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Babel 17

Babel 17

Titel: Babel 17
Autoren: Samuel R. Delany
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zwang und mit einem Fußstoß durch die Kugel schleuderte. Während sie seitwärts aufprallte, fing er sich mit einer gespreizten Hand ab und schwebte horizontal über der trampelnden und applaudierenden Menge, in grünes Licht getaucht. »Hat er gewonnen?« fragte der Zollinspektor.
    »Natürlich hat er gewonnen! Gehen wir zu ihm. Kommen Sie, Kapitän!«
    Als sie die Garderobe der Kämpfer erreichten, sahen sie das nächste Paar bereitstehen, umringt von Promotern und Helfern. Der Ausgang zur Kugel wurde geöffnet, und Brass kam herein, schwitzend und ermattet.
    »He!« rief Calli. »He, das war großartig, Junge. Und ein Kapitän will dich sprechen. Ich habe sie gleich mitgebracht.«
    Brass wischte schweißnasse Strähnen seiner goldenen Mähne aus der Stirn und kam näher.
    »Hat meine Vorstellung Ihnen gefallen, Kapitän?« keuchte er.
    »Gut genug, daß ich Sie fragen möchte, ob Sie mein Pilot durch die Specellis sein wollen. Ich bin Kapitän Wong und fliege im Auftrag der Regierung.«
    »Freut mich«, sagte Brass. Er band seinen Lendenschurz los, nahm ein Handtuch und begann sich abzutrocknen. »Natürlich, ich bin dabei. Zum üblichen Tarif.«
    »Fein«, sagte Rydra. »Geben Sie dem Inspektor hier Ihren Psychoindex, und er wird Sie genehmigen.«
    »Dann soll es schon morgen losgehen?«
    »Morgen früh.«
    Brass griff unter seinen Vollbart und nestelte eine dünne Metallplatte aus einem Brustbeutel. »Da haben Sie, Zoll.«
    Der Inspektor las die eingestanzten Ziffern- und Buchstabenkombinationen, zog ein Buch aus der Brusttasche und schlug im Personalverzeichnis nach, bis er die Vorjahrswerte fand. Der Vergleich ergab eine negative Veränderung im Stabilitätsindex, aber er beschloß, die Gesamtsumme später auszurechnen. Die Erfahrung sagte ihm, daß Brass’ Psychoindex ein gutes Stück über dem vorgeschriebenen Mindestniveau lag. »In Ordnung«, sagte er. »Kapitän Wong, wie steht es mit ihren Karten?« Und er nickte zu Calli und Ron.
    »Machen Sie sich um uns keine Gedanken«, erklärte Ron. »Zuerst müssen wir einen Ersten Navigator haben.«
    »Ja, wir können sie später überprüfen«, stimmte Rydra zu. »Jetzt kommt es darauf an, die übrigen Leute zusammenzubringen.«
    »Sie suchen eine komplette Mannschaft?« fragte Brass.
    Rydra nickte. »Wie ist es mit dem Auge, das mit Ihnen zurückkam?«
    Brass schüttelte den Kopf. »Hat Ohr und Nase verloren. Sie waren ein unzertrennliches Trio, Kapitän. Nach unserer Rückkehr ging es gleich ins Leichenhaus.«
    »Ich verstehe. Können Sie mir jemanden empfehlen?«
    »Einen Steward und eine Mannschaft könnte ich für Sie zusammenbringen, Kapitän. Für ein neues Trio müßten Sie in den Sektor der Körperlosen gehen und selbst zusehen.«
    »Wenn Sie bis morgen früh komplett sein wollen, sollten wir jetzt lieber anfangen«, sagte Calli.
    Rydra nickte. »Gut. Brass, besorgen Sie einen tüchtigen Steward und eine Mannschaft. Es brauchen keine besonders erfahrenen Leute zu sein. Hauptsache, sie haben ihre erste Reise hinter sich.«
    Sie arbeiteten sich zum Ausgang durch und ließen sich ihre Kleider geben. Als Brass gegangen war, sagte der Zollinspektor nach einem Blick zum Kugelnetz, wo eben ein neuer Kampf begann: »Sie meinen, man könne wirklich einen Piloten beurteilen, indem man ihn kämpfen sieht?«
    Rydra nickte. »Im Schiff ist das Nervensystem des Piloten direkt mit den Bordsystemen verbunden. Der ganze Prozeß der Hyperstasis mit der richtigen Wahl der Transitwechsel ist von ihm abhängig. Nach seinen Reflexen kann man seine Fähigkeit beurteilen, den künstlichen Körper des Schiffes zu beherrschen. Ein erfahrener Transportmann kann Ihnen genau sagen, wie er mit den Störungen der Hyperstasis arbeiten wird.«
    Sie erreichten eine Kreuzung, und Calli nickte nach links. »Der nächste Weg zum Sektor der Körperlosen ist hier.«
    Die Straßen wurden schmaler, menschenleerer. Nicht lange, und sie kamen an einen alten Bretterzaun. Auf der anderen Seite erstreckte sich eine leere Fläche, besetzt mit einigen Dutzend Strukturen, die an Fördertürme erinnerten. Ein Netzwerk von Kabeln und Leitungen verband sie untereinander. Der bläuliche Schein vereinzelter Lichtmasten ließ den größten Teil des Areals im Halbschatten.
    »Ist dies …?« fing der Zollinspektor an, dann verstummte er. Sie gingen den Bretterzaun entlang, bis sie eine offene Tür fanden, und betraten das Gelände. Keiner von ihnen sprach, als sie sich langsam den Türmen näherten. Vor
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