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Bannkrieger

Bannkrieger

Titel: Bannkrieger
Autoren: Bernd Frenz
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Hilfe zu bedanken.
    Während sich auch der übrige Tross in Bewegung setzte, ließ Rorn die wertvolle Silbermünze in einer offenen Naht seines Gürtels verschwinden und nahm den zerbrochenen Korb wieder auf. Sein Herz schlug schneller, diesmal vor Freunde, nicht vor Aufregung. Auch wenn ihm die Baumfasane entkommen waren und er unzählige Beleidigungen hatte schlucken müssen, hatte sich für ihn noch alles zum Guten gewendet.
    So dachte er zumindest, als er in den Wald zurückkehrte, doch er wurde schon kurz darauf eines Besseren belehrt.

Die Jadeträgerin
     
    Je länger Rorn über die beiden seltsamen Begegnungen auf der Lichtung nachdachte, desto mehr quälte ihn der Gedanke, einen Fehler begangen zu haben. Den Greifensteinern einen Streich zu spielen, weil sie ihn beschimpft hatten, war eine Sache, aber ihn reute mittlerweile, dass er ihre Verfolger so bereitwillig auf ihre Spur gesetzt hatte. Was, wenn seine Landsleute der iskandischen Übermacht unterlagen und niedergemetzelt wurden? Trug er dann nicht mit Schuld an ihrem Tode?
    Gut, die beiden Frauen wurden wahrscheinlich nur überwältigt und gefangen genommen, aber gerade das mochte für sie ein weit schlimmeres Schicksal bedeuten, als in einem Kampf zu fallen…
    Dafür wollte er nicht gern verantwortlich sein.
    Unsinn , versuchte sich der Schmied zu beruhigen. Ich habe nicht das Geringste mit diesen fremden Händeln zu schaffen, außerdem wären die Iskander auch ohne meine Hilfe auf ihre Fährte gestoßen. Breit genug war sie ja.
    Doch es half nichts, das schlechte Gewissen nagte trotzdem an ihm. Vor allem wegen der Phaa, der Rorn immerhin das Leben verdankte. Außerdem gab es einen Satz, der unentwegt in ihm nachhallte. Hundsfott, dich werde ich lehren, der Jadeträgerin aufzulauern. Je mehr Rorn zur Besinnung kam, desto unangenehmer klangen die Worte in ihm nach. Anfangs hatte er sie nicht weiter beachtet, weil alles so rasend schnell gegangen war, aber nun, da er in Ruhe darüber nachdachte, kamen sie ihm umso bedeutungsvoller vor.
    Besonders eines von ihnen – Jadeträgerin .
    Was, wenn der Gardist gar nicht hatte aufschneiden wollen und die Edle wirklich die lebende Ikone der Magnus-Kaste war, die Schutzheilige aller Bauern, der das ganze Land Wohlstand und Reichtum verdankte?
    »Leichtgläubiger Tölpel!«, schimpfte Rorn laut vor sich hin, weil natürlich jeder wusste, dass die Jadeträgerin in einem großen Tross durchs Land reiste. »Kein Wunder, dass dieses hochnäsige Pack keine Achtung vor dir hat.«
    »Habe ich dir nicht geraten, dich schleunigst in Sicherheit zu bringen?«
    Rorn war derart in Gedanken vertieft, dass es ihn diesmal kaum verwunderte, dass Hatra unbemerkt an seiner Seite aufgetaucht war.
    »Was willst du?«, blaffte er sie an. »Ich lebe ja noch, oder etwa nicht?«
    »Genau das erstaunt mich so sehr!« Die Hexe stand vor einer knorrigen Eiche, die einen solch tiefen Schatten warf, dass ihre Konturen beinahe mit der Dunkelheit verschwammen. Das Weiße in ihren wässrigblauen Augen leuchtete dagegen umso stärker. »Selten habe ich eine so unheilige Präsenz gespürt wie bei diesem Lederhäuter. Seine dunkle Aura überstrahlt alles andere.«
    Die Alte strich unbewusst über ihre Arme, als würde sie frösteln. Irgendwie verunsicherte das Rorn, obwohl er gleichzeitig eine gewisse Bewunderung für sie verspürte. Lederhäuter! Das war ein wirklich guter Name für die vermummte Gestalt, die er auf der Lichtung gesehen hatte.
    »Was sind das für Leute, die der dunkle Recke verfolgt?« Anscheinend war Hatra entgangen, dass die iskandischen Reiter von diesem Alvin und nicht dem Lederhäuter befehligt wurden. »Red schon!«, drängte sie, weil Rorn nicht sofort antwortete. »Meine Augen sind nicht mehr die besten.«
    Rorn wusste selbst nicht, warum er überhaupt stehen blieb und sich aushorchen ließ; vermutlich war sein schlechtes Gewissen daran schuld. Anfangs druckste er noch herum und gab nur zögerlich Auskunft, doch je länger er sprach, desto rascher sprudelte es aus ihm hervor, bis er am Ende auch die seltsamen Worte des Gardisten wiederholte, obwohl er eigentlich vorgehabt hatte, sie zu verschweigen.
    »Die Jadeträgerin?« Einen unangenehmen Augenblick lang schien Hatra völlig mit den sie umgebenden Schatten zu verschmelzen. »Du elender Narr! Was hast du nur getan?«
    Ihre scharfen Worte trafen Rorn wie Peitschenhiebe. Wogen der Übelkeit stiegen in ihm auf. Die fremde Silbermünze in seinem Gürtel glühte plötzlich
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