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Babylon in Hongkong

Babylon in Hongkong

Titel: Babylon in Hongkong
Autoren: Jason Dark
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der Tongs und rissen die Herrschaft an uns. Es war klar, daß ich dabei keinen Sohn gebrauchen konnte. Ich gab dich in ein Kloster. Niemals solltest du erfahren, wer dein Vater gewesen war. In unserer langen Ahnenreihe hat es viele Mächtige gegeben, auch Dämonen und Menschen, die den Göttern zu Diensten waren. Weißt du nun Bescheid?«
    »Etwas mehr.«
    »Ich bin alt geworden, ich suche jemand, der mir nachfolgen kann. Ich wollte es mit dir versuchen.«
    »Nein!«
    Der Mandarin lachte. »Du wirst es dir bestimmt noch überlegen, glaube mir.«
    »Wer war meine Mutter?«
    Wieder zerrte der Mandarin an seinen Fingern, hob mühevoll den Kopf und schielte Suko von der Seite her an. »Sie war eine schöne Frau, eine sehr schöne sogar.«
    »Lebt sie noch?«
    »Nein.«
    »Wie kam sie um?«
    Der Mandarin winkte ab. Die Bewegung sah schlimm aus. Wieder hatte Suko den Eindruck, als würde die Hand nur mehr an dünnen Fäden mit dem Arm verbunden sein. »Sie brachte sich selbst um.«
    »Du hast sie dazu getrieben?«
    »Nein, sie war es selbst. Sie konnte den Druck nicht mehr ertragen. Aber ich will darüber nicht reden. Ich habe einen Sohn, ich habe ihn gefunden, das allein zählt.«
    »Stammt der Brief von dir?«
    Da lachte Sukos Vater. Mühsam hob er beide Arme. »Schau mich an, kann ich schreiben?«
    »Das glaube ich nicht.«
    »Eben. Cheng Wang schrieb ihn für mich. Er ist ein Künstler und ein Wissenschaftler gewesen, aber kein Freund, denn er hat mich enttäuscht. Er war ein Verräter.«
    »Er meinte es gut. Er kannte dich. Er wollte nicht, daß du das Grauen bringst, Mandarin.« Mitdem Wort Vater konnte Suko diese Person nicht ansprechen. Diese Person war ihm zu fremd, außerdem stand sie auf der anderen Seite.
    »Er irrte«, erklärte der Mandarin. »Ich bin zu alt. Ich will meinen Auftrag an dich übergeben, Sohn.«
    »Wie sieht der aus?«
    »Du wirst Herr über die weißen Masken. Eine alte Gruppe, die schon vor Jahrhunderten bekannt war und einstens der Prinzessin Li gedient hatte, der Tochter des Erhabenen aus Jade.«
    Natürlich kannte Suko die Mythologie seines Heimatlandes. Der Erhabene aus Jade hatte in alter Zeit die Spitzenposition des Kaisers inne und seinen Untertanen, zu denen oft genug die Mandarine gehörten, Posten am Hof verschafft!
    Die Prinzessin Li war die Tochter des Erhabenen und als Schutzpatronin auserwählt. Suko und sein Freund John Sinclair hatten bereits mit ihr Bekanntschaft gemacht, als sie den Fall der Pesthügel von Shanghai lösten, und er wußte auch, daß die Prinzessin auf seiner Seite stand.
    »Wenn die Masken wirklich der Prinzessin gedient haben, dann wären ihnen Morde zuwider gewesen.«
    »Heute nicht mehr.«
    »Ich glaube dir nicht, Mandarin. Ich weiß, daß du ein Babylon in Hongkong errichten willst. Du möchtest alles unter Kontrolle bekommen, aber dem werde ich einen Riegel vorschieben.«
    Der Greis verzog das Gesicht. »Rede nicht so dumm. Nicht ich will die Macht, du sollst sie bekommen. Gib acht«, sprach er weiter, bevor Suko Widerspruch einlegen konnte. »Gib genau acht.« Schlenkernd bewegte er seine rechte Hand, bevor er sie in den Falten seines grünen Gewandes verschwinden ließ. Ebenso schlenkernd zog er sie wieder hervor. Diesmal war sie zur Faust geballt. Mühsam streckte er Suko Arm und Faust entgegen. »Komm her, Sohn, komm näher, ich will dir etwas zeigen.«
    Suko zögerte zunächst, ließ sich dann auf zwei Schritte ein, was den Mandarin zufriedenstellte. Er öffnete die Faust. Gebannt starrte Suko auf den Gegenstand, der plötzlich zum Vorschein kam. Es war eine Figur.
    Wunderbar geschnitzt, aus Jade bestehend, mit kleinen vorstehenden Brüsten, mit einem feingeschwungenen Gesicht, in dem sogar die Augen genau zu sehen waren.
    »Kennst du sie?«
    »Es ist die Prinzessin Li!«
    Die Lippen des Mandarins verzogen sich zu einem breiten Grinsen. »Ja, es ist die Prinzessin, die uns damals so unterstützt hat. Wenn du meine Nachfolge antrittst, wird sie auch dich unterstützen. Hier, nimm sie an dich, ich übergebe dir die Macht, die sie auf mich übertragen hat. Jetzt sollst du sie haben.«
    »Ich will sie nicht!«
    »Du bist mein Sohn!«
    »Nein, Mandarin, das mag zwar sein, aber ich werde dich niemals Vater nennen können. Hast du gehört? Niemals!«
    »Nimm sie, spüre die Macht.« Er ließ sich nicht beirren. »Los, du mußt sie nehmen!«
    Suko überlegte. Er dachte in zwei verschiedene Richtungen. Wenn er sie nicht nahm, blieb alles beim alten. Griff er
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