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Babylon in Hongkong

Babylon in Hongkong

Titel: Babylon in Hongkong
Autoren: Jason Dark
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erklärte ihm Suko. »Du weißt, daß ich dich nicht als Vater ansehe, und danach solltest du dich richten.«
    »Komm her!«
    Suko ahnte, daß der Mandarin eine Schlechtigkeit vorhatte. Bestimmt besaß er noch einen Trumpf, von dem Suko keine Ahnung hatte. Äußerlich sah er ihm nichts an.
    Zudem mußte er noch diesen Tao im Auge behalten. Der Koloß rührte sich nicht. Er klebte förmlich innen an der Bordwand. Die Schminke um seine Augen herum war verlaufen. Als dunkle Rinnsale rann das Zeug über das bleiche Gesicht.
    »Hol mich!«
    Das ließ Suko sich nicht mehr länger sagen. Mit festen Schritten ging er auf den Mandarin zu. Der wich zurück, als wollte er an der Rückenlehne Schutz suchen.
    Mit der Linken griff Suko zu und umklammerte das Handgelenk des Mandarins. Es fühlte sich hart an, irgendwie fleischlos. Suko empfand so etwas wie Ekel.
    Dann zerrte er den alten Mann zu sich heran.
    Der Mandarin keuchte, greinte, seine Knochen klapperten zwar nicht, aber sie bewegten sich unkontrolliert, so daß Suko den Eindruck bekam, er hätte schon einige Sehnen zerrissen.
    Zwar stemmte sich sein Vater gegen den Griff, schaute ihn aus weit aufgerissenen Augen an, keuchte etwas, und Suko setzte noch mehr Kraft ein.
    Es war ein Fehler, denn er hatte den Zusammenhalt der Knochen unterschätzt.
    Plötzlich fiel er zurück, etwas brach unter dem Griff seiner zufassenden Hand, der Widerstand war verschwunden, und er selbst taumelte zurück. Er sah noch, wie der Mandarin die Hand schlenkerte und sich Tao in Bewegung setzte.
    Trotz seiner Körperfülle bewegte sich der Koloß ungemein schnell. Er überwand die Distanz leicht, und er hatte noch aus seinem Umhang Waffen hervorgezogen.
    Es waren zwei Nadeln, die er in seinen dicken Händen hielt, sie zuckend bewegte, bevor er damit auf Suko einstach.
    Der war wieder hochgekommen, hörte seinen Vater schreien wie einen kleinen Vogel und hätte den Koloß mit Kugeln stoppen können, was er nicht wollte.
    Suko steckte die Beretta weg, um die Hände freizuhaben. Als Tao mit den Nadeln zustach, unterlief Suko beide Arme und hebte den Koloß aus. Schwer und dröhnend fiel Tao um, fluchte dabei, rollte sich weiter. Er bekam von Suko einen Tritt, als er sich aufrichten wollte. Eine Nadel wirbelte aus seiner Hand. Mit der zweiten stach er noch zu, rammte sie aber in die Planken und kassierte den nächsten Karatetritt des Inspektors, der ihn endgültig ins Reich der Träume schickte, denn der Koloß besaß so etwas wie ein Glaskinn, einen schwachen Punkt bei diesem immensen Körper.
    Wie ein riesiges Stück Fleisch, das allmählich zur Ruhe kam, lag er neben der Öllampe.
    Das Hindernis war beseitigt. Suko drehte sich um, weil er den Mandarin holen wollte - und hob plötzlich beide Hände. Sein Vater hielt eine Waffe in der Hand. Die beiden Mündungen der kurzläufigen Schrotflinte glotzten Suko an wie böse Augen. Und die Augen des Mandarins selbst leuchteten ebenfalls. Aus ihnen strahlte Suko der blanke Haß und die reine Mordlust entgegen.
    »Ich habe sie einem Engländer abgenommen. Es ist schon lange her«, erklärte der Mandarin, der die Waffe nur mit der rechten Hand hielt, den Kolben aber so in die Fllbogenbeuge eingestemmt hatte, daß er sie auch ruhig halten konnte. »Dieser Engländer ist stolz auf die Watte gewesen, sehr stolz, nun habe ich sie. Sie ist zu meinem letzten Trumpf geworden, verstehst du?«
    »Sicher!«
    »Du hast gesagt, daß du nicht mein Sohn sein willst, dann will ich auch nicht länger dein Vater sein, dann bist du für mich nur noch ein Feind und Verräter. Diese Waffe streut, du kennst sie, ein Kind kann sie bedienen, auch jemand, der schwach ist, wie ich. Wenn ich gleich abdrücke, werden dich die Ladungen zerreißen.«
    Suko blieb äußerlich ruhig. »Es hat dir nie etwas ausgemacht, jemand zu töten, wie?«
    »So ist es. Du bist hier in Hongkong geboren, und in Hongkong wirst du sterben. Dein Tod läutet das Babylon für diese verdammte Stadt ein, die sich gegen mich gestellt hat, anstatt mir zu Füßen zu liegen. Dafür wird sie bezahlen.«
    Der Mandarin war nur eine Figur, das Abziehbild eines Menschen, aber er hatte recht, was die Funktion der Schrotflinte anging. Die konnte ein Kind bedienen, er brauchte nicht einmal zu ziehen, die Streuwirkung reichte aus.
    »Das hat doch keinen Sinn«, versuchte es Suko noch einmal. Er merkte, daß er ins Schwitzen geraten war. »Ich bin nicht allein gekommen, ich habe Unterstützung.«
    »Ja, dein weißer
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