    Der Bodenwagen hielt an einem Tor in einer Steinmauer. Vier Wachen inspizierten sie gründlich, prüften Illyans Passierschein und winkten sie dann durch. All diese Wachen, hier und am Palais Vorkosigan – wogegen hielten sie Wache? Gegen andere Barrayaraner, vermutlich, in der in viele Gruppen aufgesplitterten politischen Landschaft. Eine typisch barrayaranische Redewendung, die der alte Graf benutzt hatte und die sie amüsierte, ging ihr jetzt beunruhigend durch den Kopf. Mit all dem Mist hier muss es doch irgendwo ein Pony geben. Pferde waren praktisch unbekannt auf Kolonie Beta, außer einigen wenigen Tieren in Zoos. Mit all den Wachen hier … Aber wenn ich niemandes Feind bin, wie kann dann irgend jemand mein Feind sein?
    Illyan, der auf seinem Sitz herumgerutscht war, meldete sich jetzt zu Wort.
    »Sir, ich möchte anregen«, sagte er vorsichtig zu Vorkosigan, »ja sogar darum bitten, dass Sie es sich noch einmal überlegen und hier in der kaiserlichen Residenz Quartier beziehen. Sicherheitsprobleme – meine Probleme« – er lächelte schwach, was nicht gut für sein Image war, denn bei seinen stumpfen Zügen sah er dabei wie ein junger Hund aus – »kann man hier viel leichter in den Griff bekommen.«
    »An welche Suite haben Sie dabei gedacht?«, fragte Vorkosigan.
    »Nun ja, wenn … Gregor die Nachfolge antritt, dann werden er und seine Mutter in die Kaisersuite umziehen. Dann werden Kareens Räume leerstehen.«
    »Prinz Sergs Räume, meinen Sie.« Vorkosigan blickte grimmig drein. »Ich … ich denke, ich würde es vorziehen, meine offizielle Residenz im Palais Vorkosigan zu haben. Mein Vater verbringt in letzter Zeit mehr und mehr Zeit auf dem Land in Vorkosigan Surleau, ich glaube, er hat überhaupt nichts dagegen, dorthin umzuziehen.«
    »Ich kann diese Idee nicht unterstützen, Sir. Ausschließlich vom Standpunkt der Sicherheit. Das Palais liegt in der Altstadt. Die Straßen dort sind Labyrinthe. Die ganze Gegend ist von mindestens drei alten Tunnelsystemen durchzogen, von alten Abwasser- und Transportkanälen, und es gibt dort zu
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