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Balthazar: Roman (German Edition)

Balthazar: Roman (German Edition)

Titel: Balthazar: Roman (German Edition)
Autoren: Claudia Gray
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niedersausen und trennte Redgraves Kopf vom Körper.
    Britnee kreischte, und Craig sprang nach hinten. Skye umklammerte Balthazars Arm, doch alles, was dieser tun konnte, war, Redgraves Kopf und Körper anzustarren, die in den Schnee fielen und dort zu Staub und Asche wurden.
    Als sich die Wolke, die einst Redgrave gewesen war, wieder gelegt hatte, hob Charity die Klinge und schrie gellend die anderen Vampire an: » Niemand tötet meinen Bruder außer ich selbst !«
    Die Vampire stoben in alle Richtungen davon. Ob es daran lag, dass ihr Anführer gefallen war, oder an dem wahnsinnigen, mörderischen Glühen in Charitys Augen – die Vampire hatten die Nerven verloren. Innerhalb weniger Momente stand die kleine Gruppe um Balthazar und Charity alleine da. Charitys Augen waren starr auf ihren Bruder gerichtet; ihr Messer hielt sie kampfbereit vor sich.
    Im Flüsterton wiederholte sie: »Ich erinnere mich jetzt.«
    Balthazar sagte. »Willst du mich als Nächsten töten?«
    Charity ließ die Hand mit der Waffe sinken. Wie ein bockiges, gelangweiltes Kind sagte sie: »Heute habe ich keine Lust dazu.«
    Die Blicke, die Bruder und Schwester tauschten, waren verwirrt und eine Spur zornig, aber auch liebevoll. »Ich frage mich, was zur Hölle hier vor sich geht?«, sagte Britnee.
    »Wir sprechen zu Hause weiter«, sagte Skye. Die Kälte, die sie während der Auseinandersetzung mit Redgrave beinahe vergessen hatte, war in ihr Bewusstsein zurückgekehrt. »Lasst uns heimfahren.«

29
    Balthazar war eigentlich viel zu groß, um auf der Rückbank in der Mitte zu sitzen, aber er nahm trotzdem dort Platz. So nämlich konnte er Skye den rechten Arm um die Schultern legen und sie an sich ziehen, damit ihr die Autoheizung und das Gefühl der Geborgenheit, das er ihr spendete, die entsetzliche Kälte aus den Gliedern trieben. Sie zitterte noch immer, aber er konnte bereits sehen, wie ihre Kräfte zurückkehrten. Trotz allem, was geschehen war, würde Skye die Sache heil überstehen.
    Die Sitzordnung bedeutete auch, dass Balthazar Charity neben sich zu seiner Linken hatte. Sie saß ganz still und hatte die Hände so artig in ihrem Schoß gefaltet, als umklammerte sie ein Leinentaschentuch und nicht die Waffe, mit der sie gerade Redgrave getötet hatte.
    Seine Schwester hatte es getan. Sie hatte Redgrave wirklich und wahrhaftig umgebracht. So sehr sich Balthazar danach gesehnt hatte, selber Rache zu nehmen, so hätte er doch nie behauptet, dass Charity es nicht ebenso sehr wie er selber verdient hatte, Redgrave endgültig zu vernichten. Die Hauptsache war, dass er für immer fort war.
    »Ich habe ihr Blut getrunken«, sagte Charity. Obwohl Balthazar verstand, was sie meinte, streckte Skye ihren Arm aus und zeigte wie als Beweis die zwei kleinen, dunkelroten Male, die dort noch immer zu erkennen waren. Charity fügte hinzu: »Ich bin zurückgekehrt.«
    »Wohin bist du zurückgekehrt?«, fragte er leise und mit sanfter Stimme. So hatte er nie wieder mit ihr gesprochen, seitdem sie nicht mehr am Leben waren.
    »Zu dem Tag, an dem ich einer Kuh meine Haube aufgesetzt habe, um dich zum Lachen zu bringen.« Das hatte Balthazar beinahe vergessen. Wie idiotisch die Kuh ausgesehen hatte und wie sehr sie darüber gelacht hatten. »Das war lustig, oder?«
    »Ja, das war es.« Charity lehnte ihren Kopf gegen seine Schulter, so wie sie es getan hatte, als sie noch klein gewesen war und sie beide nebeneinander vor dem Feuer gesessen hatten. »Wir hatten viel Spaß miteinander, oder etwa nicht?«
    »Ja, das hatten wir.«
    Das war also der Grund, warum sie Redgrave getötet hatte. Der Schluck, den sie von Skyes Blut getrunken hatte – das Hilfsmittel, mit dem Redgrave jeden Vampir für alle Zeiten hatte unterwerfen wollen –, hatte Charity daran erinnert, wer sie zu Lebzeiten gewesen war. In diesem Moment war sie mehr seine Schwester und sie selbst als je zuvor, seit sie Vampir geworden war. Eine Sekunde lang berührte Balthazars Kopf den ihren.
    Vom Vordersitz aus sagte Britnee: »Ich konnte die Bemerkung übers Bluttrinken nicht überhören? Reden wir hier von Vampiren?«
    »Sei nicht albern«, sagte Craig.
    »Ja«, sagte Balthazar. »Ich bin ein Vampir. Ebenso wie meine Schwester Charity.«
    »Ich nicht«, warf Skye schläfrig ein. »Ich bin nur ein Medium. Ich kann Todesszenen, die in der Zeit eingefroren sind, sehen und kann sie nutzen, um danach mit den Toten zu sprechen.« Als Balthazar ihr einen Blick zuwarf, sagte sie: »Erkläre ich dir
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