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back to past - zurueck zu dir

back to past - zurueck zu dir

Titel: back to past - zurueck zu dir
Autoren: Sigrid Lenz
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Jahre begleitet, mehr als eine seiner Entscheidungen beeinflusst.
    Nicht nur war Christian unglaublich cool, er war sich auch nie zu schade gewesen, wenigstens gelegentlich mit Gabriel zu reden, sogar mit ihm abzuhängen. Aus der Ferne hatte der ihn bewundert als ‚den Jungen aus seiner Straße‘, gleichermaßen nah und unerreichbar fern. Bis das Schicksal oder auch seine Eltern sich entschieden, Christians Fahrdienste in Anspruch zu nehmen, sich selbst ein wenig Ruhe und Gabriel eine Transportmöglichkeit zu kaufen.
    Gabriel grinste breiter, spürte sein Herz erneut rascher und stärker schlagen. So viel Zeit war seitdem vergangen. Er glaubte, darüber hinweg zu sein. Und doch reagierte sein Körper. Gerade so als erinnerte der sich unabhängig von Gabriels Verstand oder Absicht an die Wirkung, die Christian auf ihn ausgeübt hatte. Die er immer noch auf ihn ausübte und die mehr bedeutete als bloße Bewunderung.
    Mit einem Atemzug riss er sich zusammen. Das war nicht die Zeit, sich albern zu verhalten, davon hatte er während seiner Schulzeit genug ausprobiert. Ganz zu schweigen von Studium und Ausbildung, all den Experimenten und Versuchen, sich selbst zu finden und jemanden, der ihm einen Anflug davon schenkte, was er sich ersehnte. Ohne dass Gabriel sich je sicher gewesen war, was dies sein könnte. Oder wer.
    Dass Christian nie vollständig aus seinen Gedanken verschwunden war, zweifelte er nicht wirklich an. Rasch hatte er sich daran gewöhnt, Zufälligkeiten wie das weiche, wirre Haar, die geschwungenen Lippen des ersten Jungen, mit dem er eine Nacht verbracht hatte, zu ignorieren. Er hatte ihn nicht ausgesucht, weil er Christian ähnelte. Oder andere, die folgten. Egal ob äußerlich oder innerlich, Gabriel hielt nichts von Theorien zur Bedeutung der ersten Liebe. Wobei Schwärmerei für Christian eher zutraf, auch wenn eine solche im Laufe der Jahre ihre Bedeutung verlieren sollte. Wie auch immer – sie beide waren längst ihrer Teenagerzeit entwachsen. Dass sie sich nun zufällig begegnet waren, ließ auf keinerlei wie auch immer geartete Zukunftsaussichten schließen.
    Gabriel ertappte sich bei einem Lächeln, so breit, dass es in seinen Mundwinkeln schmerzte. Und wenn ihn nicht alles täuschte, dann erwiderte Christian das Lächeln mit ähnlichem Enthusiasmus.
    „Dass du etwas aus dir machst, stand für mich immer fest“, bemerkte Christian, und Gabriel nahm verlegen einen Schluck Wasser.
    „Meine Eltern hätten mir was erzählt, wenn ich mich nicht am Riemen gerissen hätte. Aber leicht war es nicht.“
    Christian nickte. „Das ist es nie.“ Ein Schatten flog über sein Gesicht, und Gabriel zog unwillkürlich seine Augenbrauen zusammen.
    „Wie ist es dir ergangen?“
    Lachfalten bildeten sich in Christians Augenwinkeln, zeugten von den Zeiten, die vergangen waren, ließen Gabriel hoffen, dass auch gute dabei gewesen waren.
    „Das siehst du hier“, sagte er. „Ich hatte ein paar schwierige Starts, inklusive der notwendigen Abstürze, aber irgendwann konnte ich mich fangen. Nicht zuletzt, da der Chef – Felix – mich hier untergebracht, mir einen Job und eine Aufgabe gegeben hat.“
    „Ist das nicht dasselbe?“
    Unerwartet ernst hielt Christian Gabriels Blick. „Das hier ist mehr als ein Jugendtreffpunkt und ein Internetcafé. Wir kümmern uns, stehen in Kontakt mit Sozialarbeitern, Ärzten, Bewährungshelfern. Es gibt Gesprächsrunden und Beratungsangebote.“
    Seine Hände umschlossen das Glas auf dem Tisch und er starrte auf die Flüssigkeit. „Keinen Alkohol. Ein Bier musst du dir woanders organisieren.“
    Gabriel ließ sein eigenes Glas los und hob die Hände. „Ich trinke selten. Physiotherapeut – du erinnerst dich? Gesunde Lebensweise zu predigen erfordert auch zu wissen, wovon man spricht. Wenigstens halte ich mich daran.“ Christian senkte die Lider. „Dass du dich daran hältst, ist nicht zu übersehen.“ Sein Lächeln richtete sich auf die Tischplatte, auch als Gabriel ihn verwirrt ansah. „Sollte das ein Kompliment sein?“
    Christian räusperte sich. „Nimm es mir nicht übel, aber du siehst aus wie ein Athlet. Nicht dass ich viel erkennen kann, aber das, was ich sehe, lässt keine Wünsche offen.“
    „Du machst dich lustig“, bemerkte Gabriel, lachte nichtsdestotrotz. Dass er gut aussah, wusste er. Dass er groß war und breitschultrig schadete ebenso wenig. Sein Haar trug er länger. Was sich wieder einmal auszahlte, denn als Christian aufsah, blieb dessen Blick
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