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Babel 17

Babel 17

Titel: Babel 17
Autoren: Samuel R. Delany
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ich glaube, du wirst mit dieser Sache fertig.«
    »Ich würde mich bedanken und morgen abreisen.«
    »Und angenommen, ich sagte, ich würde mir gern eine Woche Zeit nehmen, um deine Psychoindizes zu überprüfen, während du bei mir bliebst und öffentliche Lesungen und Cocktailpartys absagtest?«
    »Ich würde mich bedanken. Und morgen abreisen.«
    Er grinste. »Warum zum Teufel holst du mich dann aus dem Bett?«
    »Weil …« Sie zuckte die Achseln. »Weil ich morgen furchtbar beschäftigt sein und … und keine Zeit haben werde, mich zu verabschieden.«
    »Ah.« Sein Gesicht entspannte sich zu einem Lächeln. »Dann leb wohl und viel Glück. Ich bin froh, daß du mich geweckt hast. Hättest du es nicht getan, wäre ich morgen zornig wie ein gereizter Gockel.«
    »Ich weiß, was ich dir schuldig bin, Mocky«, sagte sie. »Und es war wirklich wichtig, daß ich mit dir darüber sprach. Ich habe immer noch Angst.«
     

 
3.
     
    Danil D. Appleby, der sich selten in seinen Gedanken mit diesem Namen identifizierte – er war Zollinspektor –, las den Befehl durch blitzende Brillengläser und fuhr mit der freien Hand über sein rotes Haar. »Nun, da steht, daß Sie können, wenn Sie wollen. Und es ist von General Forester unterzeichnet.«
    »Dann darf ich wohl erwarten, daß Sie mir behilflich sein werden.«
    »Aber ich muß Besatzung und Schiff ausklarieren und die Zusammensetzung der Mannschaft genehmigen«, sagte er. »Wo sind Ihre Leute, Kapitän Wong?«
    »Ich habe sie noch nicht beisammen. Ich hatte den ganzen Tag zu tun, das Schiff zu bekommen und die Papiere zusammenzubringen. Ich muß Sie bitten, mit mir zu gehen und die Leute an Ort und Stelle zu genehmigen.«
    »Aber Kapitän Wong, ich gehe nachts nicht im Viertel der Transportleute spazieren.«
    »Mir macht es Spaß. Haben Sie Angst?«
    »Nicht direkt. Aber …«
    »Ich muß morgen früh eine Mannschaft beisammen haben. Und Sie sehen, daß ich General Foresters Unterschrift habe. Es ist wichtig. Also kommen Sie schon mit. Oder haben Sie eine eifersüchtige Frau zu Hause?« Sie lachte hell.
    »Das nicht, aber …«
    Mit beharrlichem Drängen bugsierte sie den immer noch widerstrebenden und protestierenden Beamten hinaus. Erst als sie die Bronze- und Glasfassade des Gebäudes im Rücken hatten, ergab Appleby sich in sein Schicksal.
    Sie warteten annähernd sechs Minuten auf die Einschienenbahn, und als sie nach weiteren zehn Minuten ausstiegen, waren die Straßen schmaler, die Gebäude niedriger, und ein unaufhörliches Pfeifen und Heulen startender und landender Transportschiffe erfüllte den dunklen Himmel. Lagerhallen, Reparaturbetriebe und die Geschäfte von Schiffsausrüstern wechselten mit Reihen schmalbrüstiger und ärmlicher Wohnhäuser. Es gab viele billige Hotels und Logierhäuser. Eine breite Durchgangsstraße zerschnitt das Viertel mit lärmendem Lasterverkehr, giftig glühenden Leuchtschriften, die Spielsalons, Bars, Restaurants und Bordelle anzeigten. Die Trottoirs waren voll. Obwohl der Zollinspektor Rydra Wong um einen Kopf überragte, hatte er Mühe, mit ihr Schritt zu halten.
    »Wo wollen Sie Ihre Leute finden?« fragte er unbehaglich.
    »Zuerst brauche ich einen guten Piloten.« Sie blieb an einer Ecke stehen, steckte die Hände in die Taschen ihrer ledernen Hosen und blickte umher.
    »Wissen Sie schon, wen Sie nehmen werden?«
    »Ich denke an mehrere Leute. Hier entlang.« Sie bogen in eine schmalere Seitenstraße ein, noch belebter, im Licht noch grellerer Reklamen.
    »Wohin gehen wir? Kennen Sie diese Gegend?«
    Aber sie lachte nur, schob ihren Arm in seinen und führte ihn weiter. Nach vierzig oder fünfzig Schritten machte sie vor einer eisernen Treppe halt. »Hier hinein?«
    »Waren Sie schon mal in diesem Haus?« fragte sie mit einer seltsam unschuldigen Begeisterung, die ihm einen Moment das Gefühl gab, er führe sie zu einem Bummel aus.
    Er schüttelte seinen Kopf.
    Aus der Kellerbar kam ein ebenholzschwarzer Mann. Rote und grüne Juwelen waren in die Haut seines Gesichts, seiner Brust, seiner Arme und Beine eingelassen. Hautlappen, auch sie mit Juwelen besetzt, hingen von seinen Armen und schlugen wie verkümmerte Fledermausflügel die Luft, als er die Stufen heraufeilte.
    Rydra hielt den Vorbeigehenden an der Schulter zurück. »He, Lome!«
    Der Schwarze fuhr herum. »Kapitän Wong! Welche Überraschung! Was tun Sie hier?«
    »Ich suche Leute. Sagen Sie, Lome, stimmt es, daß Brass heute abend ringt?«
    »Sie wollen ihn sehen?
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