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Bannsänger

Bannsänger

Titel: Bannsänger
Autoren: Alan Dean Foster
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nicht angelogen, Falameezar. Dies ist eine mögliche zukünftige Kommune, und der größte Teil der Bevölkerung besteht aus Arbeitern.«
    »Das bedeutet gar nichts, wenn sie sich bereitwillig dem System unterordnen, das sie ausbeutet.«
    »Welche Wahl hat ein unterdrückter Proletarier, Genosse Falameezar? Es ist leicht, von Revolutionen zu reden, wenn man zwanzigmal größer ist als alle anderen und Feuer und Vernichtung speien kann. Du verlangst schrecklich viel von einem armen Arbeiter, der eine Familie hat, für die er sorgen muß. Verantwortlichkeiten dieser Art hast du nicht, oder?«
    »Nein, aber...«
    »Dann verurteile nicht einen armen Burschen, weil er seine Familie schützt. Du verlangst von ihnen, daß sie ihre Jungen, ihre Kinder, opfern. Und außerdem: Sie haben nicht dein Wissen. Du erwartest revolutionäre Differenzierung und Intellekt von ungebildeten Arbeitern. Solltest du nicht zuvor versuchen, sie zu bilden, ihnen dein Wissen zu vermitteln? Wenn sie sich dann der sozialistischen Sache verweigern und weiterhin üble kapitalistische Verderbtheit akzeptieren, mit der sie leben, dann ist es Zeit für eine Säuberung.«
    Und zu dieser Zeit, dachte er hoffnungsvoll, werden wir in sicherer Entfernung von Polastrindu sein.
    »Sie dulden immerhin bereitwillig ein antibourgeoises Leben«, meinte Falameezar grummelnd und schien seiner Sache nicht mehr ganz so sicher.
    Währenddessen hatte Jon-Tom in wilder Verzweiflung versucht, sich an einen Anti-Drachen-Song zu erinnern. Er kannte keinen einzigen. ›Puff the Magic Dragon‹ , war nett und freundlich, aber kaum hemmend. Denk nach, Mann! Denk nach!
    Aber er hatte keine Zeit, an Songs zu denken. Er war zu sehr damit beschäftigt, die Gedanken des Drachen semantisch zu verknoten.
    »Wäre es nicht das beste für alle Beteiligten, wenn eine Warnung...«
    Falameezars Kopf fuhr hoch. »Ja, eine Warnung! Die üblen Einflüsse ausbrennen, damit die neue Ordnung errichtet werden kann. Nieder mit der ausbeuterischen Industrie und den Fabriken und Kapitalisten! Die Kommune unter dem Banner des wahren Sozialismus neu aufbauen. Ja!«
    »Hast du nicht gehört, was ich gerade sagte?« Jon-Tom trat besorgt einen Schritt zurück. »Du wirst die Heime der unschuldigen, unwissenden Arbeiter zerstören.«
    »Das wird gut für sie sein«, erwiderte Falameezar entschlossen. »Sie werden ihre Häuser mit eigenen Händen und kooperativ wieder aufbauen müssen, anstatt in Gebäuden zu leben, die den Grundeigentümern und Kapitalisten gehören. Ja, dem Volk muß die Möglichkeit gegeben werden, neu zu beginnen.« Abwägend wandte er sich dem nächstgelegenen mehrstöckigen Gebäude zu und schien darüber nachzudenken, wie es am wirkungsvollsten zu ›säubern‹ sei.
    »Aber sie hassen ihre Bosse.« Jon-Tom rannte neben dem galoppierenden Drachen einher. »Es gibt keinen Grund, sie in Regen und Kälte auszusetzen. Was hier gebraucht wird, ist nicht Gewalt, sondern kluge revolutionäre Dialektik!« Falameezar polterte weiter über den Platz. »Denk an die Arbeiter!« Jon-Tom schüttelte die Faust gegen den nicht ansprechbaren Drachen.
    »Bedenk ihre Unwissenheit und ihre persönliche Zwangslage.« Dann, ohne nachzudenken, flogen seine Finger über die Saiten der Duar, die notwendigen Worte und die entsprechende Melodie waren plötzlich da.
    »Wacht auf, Verdammte dieser Erde, Die stets man noch zum Hungern zwingt! Das Recht wie Glut im Kraterherde Nun Macht zum Durchbruch dringt. Reinen Tisch macht mit dem Bedränger! Heer der Sklaven, wache auf! Ein Nichts zu sein, tragt es nicht länger, Alles zu werden, strömt zuhauf! Leeres Wort: des Armen Rechte! Leeres Wort: des Reichen Pflicht! Unmündig nennt man uns und Knechte, Erduldet die Schmach nun länger nicht! Es rettet uns kein höh'res Wesen, Kein Gott, kein Kaiser noch Tribun, Uns aus dem Elend zu erlösen, Können wir nur selber tun!«
    Bei den ersten aufwühlenden Worten der ›Internationale‹ war Falameezar wie vom Blitz gerührt stehengeblieben.
    Langsam schwenkte der Kopf herum, und die roten Augen starrten Jon-Tom leer an.
    »Paß auf, Kumpel!« drang leise die Stimme von Mudge über den Platz. Entsprechende Warnungen kamen von Caz, Flor, Talea und Pog.
    Aber der Drache war völlig gebannt. Die Ohren blieben aufmerksam nach vorn gerichtet, während die Stimme des Sängers anstieg und wieder abfiel.
    Schließlich war Jon-Tom mit seinem nicht ganz originalgetreuem Vortrag zu Ende. Als seine Finger ein letztes Mal über
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