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Babel 17

Babel 17

Titel: Babel 17
Autoren: Samuel R. Delany
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grün, das Haar rosa und wie ein Turban um den Kopf gewickelt. Reflektierende Metallplättchen im Nabel, auf Brustwarzen und Lippen blitzten bei jeder Bewegung im Licht.
    »Lieber nicht«, sagte Appleby schnell.
    »Ziehen Sie wenigstens Ihre Schuhe und das Hemd aus«, sagte Rydra, die sich bereits ihrer Bluse entledigte. »Die Leute würden es komisch finden.«
    »Das ist mir gleich«, sagte er standhaft. Er war im Begriff, sich abzuwenden, als jemand seinen Arm packte. »He, Zoll!«
    Vor ihm stand ein riesiger nackter Mann mit einem pockennarbigen Gesicht, das wie Baumrinde aussah. Sein einziger Schmuck waren mechanische Leuchtkäfer, die in ständig wechselnden Konfigurationen über seine Brust, Schultern, Arme und Beine schwärmten.
    »Wie bitte?« sagte Appleby.
    »Was machen Sie hier, Zoll?«
    »Sir, ich belästige Sie nicht.«
    »Und ich belästige Sie nicht. Im Gegenteil, ich wollte mit Ihnen ein Gläschen trinken.«
    »Sehr freundlich von Ihnen, aber Sie sehen, ich bin in Gesellschaft.«
    Der Angetrunkene, dessen langes, schwarzes Haar hinter seinem linken Ohr zusammengeknotet war, blickte zu Rydra Wong. Dann langte er zwischen ihre Brüste und hob die kleine goldene Plakette, die an einer Kette von ihrem Hals hing. »Kapitän?« fragte er ungläubig.
    Sie nickte.
    »Dann lasse ich Sie besser in Ruhe«, sagte er grinsend. »Kommen Sie, Kapitän, ich gebe Ihnen und dem Zoll hier einen aus.«
    Sie drängten sich zur Theke durch, und der Hüne ließ auffahren. Das grüne Getränk, in besseren Lokalen aus kleinen Gläsern getrunken, wurde hier in Bierkrügen serviert.
    »Auf wen setzen Sie, Kapitän«, fragte der Fremde. »Brass oder den Drachen?«
    »Ich wette nicht«, sagte Rydra. »Ich suche Leute. Kennen Sie Brass?«
    »Ich war auf der letzten Reise sein Navigator. Wir kamen vor einer Woche zurück.«
    »Wie heißen Sie?«
    »Calli, Zweiter Navigator.«
    »Mein Name ist Wong. Wo haben Sie Ihren Ersten und Dritten Navigator?«
    »Der Dritte ist irgendwo da drüben und trinkt sich einen an. Der Erste war ein nettes Mädchen, Cathy O’Higgins. Sie ist tot.« Er hob seinen Krug und trank.
    »Wie kam es dazu?« fragte Rydra.
    »Wir hatten einen Zusammenstoß mit den Invasoren. Die einzigen, die es nicht erwischt hat, sind Brass, ich, unser Dritter und unser Auge. Das Auge wurde verrückt, als es das Ohr und die Nase nicht mehr hatte. Sie waren zehn Jahre lang körperlos zusammen gewesen. Ron, Cathy und ich waren erst auf der dritten gemeinsamen Reise. Aber trotzdem – es ist schlimm.«
    »Rufen Sie den Dritten Navigator herüber«, sagte Rydra.
    »Warum?«
    »Ich brauche eine ganze Mannschaft.«
    Calli runzelte die Stirn. »Wir haben keinen Ersten mehr.«
    »Wollen Sie für immer hier herumsitzen und Trübsal blasen? Suchen Sie einen neuen.«
    Calli grunzte. »Warten Sie, Kapitän, ich werde Ron holen.« Er verschwand im Gedränge. Ein paar Minuten vergingen, dann sagte seine Stimme hinter ihnen: »Kapitän Wong, das ist Ron, der beste Dritte Navigator, den das Sonnensystem gesehen hat.«
    Rydra und der Zollinspektor wandten sich um. Vor ihnen stand ein kleiner, dünner, blasser Bursche von knapp zwanzig Jahren, ungekämmt und blauäugig, mit silbernen Ringen in den verlängerten Ohrläppchen, doch sonst ohne sichtbare Zeichen kosmetischer Chirurgie; wahrscheinlich hatte er noch nicht genug Geld dafür gespart. Er lächelte und tippte salutierend an seine Schläfe, und der Zollinspektor sah, daß er abgekaute Nägel hatte.
    »Kapitän Wong sucht eine Mannschaft«, sagte Calli. Ron schob sich näher an die Theke. Er war so dünn und sehnig, daß man jeden Muskel sehen konnte, der sich unter seiner milchigen Haut bewegte.
    »Wir haben keinen Ersten Navigator«, meinte Ron ungewiß.
    »Ich könnte Ihnen helfen, einen neuen zu finden«, sagte Rydra.
    Die Navigatoren sahen einander an, und der Junge zuckte die mageren Schultern. »Ich bin nicht unbedingt dagegen, Calli«, sagte er. »Laß uns sehen, wen sie vorschlägt.«
    Rydra nickte. »In Ordnung. Aber nun wollen wir uns den Kampf ansehen. Er muß gleich anfangen.«
    Farbige Scheinwerfer strahlten das kugelförmige Netz über den Tischen an. Die übrige Beleuchtung wurde zu einem matten Glimmen abgeblendet. Die Gäste an den Tischen klappten ihre verstellbaren Stuhllehnen zurück, um besser beobachten zu können.
    Durch einen Laufgang von der Galerie kamen die beiden Kontrahenten, voran der »Silberne Drache«, eine monströse Gestalt mit segelartigen Hautlappen
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