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Bann der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Bann der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Titel: Bann der Ewigkeit: Roman (German Edition)
Autoren: Elisabeth Naughton
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in ihrem Kopf nachließ. Sie schafften es bis zur großen Treppe, dann wurde Callia von Stimmen gestoppt, die von unten heraufdrangen.
    Männliche Stimmen. Alle von ihnen, wie der König befohlen hatte. Callias Magen machte eine Umdrehung, und Schweiß brach ihr aus, obwohl sie sich auf diesen Moment vorbereitet hatte, seit der König seinen Befehl erließ.
    Theron führte die Gruppe an und verneigte sich rasch, als er die beiden oben an der Treppe im dritten Stock sah. »Isadora, Callia.« Seine dunklen Augen hielten bei Callia inne. »Wie geht es dem König heute?«
    »Er hält sich.« Sie versuchte, sich auf seine Gesichtszüge zu konzentrieren, aber der Argonaut war riesig: über zwei Meter pure Muskelmasse, breite Schultern und Beine wie Baumstämme. Allein war er schon furchteinflößend, doch in Begleitung fünf weiterer Argonauten, die allesamt so groß und imposant waren wie er? Es war wie die Vorhut einer Flutwelle, die Callia zu ertränken drohte.
    »Das ist gut«, sagte Theron. »Ich nehme an, er ist bereit, uns zu empfangen?«
    Sie hätte geantwortet, wirklich, das hätte sie. Nur leider wanderten ihre Augen von selbst suchend die Gruppe hinter ihm ab, huschten über Demetrius und die anderen hinweg, bis sie am Ende Zander fanden. Er bildete den Schluss der Gruppe, drehte sich unten an der Treppe um und kam auf sie zu.
    Okay, sich geistig auf die Situation vorzubereiten und tatsächlich im selben Raum mit ihm zu sein, waren definitiv zwei verschiedene Dinge. Sie holte erschrocken Luft, obwohl sie sich so fest vorgenommen hatte, genau so nicht zu reagieren. Aber es war nicht bloß er, der diese Reaktion hervorrief – zumindest redete sie sich das ein – es war das, was mit ihm geschehen war.
    Sein Gesicht war auf der einen Seite von den Schläfen bis zum Kinn grün und blau geschlagen, und unzählige Schnitte und Schürfungen verunstalteten seine sonnengebräunte Haut. Während sein blondes Haar feucht und zurückgestrichen war, als hätte er sich eben erst Wasser ins Gesicht gespritzt, und sein weißes Hemd sauber und frisch gebügelt war, ließ sich nicht verkennen, welche Schmerzen er litt. Zudem hing sein linker Arm in einem merkwürdigen Winkel an ihm herunter.
    Offenbar war er in der Menschenwelt gewesen, hatte gegen Dämonen gekämpft, wie es ihm von klein auf beigebracht worden war. Trotzdem schlug Callias Herz schneller vor Angst um ihn, wie immer, wenn sie daran dachte, was ihm alles widerfahren könnte.
    Was natürlich komplett idiotisch war, denn ihn kümmerte nichts so wenig wie der Gedanke, was ihm zustoßen mochte.
    »Callia?«
    Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass Theron sie ansprach, und rasch sah sie wieder den Anführer der Argonauten an, der sie interessiert beäugte. Auf einmal bemerkte sie, dass auch die anderen sie komisch anguckten und sogar Isadora ihre Hände rang, verwundert ob der Szene.
    »J-ja?«
    »Der König?«, fragte Theron mit hochgezogenen Brauen.
    »Oh, ja, stimmt.« Sie verdrängte die Flut von Gefühlen, welche Begegnungen mit Zander immer wieder lostraten, denn darin war sie im Laufe der Jahre richtig gut geworden, und wandte sich zu den Gemächern des Königs. »Er erwartet euch.«
    Ihre Anspannung ließ nach, als die Männer ins Zimmer gingen, nur das verdammte Summen in ihrem Kopf nahm wieder zu.
    Althea, die dem König geholfen hatte, sich mit Hilfe eines Kissenbergs halb aufzusetzen, huschte aus dem Raum, sowie sie die Argonauten sah, während sich Casey, die am Fenster stand, zu ihnen umdrehte. Callia bedauerte, kein Lavendel gegen ihren pochenden Kopf dabeizuhaben, und nahm ihren Platz in der hinteren Ecke ein, nahe genug beim König, falls er sie brauchte, und zugleich in angemessenem Abstand zu den anderen. Ihr entging Caseys warmes Lächeln beim Anblick ihres frisch angetrauten Ehemannes ebenso wenig wie das Aufleuchten in Therons Augen.
    »Meli.« Theron schritt auf die Halbbluttochter des Königs zu, küsste sie auf Wange und Schläfe und wechselte leise einige Worte mit ihr. Während mehr und mehr Leute in den Raum kamen, verwandelte sich der furchteinflößende, finstere Theron in einen wirklich gut aussehenden Mann – eine Wandlung, die allein durch den Umstand bewirkt wurde, dass er Casey anlächelte und sie in seine Arme nahm.
    Beim Anblick der beiden tat sich eine schmerzliche Leere in Callias Brust auf. Es hatte einmal eine Zeit gegeben, gar nicht lange her, da war sie von derselben überwältigenden, elektrisierenden Emotion beherrscht gewesen.
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