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Bambule am Boul Mich

Bambule am Boul Mich

Titel: Bambule am Boul Mich
Autoren: Léo Malet
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meine
Worte im Herzen.
    „Ich will Ihnen mal glauben“,
sagte er dann.
    Die Atmosphäre entspannte sich.
    „Und was machen Sie jetzt mit
Ihrer Klientin?“
    „Was ich sowieso vorhatte. So
tun, als liefe ich hinter einem oder mehreren Verbrechern her. Zeit
verstreichen lassen, bis sie sich wieder gefangen hat. Sie dann dahin bringen,
so schonend wie möglich, zu akzeptieren, daß sich ihre Geliebter umgebracht
hat.“
    „Das ist Betrug!“ lachte
Faroux.
    „Das ist Barmherzigkeit.
Apropos... Ich möchte Sie bitten, ein klein wenig barmherzig zu sein... mir
gegenüber. Selbstverständlich werde ich mich im Quartier latin rumtreiben. Hab
im Moment sowieso nichts Besseres zu tun. Und schließlich soll das Mädchen
nicht merken, daß ich sie hinhalte. Also, sehen Sie nicht gleich rot, und
glauben Sie nicht, ich wollte jetzt trotzdem den abgeschlossenen Fall wieder
aufrollen.“
    „Sie können sich rumtreiben, wo
Sie wollen, aber denken Sie dran: Sie kümmern sich nur um Ihr Bier.“
    „Was anders will ich auch gar
nicht... Ist das die Waffe?“ fragte ich und zeigte auf das Foto, das Faroux in
der Hand hielt.
    „Ja.“
    „Hat man nie erfahren, woher
der Junge sie hatte?“
    Der Kommissar gab die Frage
stumm an Masoultre weiter. „Wir vermuten“, sagte der Inspektor, „daß er sie
einem Araber geklaut oder abgekauft hat, einem von denen, die um Saint-Séverin
herumlungern. Aber genau wissen wir das nicht.“
    „Apropos Araber... Hab gelesen,
daß Leverrier mit Drogen vollgepumpt war.“
    „Vollgepumpt ist nicht der
richtige Ausdruck.“
    Ein Pedant, der einen immer
korrigieren muß, wie besessen hinter dem richtigen Ausdruck her.
    „Aber er stand doch einwandfrei
unter Drogen, oder?“
    „Ja.“
    „Haschisch?“
    „Opium. Warum Haschisch.“
    „Ich hab an die Araber gedacht.
War er süchtig? Das würde so einiges erklären.“
    „Nein. Möglicherweise ein
Ersatz für Selbstmord... oder um sich Mut dafür zu machen. Vielleicht hat er es
sogar nur mal so geraucht, und das ,Pfeifchen’ hat
einen Mechanismus in Gang gesetzt...“
    Die Stimme des Inspektors hatte
sich verändert, so als spräche er zu sich selbst.
    „Wir haben uns auch gefragt,
aus welchem Grund er zur Halle aux Vins gefahren ist, um sein Vorhaben auszuführen.
Manchmal gibt der Ort Aufschlüsse. Er hätte irgendwo hinfahren können. Nach
Fontainebleau, in den Bois de Boulogne. Irgendwohin eben. Warum zur Halle aux
Vins? Na ja, es könnte sein, daß er zuerst in die Seine springen wollte. Daran
denken Selbstmörder oft als erstes. Aber im letzten Moment hat er gezögert...
Viele zögern... und sich dann ganz schnell für die Kugel entschieden. Die
Pistole hatte er die ganze Zeit bei sich.“
    „Tja. so hat sich das bestimmt
abgespielt. Hat man den Dealer gefaßt?“
    „Nein.“
    Masoultre schien in Gedanken
vertieft.
    „Rue Broca?“ fragte Faroux und
schlug auf eine Seite der Akte.
    „Was?“
    Der Inspektor fuhr hoch.
    „Rue Broca?“
wiederholte Faroux.
    „Ja, Herr Kommissar.“
    „Erzählen Sie, mein Lieber. Ich
sehe, Sie zögern... Wenn Nestor Burma sagte, er bezweifle nicht, daß es
Selbstmord war, dann glaub ich ihm. Aber ich kenne ihn gut genug, um zu wissen,
daß er sich bei der kleinsten Unstimmigkeit anders besinnt und einen ganzen
Roman draus macht. Deswegen bestehe ich darauf, alles hier und jetzt zu
erledigen, damit wir nie mehr wieder davon reden müssen. Los, Masoultre!“
    „Na ja, wir haben
herausgefunden, daß einer von Leverriers zwielichtigen Café-Bekanntschaften...
ein gewisser Van Straeten...“
    „Der Fliegende Holländer, sieh
an!“
    „Ein Bohémien, ein Magier, ein
Scharlatan, der auf Kosten von verwöhnten naiven Söhnen lebt. Er ist kein
Holländer. Van Straeten ist ein Deckname. Alle nennen ihn so. Wir auch. Der
Einfachheit halber.“
    „Kurz gesagt, da er nicht der
Weise aus dem Morgenland sein darf, ist er der falsche Magier aus Holland!“
rief ich.
    Faroux mußte lachen. Der
Inspektor überhaupt nicht. Ich konnte ihm deswegen nicht mal böse sein.
    „Wir haben also
herausgefunden“, fuhr er fort, „daß Van Straeten Paul Leverrier in eine
Opiumhöhle mitgenommen hat, in die Rue Broca. Wir haben dem Lokalbesitzer keinen Arger gemacht. Ein vietnamesischer Wäschereibesitzer.
N’Guyenh. die D.S.T. hofft, bald was viel Schwerwiegenderes
gegen ihn in der Hand zu haben. Man hat bei ihm eine Art Mausefalle aufgebaut.
N’Guyenh hat bei Onkel Ho mitgemacht. Man vermutet, daß er seine Erfahrungen
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