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Babel 1 - Hexenwut

Babel 1 - Hexenwut

Titel: Babel 1 - Hexenwut
Autoren: Cay Winter
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die Tränen dort blieben, wo sie waren. Eingeschlossen in ihrem Inneren.
    Gerade als sie den nächsten Schluck Kaffee nehmen wollte, breitete sich in ihr diese altbekannte Wärme aus, die ihr Herz schneller schlagen ließ. Erschrocken wandte sie sich dem Fenster zu.
    »Was ist?«, fragte Hilmar.
    Sie wusste nicht, was sie ihm sagen sollte. Stattdessen starrte sie auf das Fenster, aber hinter der dichten Gardine war nichts zu sehen.
    Hilmar runzelte die Stirn, trat ans Fenster und schob die Gardine zur Seite. »Das kann doch nicht wahr sein«, fluchte er und marschierte an ihr vorbei zur Eingangstür.
    Babel musste nicht fragen, was er im Garten gesehen hatte.
    Warum ausgerechnet heute?
    Kurz darauf hörte sie Hilmars wütende Stimme: »Was willst du hier?«
    Sams Antwort konnte sie nicht verstehen, aber seine Stimme besaß jenen Ton, der Langeweile ausdrückte. Wie immer war es Sam egal, wen er verärgerte, er kam einfach her. Auf das Territorium einer Hexe. Uneingeladen.
    Babel konnte seine Nähe fast schmerzhaft in ihren Eingeweiden spüren. Nichts war ihr jemals so schwergefallen wie die Trennung von ihm, und noch immer bildete sie sich ein, seine Berührungen manchmal auf ihrer Haut spüren zu können. Oder sein Flüstern ...
    Sie werden sich deinem Willen beugen. Keine Hexe zuvor hat die Dämonen so beherrscht...
    Mit zitternden Knien ging sie in den Flur. Sie wollte ihm sagen, dass er verschwinden sollte. Dass sie ihn nicht wiedersehen wollte. Dass sie es ernst gemeint hatte, als sie gesagt hatte, dass Schluss wäre. Die Sache zwischen ihnen erledigt.
    Noch einen Schritt tat sie nach vom, ihre Hand suchte Halt an der Wand. Vor dem Eingang stand Hilmar, den Arm drohend erhoben. Sam sah sie nicht, er musste direkt vor Hilmar stehen. Aber seine Anwesenheit setzte ihre Sinne in Brand, und sein Energienetz verband sich mit ihrem.
    »Hab ich dir nicht schon das letzte Mal gesagt, du sollst dich von ihr fernhalten, Junge?«
    »Was interessiert's mich, was du sagst«, erwiderte Sam.
    Babel konnte sich vorstellen, welchen Gesichtsausdruck er trug. Arrogant und furchdos wie alte Veteranen, die längst die Angst vor dem Tod verloren hatten. Sam hatte immer versucht, so viel in sein Leben zu pressen, wie er konnte. Er hatte keine Furcht davor, dass es aus den Nähten platzte.
    Mal ehrlich, willst du am Ende deines Lebens feststellen, dass du die Hälfte vergeudet hast?
    Und genau das war das Problem, denn Sam hatte ja mit allem recht. Sie wollte dieses pralle Leben, das er versprach. Den Rausch, die Macht, das Fühlen. Sie hatte nur nicht erwartet, dass es so einen hohen Preis hatte. Am Ende hatte es sich herausgestellt, dass sie nicht bereit war, ihn zu zahlen.
    Ich bin nicht du, hatte sie bei ihrem letzten Treffen gesagt, als er über Hilmars Mauer gesprungen war, um sie zu sehen, und Hilmar ihn nach fünf Minuten rausgeschmissen hatte.
    »Babel braucht dich nicht, sie will dich nicht sehen, verstehst du das? Verschwinde, oder ich sorg dafür.« Hilmars Haltung versteifte sich, sein Ton wurde eisig.
    Babel erkannte, dass er kurz davor war, Magie einzusetzen, um Sam loszuwerden. Beunruhigt trat sie in die Tür, und endlich fiel ihr Blick auch auf Sam, der Hilmar nicht beachtete und ganz auf sie konzentriert war. Sein Mund war zu diesem einladenden Grinsen verzogen, und sein Blick versprach alle möglichen Genüsse. Sofort schmeckte sie wieder die Süße, die so typisch für ihn war.
    »Geh, Sam, bitte.« Sie lehnte den Kopf an den Türrahmen, während er einen Schritt auf sie zumachte. Aber Hilmar packte ihn am Arm.
    »Jetzt hab ich langsam genug von deinen Spielchen, Junge. Du hörst sofort auf damit, hier rumzuschleichen. Keine unverhofften Besuche mehr. Du hörst auf, ihr nachzustellen. Du rufst sie nicht an, du triffst sie nicht. Du wirst einfach aus ihrem Leben verschwinden. Ist das klar?«
    Einen Moment lang sah Sam Hilmar an, konzentrierte sich ganz auf ihn. Als er den Kopf abwandte, war klar, dass es ihn nicht interessierte, was Hilmar zu sagen hatte. Hilmar war für ihn nicht mehr als eine lästige Behinderung auf dem Weg zu seinem eigentlichen Ziel. Etwas, das man umgehen musste.
    Wütend verstärkte Hilmar seinen Griff.
    »Ich würde loslassen, wenn ich du wäre«, grollte Sam.
    Und in diesem Augenblick setzte Hilmar seine Magie ein. Babel spürte die magische Explosion, das Brennen in ihren Synapsen, und kaum hatte sie begriffen, was vor sich ging, sackte Sam auch schon in sich zusammen. Den Oberkörper im
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