Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Balla Balla

Balla Balla

Titel: Balla Balla
Autoren: Sobo Swobodnik
Vom Netzwerk:
die illegalen Spielertransfers, die Schwarzgelder, die Korruption, stimmt’s?«
    Schlagworte wie auf einem orientalischen Basar, dachte Plotek.
    »Wie auf einem orientalischen Basar werden die Spieler verdealt«, sagte Ritschi. »Und alle bieten mit.«
    »Hm.«
    »Das soll natürlich nicht an die große Glocke gehängt werden«, legte Ritschi nach, »weil der Sport ja sauber ist und der Fußball erst recht. Und Skandale kann keiner brauchen, stimmt’s?«
    »Also, psst!«
    Jetzt erst fiel Plotek auf, dass Ritschi in seinem Rollstuhl auch gefesselt war. Ein Seil war mehrmals eng um Körper, Arme und Beine und den Rollstuhl gewickelt. Warum fesselt man einen Querschnittsgelähmten, fragte er sich verwundert. »Sind Sie nicht vom Halswirbel abwärts. . .«, fragte er schließlich.
    Noch ehe er den Satz beenden konnte, lachte Ritschi auf. »Piotr!«, zischte er verächtlich. »Piotr war ein genialer Schachspieler, aber ein schlechter Geschichtenerzähler.«
    Plotek ärgerte sich ein wenig, dass Ritschi einen Gedanken schneller gewesen war.
    »Ich habe ein steifes Bein, ja, und meinen rechten Arm kann ich auch nicht mehr richtig beugen – aber Querschnitt ist was anderes.«
    »Aber in der Nervenheilanstalt sind Sie schon?«, legte jetzt Plotek zynisch nach.
    »Ja, aber verrückt bin ich trotzdem nicht, wenn Sie das meinen. Depressiv, ja, manchmal, aber wer ist das nicht.«
    Hat er auch wieder recht, dachte Plotek und fing plötzlich an zu zweifeln, dass Piotr Jo Hillebrand und Ivo Jovanovic auf dem Gewissen hatte.
    Ritschi zuckte die Schultern und grinste. Der weiß es, dachte Plotek, der weiß, wer für den Tod der beiden verantwortlich ist.
    »Und?«, fragte Plotek.
    »Mir doch egal«, sagte Ritschi.
    »Mir auch«, entgegnete Plotek.
    Dann wieder Schweigen. Plotek spürte in seiner hinteren Hosentasche einen Gegenstand, der ihm unangenehm in den Po drückte. Also fummelte er, so gut es mit zusammengebundenen Händen ging, daran herum, bis die Schachfigur von Piotr herausfiel. Zum Glück war sie weiß, sonst hätte er sie auf dem Boden liegend vielleicht gar nicht gesehen. Er griff danach. Zu seiner Überraschung löste sich der Kopf der Dame. Die Schachfigur bestand nun aus zwei Teilen. Beide Teile ließen sich problemlos wieder ineinanderschieben. Das war Absicht. Am Teil mit dem Kopf der Dame war eine kleine metallene Spitze befestigt. Und die Spitze war auch noch scharf. Das war eine kleine Waffe, wie man sie von präparierten Regenschirmen und Stöcken aus James-Bond-Filmen kannte.
    Ritschi hatte Ploteks scharfkantige Entdeckung gar nicht bemerkt. »Und wer holt uns hier jetzt wieder raus?«, fragte er unvermittelt, während Plotek schon umständlich an seiner Handfessel herumsägte. »Vielleicht der Brunner und der Stadelmaier, wenn es an der Zeit ist«, überlegte Ritschi.
    Als Plotek die Schnur an seinen Händen schon durchtrennt hatte und gerade an der Fußfessel zugange war – was Ritschi dann doch bemerkte und mit einem anerkennenden Pfiff quittierte –, ging plötzlich die Tür auf.
    »Maike!«, rief Plotek völlig verblüfft und auch ein wenig erleichtert.
    Auch Ritschi schien überrascht zu sein. »Was machst du denn hier?«
    »Tja, das frage ich mich auch, was euch angeht«, sagte Maike. »Aber ich glaube, ihr habt nichts dagegen, wenn ich euch ein wenig zur Hand gehe, oder?«
    »Hm«, machten Plotek und Ritschi gleichzeitig, während Maike Ritschi vom Rollstuhl befreite.

    Als alle drei im Beetle saßen, fragte Plotek, erneut mit dem Gurt kämpfend: »Wie hast du uns eigentlich gefunden?«
    »Na ja, ich habe am Aufzug in der Parkgarage auf dich gewartet, und als du nicht gekommen bist, bin ich zurück zum Auto. Die Tür war nur angelehnt, der Schlüssel lag auf dem Boden, Blutspuren waren zu sehen. Und ein Wagen mit dem Kennzeichen HH – GFS 23 brauste davon.«
    »Gerhard-Frank Stadelmaier«, kam von der Rückbank.
    »Da war mir alles klar. Bin ich eben hinterher.«
    Erst jetzt sah Plotek in den Spiegel der Sonnenblende und entdeckte eine blutverkrustete Schramme an seiner Stirn.
    »Soll ich dir helfen?«, fragte Maike und griff entschlossen zum Gurt.
    Auf der Gummimatte im Fußraum lagen zerknüllte Papiertüten und Zigarettenschachteln, Coladosen und allerhand anderer Krimskrams. Aber Plotek schien das plötzlich gar nicht mehr zu stören. Er bückte sich nicht, um Ordnung in das Chaos zu bringen. Im Gegenteil. Mit seinen Füßen wirbelte er das Chaos noch mehr durcheinander.
    Komisch, dachte er,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher