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Baltrumer Bitter (German Edition)

Baltrumer Bitter (German Edition)

Titel: Baltrumer Bitter (German Edition)
Autoren: Ulrike Barow
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hatte, hatte von größtmöglicher Wirkung
gesprochen …
     
    Als sie sich umdrehte, kamen ihr zwei junge Mädchen entgegen.
Klara schätzte sie auf fünfzehn oder sechzehn Jahre. In ihre Haare waren bunte
Bänder geflochten. Die eine trug ein weites, mit großen roten und gelben
Punkten bedrucktes Kleid. Der Saum wand sich, schwer von Sand und Feuchtigkeit,
um ihre bloßen Füße. Die andere hatte sich in ein weites, bunt gemustertes Tuch
gehüllt. Die Mädchen hatten ihre Arme ausgebreitet und drehten sich immer
wieder im Kreis, dann hüpften sie fröhlich über die kleinen Wellen, die am
Strand ausliefen. Als sie näher kam, hörte Klara, dass die beiden fröhlich
sangen. Sie meinte, das Lied schon einmal irgendwo gehört zu haben. Und zwar
vor gar nicht langer Zeit. Aber sie konnte sich nicht erinnern. Klara sah ihnen
fasziniert hinterher.
    Also, was nun? Links oder rechts? Sollte sie sich den Urlaubern
anschließen, die auf dem Weg zur Sandbank waren, oder vernünftig sein? Die
große Uhr gleich bei den Randdünen zeigte ihr, dass sie bis zu ihrer
Verabredung mit Frank genügend Zeit hatte. Sie konnte nicht widerstehen. Der
blaue Himmel, das Wasser, das sich um ihre Füße kräuselte – einfach einladend.
Fröhlich querte sie den breiten, mit warmem Wasser gefüllten Priel, dann hatte
sie den steilen Anstieg zur Sandbank erreicht. Auf allen vieren kletterte sie
hinauf und war bald ganz und gar von nassem Sand bedeckt. Ein guter Grund, sich
auf der anderen Seite den Sand von der Nordsee wieder abwaschen zu lassen.
Plötzlich war sie glücklich. Frei und unbeschwert. Nichts war mehr von den
Gedanken übrig, die sie eben noch geplagt hatten.
    *
    Frank Visser war sauer. Anstatt mit ihm die Insel zu erkunden,
aalte sich seine Kollegin am Strand.
    Bei seinem Einstieg in die Firma vor gut vier Monaten hatte er
spontan erkannt, dass diese Frau absolut in sein Beuteschema passte. Nicht nur
ihr gepflegtes Äußeres, ihre dunkelbraunen, sportlich geschnittenen Haare und
der offene Blick gefielen ihm, sondern auch das kleine Grübchen im Kinn, das
erschien, sobald sie lachte. Von Anfang an hatte er die Art gemocht, wie sie
Dinge anpackte, mit Kunden verhandelte. All das fand er perfekt. Der einzige
Knackpunkt war ihre Freundin.
    Vor einiger Zeit hatte Wybrands sie schon einmal zu zweit
losgeschickt, um einen Auftrag abzuwickeln. Klara hatte Frank dann in einer
späten Stunde an der Hotelbar erzählt, dass Sonja zu ihrem Leben gehörte. Sie
hatte ihn gebeten, Jan Wybrands zu verschweigen, dass sie eine Lebensgefährtin
hatte. Sie war sich nicht sicher, wie ihr Chef darauf reagieren würde. Frank
hatte es Klara versprochen.
    Trotzdem hatte er gehofft, dass dieser Inselauftrag sie einander
etwas näherbringen würde. Besonders der Umstand, dass sie gemeinsam in dieser
Wohnung übernachten mussten, hatte ihn vor Beginn der Reise mit großer
Zuversicht erfüllt. Als er dann allerdings gesehen hatte, wie sie beim Eintreten
mit hoffnungsvollem Blick das Sofa suchte, war sein Optimismus auf ein Minimum
geschrumpft.
    Frank nahm seine Kamera aus der Reisetasche und ging ins alte
Ostdorf. Hier gab es noch einige wenige Insulanerhäuser mit zur Windseite heruntergezogenen
Dächern und kleinen Sprossenfenstern. Nautilus las er auf einem Schild
an einem der Häuser. Neugierig blickte er durchs Fenster. Die Vielfalt der dort
ausgestellten Muschelschalen und Schneckenhäuser erstaunte ihn. Nie hätte er
gedacht, dass es diese Tiere in derart unterschiedlichen Größen und Farben
gab. Die mächtigste Muschelschale wies wohl einen Durchmesser von über einem
Meter auf. Frank hatte bisher immer nur an den Inhalt von Miesmuscheln gedacht,
schön mit Tomatensauce und Baguette, dazu ein trockener Weißwein.
    Er folgte einem schmalen Weg
und fand sich kurz darauf am Rand einer hügeligen Dünenlandschaft wieder. Kein
Mensch war zu sehen. Nur zwei Fasane scharrten unbeirrt von seiner Anwesenheit
Würmer und kleine Insekten aus dem Moos, das die Dünen bedeckte. Frank schaute
ihnen eine Weile zu, dann fotografierte er die beiden Insulanerhäuser, die
abgerissen werden sollten. Er versuchte, sich an deren Platz das neue Objekt
vorzustellen, von dem es bisher nur eine Zeichnung gab. Für ein mittelgroßes
Hotel wäre genug Raum, aber für das, was sie planten, war ein größeres
Grundstück dringend nötig. Allein das Schwimmbad mit den Räumen für das Wellness-Angebot
würde jede Menge Platz brauchen.
    »Ich sage nur: Ein Wellness- und Sporthotel
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