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Balla Balla

Balla Balla

Titel: Balla Balla
Autoren: Sobo Swobodnik
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und den Plüschpantoffeln vom Dach und landete nicht weit von Plotek und Sieglinde entfernt auf dem Asphalt. Tot.
    »Scheiße!«, sagte Sieglinde.
    Kann man wohl sagen, dachte Plotek.
    Das ganze Programm, das nun folgen würde, Polizei, Kripo und alles, wollte sich Plotek nicht mehr antun. Unbeobachtet schlich er davon, ließ die Schaulustigen, die sich um den Toten versammelt hatten, stehen.

    Plotek fuhr jetzt nach Hause. Nur der Vogel war da und verteilte seine Komplimente. Während Plotek in der Küche ein Weißbier trank, warf ihm der Papagei mindestens zwanzig Schimpfwörter an den Kopf. Bis es Plotek dann doch irgendwann zu blöd wurde. Er griff in seine Tasche, nahm das fünfeckige Bonbon heraus und warf es in das Wasserschälchen, das im Papageienkäfig stand. Mal schauen, vielleicht wirkt’s, dachte er.
    »Mörder!«, krächzte der Vogel. Vielleicht, dachte Plotek und der tote Starreporter und seine Dampfplauderabszesse fielen ihm ein: Dafür soll er sein ganzes Leben kein Glück mehr haben.

18

    »Plotek, Früh-üh-stück!«
    Das war Maike. Das war die schöne Stimme von Maike, dachte Plotek und wähnte sich noch immer im Traum. Er wollte sich zur Seite drehen, das Plumeau über den Kopf ziehen und weiterträumen. Aber denkste.
    »Plotek, Früh-üh-stück!«
    Der Traum war vorbei. Schweißgebadet öffnete er die Augen. Er stank wie ein Iltis nach stundenlangem Liebesspiel. Er wälzte sich aus dem Bett, spürte jeden Knochen einzeln, der Kopf schmerzte und im Magen hatte sich über Nacht ein flaues Gefühl eingenistet.
    Er duschte ausgiebig, bis sich der Gestank über den Abfluss davongemacht hatte, und begab sich schließlich in Cordhose und halb zugeknöpftem Hemd, mit nassen Haaren und barfuss zum Frühstück in die Küche.
    Maike saß am Küchentisch. Sie trug eine sommerlich luftige Bluse mit einem atemberaubend freizügigen Ausschnitt, bei dessen Anblick es Plotek ganz schwindelig wurde. Sie lächelte frisch und ausgeschlafen und sah, kurz gesagt, aus wie das blühende Leben. Ganz das Gegenteil von Plotek.
    »Na, gut geschlafen?«
    »Geht so«, log Plotek und setzte sich, seine morgendliche Griesgrämigkeit nur unzureichend versteckend, an das andere Ende des Tisches.
    »Kaffee?«
    »Hm.«
    Wenn Plotek eines nicht ausstehen konnte, dann war es Kommunikation beim Frühstück. »Kaffee?« und »Na, gut geschlafen?«, war zwar noch keine Kommunikation, aber Plotek war da eben anders. Für ihn war ein schlichtes »Hm« schon eine sprachliche Herausforderung. Zumindest beim Frühstück. Plotek konnte Frühstücken generell noch nie ausstehen. Folge: Plotek frühstückte nie. Nur Kaffee, viel Kaffee, das reichte. Maike schien ganz anders zu sein. Maike frühstückte immer und ausgiebig, mit wenig Kaffee und viel Kommunikation.
    »Die Obduktion hat ergeben, dass Wenny erstickt ist«, sagte Maike seltsam nüchtern.
    Und das beim Frühstück, dachte Plotek und war doch einigermaßen überrascht, während sein Magengrummeln hörbar zunahm. Er verschluckte sich, musste husten, während Maike ihm mit der flachen Hand auf den Rücken klopfte. Sie hatte die schönsten Hände, die Plotek je gesehen hatte. Sie war eine der ansehnlichsten Frauen, denen Plotek in den letzten zehn Jahren begegnet war. Sie war eines der sympathischsten Geschöpfe – zumindest in diesem Alter –, das Plotek jemals unter die Augen getreten war. Und dennoch: er konnte es auf den Tod nicht leiden, wenn ihm – schöne Hände hin oder her – irgendjemand auf dem Rücken herumtrommelte. Das konnte Plotek noch weniger ausstehen als frühstücken. Rückenklopfen beim Mittagessen ging gerade noch. Aber Rückenklopfen beim Frühstück war neben dem Besuch auf der Ostalb bei seinen Verwandten das Schlimmste, was einem am Morgen passieren konnte.
    »Geht’s wieder?«
    »Hm.«
    Am liebsten hätte sich Plotek jetzt hinter einer Zeitung versteckt. Ging aber nicht. Keine Zeitung in Sicht.
    »Willst du nichts essen?«, fragte Maike noch immer ganz unbekümmert. »Im Kühlschrank gibt es auch Schinken.«
    »Ne.«
    »Wegen dem Fußball überm Kopf«, fuhr Maike fort und Plotek hatte Probleme, zu folgen. Als er dann den Faden schließlich zu fassen kriegte, krächzte der Papagei aus heiterem Himmel »Schwule Sau!«. Der Faden englitt Plotek wieder. Ach, der Schreihals ist auch noch da, dachte er, täusche ich mich oder klingt er tatsächlich irgendwie anders? »Schwule Sau!«, tönte es wieder und das Gezeter klang jetzt eindeutig zittriger, weniger
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