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back to past - zurueck zu dir

back to past - zurueck zu dir

Titel: back to past - zurueck zu dir
Autoren: Sigrid Lenz
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Dunkelheit hochgeklappt.“ Er schüttelte den Kopf. „Nein, die Ruhe ist angenehm.“
    „Hm.“ Christian verzog den Mund. „Deshalb wanderst du nachts durch den Regen?“
    „Nur weil in meiner Wohnung kein Platz mehr für mich bleibt, neben den Pappkartons.“
    Christian lachte und sah wieder auf. Diesmal hielt er den Blick, und Gabriel bemerkte wie Christians Vorderzähne sich nur für den Bruchteil einer Sekunde in dessen Unterlippe gruben. „Mir ist schon aufgefallen, dass du gewachsen bist.“
    Gabriel irrte sich nicht, da lag ein Hauch von Bewunderung in der Stimme seines Gegenübers und sorgte umgehend dafür, dass ihm Röte ins Gesicht stieg. „Du meinst, dass ich nicht mehr der schlaksige Junge bin, der dir überallhin nachläuft.“
    Christian legte den Kopf schief. „Du bist mir nicht nachgelaufen. Wenn ich mich richtig erinnere, hielten deine Eltern es für eine gute Idee, wenn ich dich zum Fußball fahre.“
    Gabriel stöhnte. „Erinnere mich nicht daran. Wie habe ich das Training gehasst.“
    „Weshalb du nicht mehr hingegangen bist.“ Christian lachte wieder. „Deine Eltern waren wirklich sauer.“
    „Immer, wenn ich nicht nach ihren Vorstellungen funktionierte. Sie sahen das wohl als Teil ihres Jobs an.“
    „Nichtsdestotrotz haben sie eindeutig etwas richtig gemacht.“
    Gabriel erhaschte einen weiteren Blick, der ihn offensichtlich einer genaueren Prüfung unterzog. Offensichtlich einer, die er bestand.
    „Sie haben sich dir gegenüber unfair verhalten“, beeilte er sich einzuwerfen und strich eine Strähne hinter sein Ohr. Wann war er nervös geworden? Und vor allem warum?
    „Du hast nichts falsch gemacht. Und sie haben dir von einem Tag auf den anderen die kalte Schulter gezeigt, dich praktisch aus dem Haus geworfen.“
    „Ich habe eine Menge falsch gemacht“, widersprach Christian. Sein Lächeln wirkte nun gezwungen, bevor er sein Kinn hob und eine Spur alter Arroganz sehen ließ. „Unterm Strich – sie angelogen. Immerhin verließen sie sich darauf, dass du zum Sport gehst, dass ich dafür sorge.“ Er zuckte mit den Schultern. „Aber mir war es egal – damals. Du wolltest nicht, und ich sah keine Veranlassung, ihr Geld nicht zu nehmen.“
    „Du hast uns dafür alles besorgt, was Spaß gemacht hat. Ich kam ja sonst nicht raus. Wann hätte ich je eine Spielhalle von innen sehen sollen?“ Gabriel lehnte sich ein Stück nach vorne, seine Stimme eindringlich. Er hatte darüber nachgedacht, nicht nur, als es geschehen war, sondern später, viel später. Die Welt, die Christian ihm gezeigt, in die er ihn hatte hineinschnuppern lassen, wäre ihm für immer fremd geblieben. Er konnte sich nicht vorstellen, auf diese Erfahrung verzichtet zu haben, ebenso wenig, wie er sich damals auch nur einen weiteren Tag auf dem Fußballplatz hatte vorstellen können.
    „Trotzdem hatten sie recht.“ Christian lächelte und Gabriel suchte vergeblich nach einem Anflug von Bitterkeit. „Ich war kein guter Umgang.“
    Gabriel lehnte sich zurück. „Aber jetzt bist du einer.“ Es klang mehr wie eine Feststellung, als die neckende Frage, die er beabsichtigt hatte.
    Doch Christian schien zu begreifen, so rasch, wie er auf die Bemerkung ansprang. „Ich bin phänomenal“, sagte er. „Ordentlicher Job, ordentlicher Lebenswandel, keine Auffälligkeiten in der Polizeiakte und ich hab sogar den Schulabschluss nachgeholt.“
    „Ich wusste, dass du das schaffst.“ Gabriels Lächeln wurde warm, und Christian wich seinem Blick rasch aus.
    „Das hattest du gesagt“, murmelte er.
    „Und ich lag richtig. Ebenso wie mit der Feststellung, dass manche Menschen einem Ball nicht zu nahe kommen sollten.“
    Christian leckte sich die Lippen. „Erzähl mir nicht, dass du keinen Sport treibst. So wie du aussiehst.“
    Gabriel zwinkerte ihm zu. „Glaub es oder nicht, aber ich bin jetzt ausgebildeter Physiotherapeut. Unser Credo beinhaltet, dass jeder Muskel es wert ist, trainiert zu werden.“
    War das tatsächlich ein rötlicher Schimmer, der Christians Haut überzog? Gabriels Augen weiteten sich. Zugleich stellte er fest, dass es ihm diebisches Vergnügen bereitete, Christian in Verlegenheit zu bringen. Mehr noch, nachdem der jahrelang sein Dasein als Held, vielmehr als Anti-Held in Gabriels Unterbewusstsein gefristet hatte. Auch wenn Gabriel versucht hatte, nicht an ihn zu denken, sich zudem angewöhnt, jede Erinnerung zu verbannen, so hatte das Bild des unangepassten Rebellen ihn durch die vergangenen
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