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Baeuerin sucht Frau

Baeuerin sucht Frau

Titel: Baeuerin sucht Frau
Autoren: Rebecca Stein
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der alten Halle. »Äh, mir war so als hörte ich von dort ein Jammern. Dachte, vielleicht ist es Anton,  der sich irgendwo eingeklemmt hat und bin nachsehen.«
    Sieh an. Ich dachte immer, Erik gehöre zu der Sorte Bauern, für die Katzen nur Mäusejäger zu sein haben und keiner weiteren Sorge bedürfen, geschweige denn, dass man ihnen Namen gibt. Und nun macht er sich sogar Sorgen um meinen Kater. Da sieht man es mal wieder: rauhe Schale, weicher Kern.
    Überhaupt habe ich mit Erik einen guten Fang gemacht. Früher Knecht beim alten Heinrich, kennt er den Boden und seine Beschaffenheit aus dem Effeff, gibt mir Tipps, auf welchem Standort welche Fruchtfolgen am besten anzubauen sind.
    In den letzten Jahren, als Heinrich nicht mehr so konnte, führte Erik die Wirtschaft fast allein. Und als Heinrich starb, hielt er für die Familie, die sich lange nicht entscheiden konnte, was sie mit dem Hof machen soll, die Gebäude so gut wie möglich in Ordnung. Damit, und mit seinem kleinen Antik- und Keramikladen, hielt Erik sich erstaunlich gut über Wasser. Als ich den Hof übernahm, heuerte er bereitwillig bei mir an. Ich erwartete eigentlich Schwierigkeiten, bezweifelte, dass er sich unterordnen würde. Schließlich war ich eine Frau, noch dazu eine jüngere. Und, als wäre das nicht schon genug, wollte ich den Hof völlig ummodeln! Doch Erik nahm alles mit stoischer Ruhe hin, auch die Nachricht von der Umstellung auf biologische Landwirtschaft.
    »Wie du meinst, Mädchen. Ich bin nur der Knecht«, sagte er. »Immer gewesen. Aber gut behandelt hat man mich. Fair und mit Respekt. Zu Hause hab ich meinen kleinen Laden. Da bin ich der Herr.« Kürzer kann man seine Ansprüche ans Leben kaum formulieren.
    Und Erik packte an, wo immer ich ihn brauchte. Er vernachlässigte aufgrund der vielen Arbeit sogar sein eigenes Geschäft. Deshalb bot ich ihm an, er könne sich ein Regal im Hofladen einrichten, um seine Handwerkereien auszustellen und zu verkaufen. Zuerst zierte Erik sich ein wenig, aber dann nahm er mein Angebot an.
    Und es funktioniert so gut, dass wir voneinander profitieren. Die Leute, die kommen, um Eriks Krüge und Schalen zu kaufen, stolpern über meine Bioprodukte und umgekehrt. 
    Erik winkt mir lässig zu. »Mit dem Traktor stimmt was nicht«, teilt er mir mit und steigt auf selbigen, startet ihn. »Läuft nicht rund«, ruft er mir von seinem Hochsitz aus zu. »Hörst du?«
    Ich höre nur ein lautes typisches Traktorenknattern. Nichts unrundes. Aber wenn Erik meint.
    »Ich fahr mal zu Otto in die Werkstatt zum Nachsehen. Wäre dumm, wenn die Maschine genau dann ausfällt, wenn wir spritzen wollen.«
    Ich nicke, sehe auf die Uhr. Es ist kurz nach neun. Zeit fürs zweite Frühstück, da das erste nur aus einem Kaffee bestand.
    Ich gehe in die Küche, nehme den Wasserkocher, fülle ihn auf. Kurz darauf brodelt das Wasser. Ich brühe mir einen Instantkaffee auf. Während er etwas abkühlt lege ich zwei Scheiben Brot in den Toaster, krame im Kühlschrank nach Butter, Käse und Marmelade.
    Das Geräusch eines ankommenden Wagens lässt mich von meinen Vorbereitungen aufschauen. Ich sehe aus dem Küchenfenster. Den Wagen kenne ich nicht.  Die Frau, die aussteigt, allerdings!
    Na, die hat Nerven!
    Das Messer, mit dem ich gerade die Butter auf den Toast schmiere, landet geräuschvoll auf dem Tisch. Ich stürme hinaus.
    Im Gegensatz zu gestern bleibt die Fotografin neben ihrem Wagen stehen, sieht sich unsicher um. Eine Kamera kann ich auch nicht bei ihr ausmachen.
    »Hallo«, sagt sie als sie meiner ansichtig wird, kommt nur zögernd auf mich zu. Offenbar zeigt mein Gesicht wenig Wiedersehensfreude.
    »Was wollen Sie denn schon wieder hier?«, blaffe ich die Frau an. Ich habe wirklich keine Lust, den Wuttke-Streich von gestern fortzusetzen. Ihre ungenierte Frechheit gestern war einfach ein Tick zu viel. Anton ist da weniger nachtragend. Er nähert sich uns, schleicht um die Beine der Frau, schmiegt sich an sie. Der Verräter!
    Sie bückt sich, streichelt den Kater, sieht mich dabei schuldbewusst an. »Ich möchte mich entschuldigen. Tut mir wirklich Leid, das gestern. Wissen Sie, ich war in Eile. Frau Hübners Anruf kam sehr kurzfristig. Ich war eigentlich schon ausgebucht, aber sie hat mich überredet, diese Sache dazwischen zu schieben. Natürlich dachten wir, dass Sie uns bestellt hatten. Sonst hätten wir doch nie ...«
    »Hatte ich nicht!«, unterbreche ich sie.
    »Das haben Sie uns dann ja klar gemacht«, lächelt
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