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Babson, Marian

Babson, Marian

Titel: Babson, Marian
Autoren: Die Katze mit den sieben Leben
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zu erlangen.
    Lorinda verzog
das Gesicht beim Anblick der altertümlichen Schönheit vor ihrem Fenster und
wandte sich ab. Ihre Unzufriedenheit hatte nicht allein berufliche Gründe.
Seinerzeit war es ihr wie eine gute Idee erschienen. »Ich habe die Entdeckung
unseres Lebens gemacht«, hatte Dorian vor einem Jahr verkündet, als sie am
Bridgetisch beisammensaßen. »Brimful Coffers. Ein reizendes kleines Städtchen.
Urtümlich, nicht überlaufen und nahe bei London. Etliche äußerst interessante
Anwesen werden zu Spottpreisen angeboten, weil sie dringend modernisiert werden
müssen. So billig sie auch sind, können die Bewohner des Ortes sich das nicht
leisten. Aber wir können so was bequem aus der Portokasse bezahlen — und wir
hätten immer die Gewissheit, einen vierten Bridgespieler zu haben.«
    Irgendwie war
es seinerzeit ihrer Aufmerksamkeit entgangen, dass Bridge ihr eigentlich gar
nicht so viel bedeutete. Und nachdem sie sechs Monate hier zugebracht hatte,
war sie sich längst nicht mehr sicher, ob ihr ihre Kollegen besonders viel
bedeuteten.
    Wie es sich für
den Erfinder von Field Marshal Sir Oliver Aldershot gehörte, war Dorian King
der geborene Organisator. Einen nach dem anderen hatte er die von ihm auserkorenen
Kollegen in dieses Dorf gekarrt, sie mit dem Immobilienmakler vor Ort bekannt
gemacht und sie dann bei der Besichtigung der angebotenen Anwesen begleitet, um
nebenbei Vorschläge zu machen, wo etwas umgebaut, verbessert oder renoviert
werden konnte. Lediglich als es um die Unterzeichnung der Kaufverträge ging,
hielt er sich
    zurück und
führte nicht die Hand seiner gutgläubigen Opfer. Und er stand ihnen auch nicht
beim Abschluss der Hypothekendarlehen zur Seite, bei denen seinen Kollegen
allmählich klar wurde, dass sie andere Vorstellungen davon hatten, wie viel
Geld sich für gewöhnlich in einer Portokasse befand.
    Trotz allem
musste sie zugeben, dass es ein reizendes kleines Cottage war, das genau dem
entsprach, was sie glaubte, haben zu wollen. Außerdem liebten die Katzen den
Garten und genossen es sichtlich, das große unbekannte Territorium Stück für
Stück zu erkunden, das ihnen eine Freiheit gestattete, die ihnen durch den
Straßenverkehr bislang verwehrt geblieben war. Ein anderer Vorteil war der, dass
es keinen Mangel an Katzensittern gab und dass immer jemand da war, der nach
ihnen sehen und sie füttern konnte, wenn Lorinda nach London musste oder
unterwegs war, um etwas zu recherchieren. Es machte ihr auch nichts aus, sich
im Gegenzug, wenn ein Nachbar sie darum bat, um dessen Haustiere zu kümmern.
Nein, das wachsende Unbehagen hatte eine tiefere Ursache, doch es war noch
nicht aller Tage Abend, und ganz bestimmt würde sich alles in Wohlgefallen
auflösen.
    Flip-flop
... Flip-flop ... Dem vertrauten Geräusch der Katzenklappe folgte
das Tapsen kleiner sanfter Pfoten auf den Stufen, als die Katzen die Treppe
nach oben rannten und zielstrebig auf ihr Arbeitszimmer zusteuerten.
    Hätt-ich's
lief vorneweg, doch Bloß-gewusst war dicht hinter ihr. Sie inspizierten
flüchtig das Zimmer, dann setzten sie sich nebeneinander hin und betrachteten
Lorinda mit großen Augen und Unschuldsmiene. Diesen Blick kannte sie nur zu
gut.
    »Was habt ihr
zwei angestellt?«, fragte sie argwöhnisch.
    Flip-flop
... Flop ... Flop, kratz... »Aaiiiiiaauuu ...«
    »O nein, nicht
schon wieder!«, stöhnte sie.
    »Miiaaaauuuuu ...« Das
klägliche Miauen drang bis in
    den ersten
Stock, wurde eindringlicher und grenzte Augenblicke später an Panik.
    »Ist ja gut,
ich komme schon«, rief sie. Die Katzen standen auf und folgten
ihr nach unten. »Kommt mit«, sagte sie zu den beiden. »Wollen wir mal sehen,
was jetzt wieder los ist.«
    Der große
rötliche Kater steckte in der Katzenklappe fest, seine vordere Hälfte ragte in
den Flur. Nach einem jämmerlichen Blick in Lorindas Richtung begann er, sich
erneut zu winden, aber es gab für ihn kein Vor und kein Zurück mehr.
    »Oh, Pudding«,
schimpfte sie mit ihm. Eigentlich hieß der Kater nicht so, aber es wäre ein
guter Name für ihn gewesen, war er doch süß und dick. »Wirst du das denn nie
begreifen?«
    »Aaaaiiiaaauuu «, beklagte er
sich und versuchte, sich zu drehen.
    »Nein, nein,
hör auf damit. So machst du es nur noch schlimmer.« Sie bückte sich und
streichelte ihn, um ihn zu beruhigen. »Bewahr du die Ruhe, und ich hole Hilfe.«
    Von Hätt-ich's
war wie üblich keine Unterstützung zu erwarten. Stattdessen bedachte sie den
hilflosen
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